Kurs Südwest
Unsere Zeit im Scoresbysund ist um. Zurück von unserem Ausflug in die Fjorde biegen wir vor Ittoqqortoormiit gleich rechts ab nach Amdrups Havn zum Wasserfall, um Trinkwasser zu bunkern. Wir ankern bei einsetzendem Nieselregen und machen das Dinghy klar. Es dauert gut zwei Stunden bis wir mit 2 Kanistern und einem Wassersack unsere Tanks aufgefüllt haben. Seit Island haben wir nur rund 600 l Wasser verbraucht. Das geht gut, wenn alle sparsam sind und das Geschirr und wir selbst mit Salzwasser gereinigt werden. Am nächsten Tag wird noch Diesel gebunkert, auch mit dem Dinghy. Alles mühsam und zeitaufwendig. Gegen Nachmittag werden noch letzte Einkäufe erledigt, dann sind wir startklar.
Die Malik Arctica, das Versorgungsschiff der Royal Arctic Line, ist wegen des vielen Eises mit einer Woche Verspätung gekommen. Drei Tage hat das Entladen gedauert. Die Container werden einzeln auf ein kleines Landungsboot verladen, zum Strand neben der Pier gebracht und mit einem LKW an Land die kurze Strecke zum Lager transportiert. Das Landungsboot ist ziemlich laut, so dass wir uns über die Ruhe jetzt freuen. Im Pilersuisoq, dem örtlichen Supermarkt und Kaufhaus, sind die Regale wieder voll und es gibt reichlich Obst und Gemüse. Die Leute hier sind vergnügt und wir müssen an der Kasse kurz Schlange stehen. Im September wird das Versorgungsschiff ein zweites und letztes Mal Ittoqqortoormiit anlaufen, dann ist wieder Winterpause bis zum nächsten Jahr im August. Kaum vorstellbar, sooo lange ohne Großanlieferung auszukommen. Das Nötigste wird wahrscheinlich mit dem Flugzeug geliefert, aber die Grundversorgung läuft halt über das Versorgungsschiff.
Für draußen auf See ist Starkwind angesagt. Wir verbringen daher zwei Nächte an unserem vertrauten Ankerplatz. Hier bleibt es ruhig, später schaukelt etwas Schwell das Schiff hin und her. Das Eis ist weniger geworden und wir müssen nachts nicht mehr den Anker lichten und uns umlegen, lediglich gegen 17 Uhr und 5 Uhr früh schickt der Tidenstrom Eis vorbei und hält uns auf Trab.
Am Freitag (11. August) verlassen wir Ittoqqortoormiit. Unter Motor geht es bei Flaute durch das letzte Eis raus auf See. Wir runden Kap Brewster mit gut 2 sm Abstand und bewundern riesige Eisgiganten. Nächstes Ziel ist die Gegend um Kulusuk, rund 400 sm weiter südwestlich. Die Eiskarten sind 2 Tage alt und damit Schnee von gestern. Das angezeigte Eis bleibt aus, alles scheint frei zu sein, wir beschließen daher solange wie möglich an der Küste entlang zu fahren. Um Mitternacht setzen wir Segel, nach drei Stunden ist der Spaß vorbei und der Motor wird gestartet. Nach 10 Min. kommt Qualm statt Kühlwasser, also wieder Segeln und Fehlersuche. Der Wasserfilter ist in Ordnung, der Impeller leider nicht. Da das Ding blöde angebaut ist und fest sitzt, dauert der Wechsel fast zwei Stunden. Gut dass wir genügend Ersatz dabei haben… In den nächsten Tagen kommen wir nur langsam voran. Wind gegenan oder Flaute, etwas Segeln (meist kreuzen), viel Motorfahrt. Insgesamt etwas langweilig. Sonne und Eis sorgen für halbwegs gute Laune.
Am Montag habe ich Geburtstag. Los geht es gleich nach Sonnenaufgang mit der Sichtung von Walen. Endlich! Buckelwale ziehen vorbei, zeigen ihre Fluke, tauchen unter ANUK durch, ziehen weiter. Wir sind begeistert! Später gibt es Geschenke und drei Sorten Kuchen.
Der Rest der Überfahrt ist geprägt durch dichten Nebel und wieder Gegenwind. Sehr nervig, nachts ist es bei nun völliger Dunkelheit anstrengend Ausguck zu gehen. Das Radar hilft, aber kleinere Eisbrocken müssen wir so erkennen. Tagsüber lichtet die Sonne immer wieder den Nebel und wir umrunden teils riesige Eisberge, um Fotos zu machen.
Am Dienstag (15. August) erreichen wir nach gut 4 Tagen und Nächten unser Ziel und fahren in die für uns neue Inselwelt ein. Wir steuern eine geschützte Ankerbucht im Westarm des Kangertivartikajik Fjords an. Die Ankunft wird mit Saft-Gletschereis-Cocktail gefeiert. Ein wunderschöner Ort! Hohe Berge, Wasserfälle, Blumenwiesen, eine Jägerhütte. Wir machen Landgang und baden, die warme Sonne trocknet auf der Haut das 4,5 °C kalte Wasser.
In den nächsten Tagen wollen wir den Rasmussen Gletscher und einige Fjorde und Sunde besuchen. Am Samstag ist Crewwechsel geplant.
Text: Astrid