Mittwoch 26.04.2023
Der Kühlschrank ist leer, das Eisfach abgetaut und die Blumen noch einmal gegossen. Ansonsten fühlt sich der Aufbruch nicht besonders an. Zeit zum Nachdenken hatte ich eh keine.
Was mir etwas Sorgen macht, ist der voll beladene VW-Bus. Wie soll das alles noch verstaut werden.
Erster Stopp Hildesheim beim Segelmacher. Firma Lishke hat uns noch kurzfristig ein neues Großsegel angefertigt. Es liegt ausgebreitet aus als wir kommen. Ich bin begeistert, in eine Halle sieht es wirklich beeindruckend aus. Und endlich haben wir wieder eine orangfarbene Spitze. Das dritte Reff ist so dimensioniert, dass es das Trysegel ersetzt.
Es geht weiter nach Hamburg zu Toplicht, Seenotsignalmittel abholen. Danach bekommen wir bei Reinhard und Martina leckere Lasagne zum verspäteten Mittagessen serviert und laden unsere von Caspar reparierte Sitzbank ein.
Donnerstag früh kommen Astrid, Carola und Magda. Alle wirbeln herum, packen, sortieren, stauen Lebensmittel und Material. Halbwegs fertig sind wir statt Freitag Mittag dann Abends pünktlich zum Grillen um 20:00 Uhr. Das Abholen der Crew vom Bahnhof klappt auch nur verspätet.
Den Abend verbringen wir mit ein paar Freunden und meiner Tante und Onkel im Vereinsheim, mit leckerem Essen und guten Gesprächen.
Wir haben großes Glück mit dem Wetter, mild und sonnig. Kaum vorzustellen, wie nervig Regen gewesen wäre.
Rasmus meint es weiter gut mit uns. Wir starten spät wie geplant Samstag gegen 12.00 Uhr, der Wind dreht von Nord auf West.
Moni 6 und Lina begleiten uns. Wir verbringen zusammen eine ungemütliche Nacht im Päckchen ankernd an der Ostseite Langelands. Der Schwell der Großschifffahrt nervt gewaltig.
Ab Sonntag früh sind wir dann alleine unterwegs. Es ist schon ein bisschen traurig Lina und Moni 6 davon segeln zu sehen. Die letzten Sommer sind wir zusammen unterwegs gewesen. Segeln im Familiengeschwader hat uns allen gut gefallen.
Das Wetter ist unglaublich sonnig und mild. Wir kommen gut voran, auch wenn wir viel motoren müssen.
In der nächsten Nacht genießen wir die Stille der Ankerbucht Musholmen, es folgen Stopps in den leeren Häfen von Anholt und Vesterö/Laesö. Von dort der große Schlag direkt nach Kristiansand. Wieder ist es eher zu ruhig, der Diesel kommt zum Einsatz. Kurz vor dem Ziel dann reichlich Wind. Auch heute (Freitag) bläst es mit 6 Bft, in Böen deutlich mehr. Unser Liegeplatz an der Gästebrücke Kristiansand ist bei Ostwind sehr ungemütlich. Zum Glück können wir die Mooringleinen nutzen uns von der Pier weg zu ziehen. Das, was uns am Anfang an Wind fehlte, ist für die nächsten Tage als zu viel angesagt.
Immerhin waren wir pünktlich hier und Margret konnte heute morgen nach rauer Überfahrt mit der Fähre von Cuxhaven auf die ANUK umsteigen. Und alle haben die Ruhe der ersten Tage genossen.
Für mich fällt Landgang auch heute wieder aus. Bei den Bedingungen komme ich mit meinem Bein und Krücken nicht an Land. Was mich aber auch nicht ernsthaft stört, wie sich alle denken können, die mich kennen. Ansonsten klappt es erstaunlich gut sich hüpfend und krabbelnd an Bord zu bewegen. Mike als Schiffsführer kommt mit Crew auch gut ohne meine Kommentare klar. Es ist nicht so einfach bei Manövern daneben zu sitzen und alle anderen sind aktiv. Mein Fuß heilt nach der OP hervorragend. Auch ohne Schmerzmittel komme ich gut klar.
Ein großes Danke an Astrid, Jan-Peter und alle anderen, die geholfen haben, dass ANUK noch rechtzeitig startklar war. Ohne die viele Hilfe hätte das nicht mehr geklappt.
Samstag 06.05.2023
Für die letzte Nacht hatte der Wetterbericht etwas ruhigere Bedingungen vorhergesagt. Wir sind in Kristiansand geblieben und wollten heute früh los.
Nachts um 03:00 Uhr legt der Wind und vor allen Dingen der Schwell ordentlich zu. Um 04:00 entscheiden Mike und ich mit dem ersten Tageslicht zu starten. Das Ablegemanöver wird gründlich vorbereitet und klappt trotz der schwierigen Bedingungen einwandfrei. Es ist gut, dass ANUK seit zwei Jahren den stärkeren Motor hat. Wir kommen trotz starken auflandigen Winds gut frei von der Pier.
Wir rauschen mit stark gereffter Genua zum Sonnenaufgang durch die Schären.
Und liegen jetzt in Høllen am Gemeindesteg. Es ist ruhig hier. Wir frühstücken gemütlich und alle fallen nach der mehr oder weniger schlaflosen Nacht noch einmal in die Koje.
In Erinnerung bleiben wird mir, wie kurz vor dem Ablegen die Wellenbewegung einmal den gut 60 m langen und stabilen Schwimmsteg entlangläuft.
Im Nachhinein betrachtet bewertet man Entscheidungen anders: Risiko des schwierigen Ablegemanövers gegenüber der Belastung von Schiff und Crew.
Heute früh wurde die Windvorhersage für heute noch einmal nach oben korrigiert.
Gut, dass wir jetzt hier in Høllen sind.