Zurück in Europa
Samstag sind wir in Falmouth angekommen. Mike steht am Schwimmsteg und nimmt die Leinen an. Was für ein Timing. Mike zu sehen ist erfreulich, insbesondere da er unser dringend benötigtes Ersatzteil dabeihat.
Nachdem wir Grönland verlassen hatten, musste ich feststellen, dass Air Cooler und Oil Cooler am Motor lose sind und die Gefahr bestand, dass beide beschädigt werden, also auch die Öl- und Kühlwasser Leitungen.
Vorher habe ich nur festgestellt, dass die ganze Einheit leicht schief aussieht, ich habe die Ursache aber erst auf See gefunden. Der durchaus massive Haltebügel ist einmal gerissen. Unglaublich, was dort für Kräfte und Vibrationen wirken, der Bügel ist aus 10 mm dickem Stahl. Befestigt ist er mit drei Schrauben, eine davon fehlte, vermutlich die Ursache. Wie lange es gedauert hat, bis der Bügel endgültig gerissen ist, werden wir nicht mehr klären können. Sichtbar ist der Riss von außen kaum, gut versteckt.
Also heißt es nach Europa zu segeln und den Motor nicht zu benutzen, also kein Problem für uns, bis auf die ersten schwachwindigen Tage haben wir schönste Segelbedingungen. Und Segeln wollten wir ja eh.
Der Motor wird mit Spanngurten so weit gesichert, dass er einsatzfähig ist, wir wollen aber auch keinen Totalausfall riskieren.
Astrid hat die nächsten Tage viel zu tun. Es ist nicht so einfach ein Nanni Ersatzteil mit schneller Lieferung zu organisieren. Den Bügel hat kein Händler auf Lager. Während wir entspannt über den Ocean segeln ist sie mit einigen Helfer:innen beschäftigt. Wir einigen uns darauf, dass wir nach Falmouth gehen (gut anzulaufen auch ohne Motor, Werkstätten vor Ort, um ggf. die Halterung zu schweißen).
Vielen, vielen Dank an Astrid, Mike, Gerda und Schwiegertochter, Thomas und Ingo.
Der Ein- und Ausbau hat gestern geklappt. Bevor es weiter geht werden wir heute alles testen. Bisher verläuft der Test verläuft positiv. Motor läuft gerade.
Und ansonsten noch Falmouth erkunden. Die Crew war gestern schon im Maritime Museum und auf der Pendennis Festung während die Captain im Motorraum ihre Ruhe haben wollte.
Was gibt es von der Überfahrt zu berichten:
Während in Europa alle beschäftigt sind, genießen wir die guten Segelbedingungen und kommen gut voran. Für alle drei Crewmitglieder ist es der erste Hochsee-Törn und die erste Atlantik Überquerung. Die Segelbedingungen sind perfekt für Einsteiger, alle sind nach zwei Tagen an den Wachrhythmus gewöhnt, es gibt fast keine Seekranken. Und schön am zweiten Tag nach Verlassen des Prins-Christian Sunds wird es merklich wärmer. An sonnigen Tagen haben wir es bis zu 20° warm im Cockpit.
Die Tage gleiten dahin, die Captain möchte wieder lange so weitersegeln, die Lust auf Mee(h)r ist einfach zu groß. Bernhard, Nobbi und Yannick genießen die Seetage ebenfalls. Wir lesen viel, basteln und quatschen. Oder genießen einfach nur die Ruhe und Weite.
Am Donnerstag 05.09. passieren wir morgens um 06:00 Uhr UTC den berühmten Fastnet Rock an der SW Ecke Irlands, den Rest des Tages laufen wir mit bis zu 8 kn Fahrt Richtung Scilly Islands. Bevor der Wind nachlassen soll, wollen wir noch Strecke machen. ANUK macht gut Fahrt bei komfortablen am Wind Kurs bei 5 bis 6, in Böen bis zu 7 Bft.
Leider dreht der Wind bei den Scilly Islands und wir kreuzen bei teilweise nur schwachem Wind Richtung Osten Falmouth entgegen. Ein wenig muss der Motor unterstützen, wenn ANUK bei Flaute nur noch treibt.
Dafür besuchen uns hier wieder häufiger Delfine, insbesondere in der letzten Nacht toben sie um ANUK herum und hinterlassen leuchtende Streifen im Wasser, ein magischer Anblick.
Ungewohnt ist der viele Schiffsverkehr, wir sind das nach Grönland nicht mehr gewohnt. Vor Falmouth treffen wir auf viele Segelyachten, ein gutes Training für Nobbi, er lernt für die SKS Theorie Prüfung.
Wir haben seit dem letzten Ankerplatz Anordliutsoq in der Nähe von Aappilattoq insgesamt 1484,0 nm zurückgelegt, davon 1410,5 nm unter Segel und 141,0 nm unter Motor. Insgesamt hat die Überfahrt 14 Tage gedauert. Schnellstes Tages Etmal war 147,5 nm. Ohne den Bewuchs am Unterwasserschiff wären wir geschätzt einen Tag schneller gewesen.
Danke an die Crew für die Unterstützung bei der Überfahrt.
Text: ULI