Am Freitag verlassen wir nach dem Frühstück die Hauptstadt Nuuk. Wie zu befürchten war ist kaum Wind, sodass wir dieseln müssen. Wir arbeiten uns küstennah durch das Inselgewirr nach Süden vor. Das Fahrwasser ist durch Baken auf den Inseln gekennzeichnet. Teils sind weite Bereiche vermessen, teils gibt es nur eine aus wenigen Tiefenangaben bestehende Lotreihe. Überall sind zeitweise trockenfallende Felsen und unter Wasser liegende Steine verzeichnet. Die elektronischen Karten sind ein Segen, Navionics und C-Map sind gleichermaßen genau und zeigen unsere GPS-Position richtig an. Trotzdem sind wir vorsichtig, bei Tiefen unter 10 m fahren wir langsamer, wenn es gar unter 5 m sind versucht eine Person am Bug die Untiefen rechtzeitig zu erkennen. Den Kiel holen wir halb hoch und lassen die Leine, die ihn unten hält offen. So kann der Schwenkkiel bei Grundberührung einfach hoch schwenken. Kritisch würde es werden, wenn es flacher als 1,20 m ist. Das gab es hier noch nicht. Bisher sind wir ohne Grundberührung durchgekommen.

Am Nachmittag wird das Wasser immer milchiger, die Durchfahrten werden enger, die Tiefenangaben auf den Karten spärlicher. Wir fahren durch eine karibisch anmutende Inselwelt mit milchig-blauem Wasser, Sandstränden, flachen Schäreninseln. Am Abend ankern wir in einer großen Bucht an der Halbinsel Marraq (Übersetzung: Clay bzw. Lehm) mit langem Sandstrand und sehr großen Dünen.

Durch das Fernglas wird erkundet, ob irgendwo Handtücher ausliegen, so einladend sieht es aus. Doch wie fast immer sind wir auch hier wieder allein.

Nach einer ruhigen Nacht ist es morgens diesig und es regnet. Wir drehen uns nochmal um. Als es etwas freundlicher ist, wird aufgestanden. Kurzes, erfrischendes Morgenbad am Heck; Heizung an, Kaffee kochen, Frühstück. Dann Landgang zu viert, Uli und Yannick bleiben an Bord.

Aus unserem Revierführer wissen wir, dass es hier im 2. Weltkrieg ein Flugfeld mit Radio- und Wetterstation gab. Die flache Ebene wurde 1942 zufällig von einem Piloten entdeckt, der sich verirrt hatte und dem der Treibstoff ausging. Bei den sonst allgegenwärtigen Bergen und Felsen war das ein Glücksfall. Die natürliche Schotterebene eignete sich gut als Landebahn und wurde von 1942 – 1948 als Teil der US Militärbasis „Bluie West Four (BW-4)“ genutzt. Später hatte niemand mehr Verwendung für diese entlegene Landemöglichkeit und alles verfiel. Die Landebahn war noch lange auf Flugkarten zu finden, da sie für Notlandungen gut nutzbar ist (z. B. hier: <https://metar-taf.com/de/airport/BMKA-marrak-point>). In Die Aufräumarbeiten wurden von Grönland und Dänemark bezahlt. Der Ort wirkt aufgeräumt, wir finden nur noch wenige Überreste wie verrostete Fässer und Holz.

Bei unserem Landgang finden wir Fußspuren. Offensichtlich sind wir an einer auch von anderen genutzten Stelle angelandet. Später entdecken wir ein noch recht frische Rentiergeweih und zwei abgetrennte Beine. Offensichtlich war ein Jäger hier. Von den Grönländern wissen wir, dass jetzt Jagdsaison ist und dass es im Hinterland viele Rentiere gibt. Wir als Touristen sehen meist keines davon, vor uns sind sie sicher.

Zurück an Bord wird der Anker gelichtet und wir fahren weiter. Heute und auch morgen ist es verregnet, kühl, unwirtlich. Vorbei an auch bei Nieselwetter wunderschönen Eisbergen geht es weiter gen Süden.