Ab in den Süden – Der Weg ist das Ziel
Wir arbeiten uns Schritt für Schritt oder besser gesagt Kreuzschlag für Kreuzschlag die irische Westküste entlang nach Süden.
Von Ballyglass sind wir aufgebrochen, sobald das Tief Richtung Norden gezogen ist und der Wind etwas abnahm. Start mit dem ersten Morgenlicht 06:30 Uhr. Bevor das nächste Sturmtief kommt, wollen wir es bis Galway schaffen. Wir kreuzen 22 h, teilweise mit Motorunterstützung um etwas mehr Höhe zu schaffen.
Der Hafen von Galway hat einen Nachteil. Um den Wasserstand zu halten, wird er durch ein Gate verschlossen, dass nur jeweils für 2 Stunden vor Hochwasser geöffnet wird. In unserem Fall morgens von 02:15 bis 04:15 Uhr oder erst nachmittags um 14:30 bis 16:30 Uhr. Also geben wir alles, um die frühen Termin früh zu schaffen, denn nachmittags soll es schon wieder heftig wehen. Mit gereffter Genua und Groß plus Motor sind wir mit gut 7 kn unterwegs die Galway Bay hinein. Um 23:30 Uhr flattert die Genua. Der Schäkel am Kopf hat sich gelöst (wie wir später feststellen). Die Genua rutscht aus der Furlerschiene und landet im Wasser. Zu Dritt bergen wir sie zum Glück unbeschädigt. Nachdem alles gesichert, ist geht es mit Fock und Motor weiter. Es wird knapp.
Wir kündigen uns per Funk beim Hafen Galway Pilot an. „When you are here 04:15 am, you are fine.” Kaum zu schaffen, vor uns geht noch ein Frachter rein. 04:30 Uhr sind wir da, das Gate noch offen, es wird direkt nach uns geschlossen.
Wir können also das mit Wind bis zu 10 Bft. aqngekündigte Tief entspannt abwettern.
Alle fallen nochmal müde in die Koje.
Nach dem Einschecken beim Hafenmeister und irish breakfast für Mike und Uli an Land, (Peter und Uta genießen es später an Bord) wird erst einmal geputzt und aufgeräumt. Für den Nachmittag erwarten wir Gäste. Freunde von Mike wohnen in der Nähe und wollen vorbeikommen. Es wird ein interessanter Nachmittag. Z.B. Jarlath Cunnane, er hat die Northabout 2000 gebaut. Beinahe hätten wir sie 2019 gekauft. Northabout ist nicht sein einziges Projekt. Er hat noch weitere Boote gebaut und extreme Touren gemacht. Z.B. die legendäre Shackleton Tour in der Antarktis nachgefahren. Ähnlich Arved Fuchs, nur mit einem offenen Nachbau des Original Rettungsbootes von damals. Damit hat er einige Kenterungen ausgehalten, bevor sie sich haben abbergen lassen und das Boot aufgegeben haben. Auch die Passage Weißmeer-Ostsee hat er gemacht, wie wir mit LUNA auch. Uns ist damals Dank der Organisation durch die Petr 1 Crew viel bürokratischer Aufwand erspart geblieben von dem Jarlath berichtet.
Tom, Mechaniker der Northabout, bringt uns leckere lokale Delikatessen und selbstgemachten, extrem leckeren Honig mit. ANUK wird natürlich von allen Gästen ausführlich besichtigt und die Vorzüge einer Centerboard Yacht diskutiert.
Der Tag wird mit Fish & Chips und einem Bier im Pub abgeschlossen.
Donnerstag ist es ruhiger. Wir machen den Furler für die Genua wieder gängig und schlagen sie in einer Windpause wieder an. Mit Motorcheck, Bastelarbeiten, Wäsche und Einkaufen ist der Tag schnell um. Diesel wird mit Tankwagen geliefert.
Das ungenießbare isländische Trinkwasser (zu viele Mineralien) wird für Dusche (Alle außer Captain Uli, die bleibt konsequent bei ihrer Haltung einer Borddusche gegenüber.) und Wäsche waschen verbraucht. Diesmal wird das Wasser auch probiert bevor wir es einfüllen. Es schmeckt zu unserer Erleichterung gut.
In der Marina liegt noch eine Garcia, etwas kleiner. Sie ist Alu Natur, also ohne Farbe am Rumpf und sieht sehr gut aus. Der Eigner hat die Lackierung entfernt. So gut wie der Rumpf aussieht spricht nichts dagegen auch ANUK irgendwann ohne Rumpflackierung zu fahren.
Heute (Freitag) haben wir wieder die frühe Öffnungszeit des Gate genutzt und sind seit 04:00 Uhr unterwegs. Wir kreuzen weiter nach Süden, um irgendwo nördlich Dingle das nächste Tief kurz abzuwarten.
Danach geht es dann hoffentlich endlich entspannt über die Biscaya, der Wetterbericht sieht gut aus.
Text: Uli