Cascais
Heute früh sind wir nach 6 Tagen sehr entspannt in Cascais angekommen.
Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Überwiegend konnten wir mit Raumschot Kurs und halben Wind segeln, erst gerefft und dann drei Tage unter Vollzeug. Genau der richtige Wind für ANUK.
Zum Schluss dann doch noch 1,5 Tage motoren, was allerdings weniger war, als das weather routing von PredictWind zum Start angegeben hat. Kein Grund zur Klage also.
Das Verkehrstrennungsgebiet vor Lissabon haben wir natürlich nachts südlich passiert. Gute Übung für die Crew („AIS ist schon was Feines, viel besser als Radar.“). Und die Captain Uli konnte sogar etwas schlafen.
Nach einem Luxus Frühstück mit sehr leckeren, frischen Brötchen vom Bäcker (Martin musste dafür ein Stück laufen) vertreiben wir uns die Zeit bis zum Abendessen an Land. Leider ist diese Etappe viel zu schnell zu Ende und zwei Crewmitglieder müssen schon wieder abreisen.
Was ist passiert unterwegs:
- Mehrmals Besuch von Delfinen, auch letzte Nacht
- Zwei Tage so gut wie keine Schot anfassen (außer minimale Anpassungen).
- Alle freuen sich über den Autopiloten.
- Porridge ist das Beste zum Frühstück. Viel besser als trockenes Weißbrot.
- Ausreichend Schlaf und Lesezeit für alle.
- Das Festland und die Duschkabinen schwanken extrem. Keiner will sich anfangs lange an Land aufhalten. Martin und Helga trauen sich dann doch.
- Unser Gast, ein Vogel weigert sich Nahrung oder Wasser zu sich zu nehmen. Er verstirbt nach ca. 20 h an Bord und wird See bestattet. Alle sind traurig.
- Die Bananen von den Azoren sind unglaublich lecker. Wir hatten einen großen Vorrat gekauft und sie alle aufgegessen. Ebenfalls sehr lecker die Baumtomaten, die unser Nachbar Harry in Horta uns geschenkt hat.
Die vier Wochen auf den Azoren sind schnell vergangen. Der Hafen Horta war mir schon sehr vertraut, so oft, wie ich ihn angelaufen habe und so viele Tage, die wir dort verbracht haben. Horta ist im Vergleich zu Angra do Heroismo auf Terceira oder Ponta Delgado ruhig und wenig touristisch. Noch entspannter ist Velas auf São Jorges. Insbesondere, wenn man die winzige Marina fast für sich alleine hat.
Perfekt zu Saisonende sind die leeren Häfen. Was man allerdings braucht, ist Flexibilität. Nicht immer passt das Wetter, um Nachbarinseln anzulaufen. Der eigentlich fast die ganze Zeit vorhandene, bis zu 4 m hohe Schwell aus W-NW macht einige Häfen unattraktiv (Graciosa haben wir deshalb vorsichtshalber ausgelassen.) und ist für die Gleichgewichtsorgane einiger eine Herausforderung. Und der Pico macht sein ganz eigenes Wetter und seinen eigenen Wind. Darauf muss man sich einstellen.
Wir alle haben die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der entspannten Azorenbewohner sehr genossen. Die Hafenmeister waren ebenfalls überall entspannt und sehr hilfsbereit. Gute Nerven können sie vermutlich jeden Sommer üben, wenn all die Karibik Rückkehrer auf dem Weg nach Europa hier einfallen.
Auf jedem Fall sind die Azoren ein Highlight des Törns. Ich hoffe noch einmal dorthin zu kommen.
Hanna werden wir vermissen. Sie hat uns täglich in Horta besucht und sich über Futter gefreut, auch wenn sie es manchmal schwer hatte mit den quirlig, gierigen Fischen im Hafenbecken.
Was ich zugeben muss: Segeln mit kurzer Hose und T-Shirt bei angenehmen gut 20° C ist auch ganz schön. Die Wassertemperatur von 20° C natürlich auch. Ich genieße den Winter im Süden. Es geht auch mal ohne Eis und kalte Füße.
Text: ULI