Ich wurde oft gefragt, wie lange die Fahrt von Quistreham zurück nach Orth dauern wird. Insbesondere meine Mitsegler der letzten Etappe interessiert natürlich wie viel Zeit an Bord sie einplanen müssen. 

Bernd und Mirko hatten sich beide zwei Wochen frei genommen. Wenn wir es in der Zeit nicht zurückgeschafft hätten, hätte ANUK den Winter auch in den Niederlanden bleiben können.

Bernd und Mirko kennen beide das Schiff, nach einer Einweisung und Sicherheitsbelehrung zur Auffrischung legen wir Notrollen und Wachen fest. Wir einigen uns auf vier Stunden Wachen. 

Zum Start am Samstag 30.11. sieht das Wetterfenster gut aus. Wir entscheiden möglichst ohne Stopp bis Brunsbüttel zu gehen. Einmal Starkwind war vorhergesagt. Sollte die Windvorhersage nach oben korrigiert werden, ist eine Pause in Den Helder eine Option.

Wir starten mit Wind aus West bis Süd und kommen schnell voran. ANUK läuft gut, immerhin ist ihr Unterwasserschiff frisch gestrichen.

Wir passieren in der ersten Nacht Calais, in der zweiten Rotterdam. Die Windvorhersage für die südwestliche Nordsee und Humber wird noch oben korrigiert. Vorhergesagt werden für die Westküste der Niederlande N 30 kn, in Böen bis 40. Weiter östlich wird weniger Wind erwartet. Wir motoren also ein paar Stunden, um bei zwischenzeitlich nur rund 10 kn SW Wind noch rechtzeitig Ameland und Frieland hinter uns zu lassen. Am Dienstag 03.12. gegen 00:00 Uhr liegt Borkum querab. Nachts gegen 02:00 nimmt der Wind ab und dreht. Captain Uli hat Wache. Die Genua wird sofort eingerollt, das gereffte Groß gehalst und während ich die Fock ausrolle fällt der Wind auch schon mit über 20 kn ein. Das Ganze hat rund 10 min gedauert. Die Vorhersage der ECMWF Gribfiles ist erstaunlich exakt. 

ANUK rauscht den Rest der Nacht mit 7 bis 8 kn Geschwindigkeit am Wind voran. Herrliches Segeln, mehr als 30 kn in Böen bekommen wir nicht ab.

Bei der Einfahrt in die Elbe nimmt der Wind wieder ab. Wir schwenken morgens mit Tageslicht in das Elbfahrwasser ein. Unser Timing ist perfekt, wir haben bis Brunsbüttel Mitstrom. Nach einer Stunde Wartezeit werden wir vor der Dunkelheit noch in den NOK geschleust. 

Für die Strecke Quistreham – Brunsbüttel haben wir 3 Tage und 5 Stunden gebraucht, bei 515 nm sind das ein Schnitt von über 6 kn. 

Regen hatten wir fast keinen, im englischen Kanal war das Wetter noch sehr mild. 

In der Normandie waren noch andere Segler unterwegs, hier im NOK sehen wir immerhin noch zwei Sportboote. Die Crew der Lena nimmt in Brunsbüttel unsere Leinen an und wir verbringen einen netten Abend zusammen. 

Die nächste Nacht verbringen wir in Rendsburg. In der Marina stellen wir fest, dass wir nicht an Land kommen. Das Gate ist abgeschlossen. Statt Stadtbummel und Einkauf gibt es die letzten Gemüsereste und wir gehen früh schlafen.

In Kiel Holtenau begrüßen uns Ulrike und Ehrhard, Freunde der Familie und Segler mit leckeren Kuchen. Sie waren beim Abschied in Orth auch mit dabei. Abends kommt Susan, eine Freundin aus Kiel noch an Bord, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.

Die Wettervorhersage für Freitag und Samstag hatte sich noch ständig geändert. Wir entscheiden gleich am nächsten Tag nach Orth zu segeln. Auch wenn wir einen Teil der Strecke bei Schwachwind motoren.

Astrid schafft trotz aller Bemühungen es nicht rechtzeitig nach Orth zum Leinen annehmen. Immerhin pünktlich zum Abendessen ist sie da.

Die Gastlandflaggen sind leider zu viele, sie passen nicht auf die Flaggenleine. Wir müssen für die 16 Flaggen das Spinnackerfall benutzen.

Samstag Morgen schaut der Zoll vorbei. Sie begrüßen uns freundlich. Was mich überrascht ist, dass sie wissen, dass ANUK von Grönland kommt. Kontrolliert werden wir weiter nicht.

Samstag Abend waren wir dann noch auf der Segler-Verein-Orth Weihnachtsfeier, auch ohne Anmeldung gab es für uns Vier reichlich von dem leckeren Grünkohl zu essen. Ein gemütlicher Abend mit netten Gesprächen. Bernd hat noch eifrig unterstützt das angestochene Fass zu leeren.

Wie am Abend verabredet, treffen sich Astrid und Ulrike mit Frauke um 08:30 Uhr an der Ostbucht von Orth zum Baden. 

Es ist schön wieder in Orth zu sein.

Uns Dreien hat die winterliche Fahrt durch den englischen Kanal und über die Nordsee sehr viel Spaß gemacht. Ein wenig enttäuscht sind wir, dass es so schnell ging. Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt.

Mit der Rückkehr zum Startpunkt ist die Reise jetzt erfolgreich abgeschlossen.

Statistik:

Zurückgelegte Strecke         21. 873 nm

ANUK ist 588 Tage unterwegs gewesen.

  • 127 Nächte auf See
  • 154 Nächte vor Anker
  • 242  Nächte im Hafen
  • 2 Nächte an einer Mooring
  • 64 Nächte an Land (Werft)

Insgesamt waren auf den 27 Etappen 70 Mitseglerinnen und Mitsegler dabei. Vielen Dank nochmal an euch alle. Ohne euch wäre der Törn nicht möglich gewesen.

Text: ULI