Azoren – endlich
Das erste Mal Segeln im Atlantik kann eine echte Herausforderung sein. Doch manchmal beginnt es schon bei der Anreise. Eigentlich war alles entspannt geplant. Einen Tag vor dem an Bord gehen noch eine ruhige Nacht im Hotel in Horta mit bestem Blick über die Marina. Flughafenshuttle im Voraus bestellt. Wunderbar ausgeschlafen zur Anuk und die Crew mit den frischen Vollkornbroten aus der Heimat überraschen.
Die vier Jahreszeiten, die sich an einem Azorentag „mit viel Glück“ in stündlichen Abständen zeigen können, crashten leider den Plan. Der Weiterflug von Ponta Delgado nach Faial verschob sich um ganze 27 Stunden und gelang auch erst im 7. Versuch, so dass Hotel und die geplante Nachtruhe am Hafen von Horta in unerreichbare Ferne rückten. Die beiden Runden im Flughafenshuttle auf dem höchst interessanten Flughafen Ponta Delgado über das gesamte Rollfeld, die doch wieder nur am Gate endeten, machten das Unterfangen nicht besser. Die eine Reisetasche, die uns Uli als Fluggepäck erlaubt hatte, war inzwischen abhanden gekommen. Weniger zu schleppen war unter diesen Umständen gerade entgegenkommend. Aus früheren Erfahrungen waren die Wechselwäsche und vor allem die bestellten Ersatzteile für die Anuk im Handgepäck verstaut. Hallo Sicherheitskontrolle. Diese war auch beim 4. Mal heikel, zumal wir gar nicht erklären konnten, was für Ersatzteile wir genau dabei hatten. (Den Schlitten mit Block für die Genuaschiene hätte ich mir eventuell von Ulis Bruder etwas ausführlicher erklären lassen können.) Die Funktionsprüfung des Handkompass hat aber verlässlich für entspanntes Sicherheitspersonal gesorgt und wurde jedes Mal ausgepackt.
Spannend war dann auch die Suche eines Bettes bei Nacht und Nieselschauern nachdem gegen 21 Uhr auch der 5. Flugversuch abgebrochen und schließlich wieder gestrichen wurde. Hotel buchen und bezahlen ist i.d.R. kein Problem. Reinkommen und wirklich ein Bett finden, stand auf einem ganz anderen Blatt. Gottseidank war unser portugiesischer Taxifahrer so zuvorkommend, uns nicht einfach nur vor dem Haus abzusetzen, sondern uns um 23 Uhr noch zu einem weiteren Hostel zu fahren, damit wir nicht obdachlos blieben. Auf ein Abendessen kam es uns schon nicht mehr an. Nachts um 3 kam dann die E-Mail mit dem Zugangscode zum Schlüsseltresor des ersten Hauses. Nee, lass ma danke …
Am zweiten Tag ging es ab 7 Uhr am Flughafen so weiter, wie es tags zuvor geendet hatte. Delay, Delay, Cancel. Ab Mittag waren wir bis 19 Uhr frei in unserer Planung und konnten uns unter anderem das gemütliche Stadtzentrum und den wunderbaren Botanischen Garten in Ponta Delgado ansehen.
Absoluter Geheimtipp! Am Ende noch schnell den letzten Versorgungsvoucher des Flughafens für die Verspätungen umgesetzt (30 Euro für zwei Mini-Chips-Rollen eines bekannten Herstellers, ein Schokoriegel und vier halbe Liter Wasserflaschen.)
2 weitere Delays später hoben wir spät abends endlich mit dem kleinen Propellerflugzeug Richtung Horta ab. Anuk, wir kommen!
Die Reisetasche folgte mit zwei Tagen Verzögerung …
Text: Suse