Der Aufenthalt in Trondheim dauert doch länger als geplant. Montag und Dienstag gibt es wieder „gale warning“ und wir entscheiden uns für Warten in Trondheim. Uli nutzt die Zeit für Reparaturen und Wartungsarbeiten. Am Dienstag werden erfolglos alle Chandlerys, die benötigte Ersatzsteuerung für die Ankerwinde hat keiner vorrätig. Also muss die reparierte alte weiter im Einsatz bleiben.
In Trondheim ist eine komplett neue Crew an Bord gekommen. Wir sind wieder zu siebt.
Am ersten Segeltag müssen wir kreuzen, ein gutes Steuertraining für alle Neulinge an Bord.
Leicht schlaftrunken sitzen wir am Flughafen beim Kaffee. 5 Uhr hatte uns der Taxifahrer abgeholt. Am Rucksack baumelt der Fender aus der Bucht Ramsvika der Insel Hiserøyna. Der Tag gestern war von Abreisestimmung geprägt: nach und nach verabschiedeten sich die Crewmitglieder. Der Rest der Crew kümmerte sich mit Uli ums Schiff: aufräumen, putzen und die Fahndung nach seltsamen Motorgeräuschen.
Nach unseren Tagen in der Ankerbucht konnten wir den letzten Schlag segeln. 5.05 Uhr lichteten wir den Anker und nahmen Kurs Richtung Sonnenaufgang. Mit raumen Winden haben wir in nur 7,5 h die 50 sm nach Trondheim zurückgelegt. Herrliches Segeln mit der Genua, das Wetter wechselte zwischen Hagel, Regen und Sonne. Viel zu früh machten wir in Trondheim fest, im Bewusstsein uns nun wieder an das Landleben gewöhnen zu müssen. Unseren letzten gemeinsamen Abend schlemmten wir im Lille Skansen. Bei Fisch und Burger ließen wir die Erlebnisse der letzten zwei Wochen nochmal aufleben. Mit viel Gelächter ergänzten wir gegenseitig unsere Erinnerungen an eine phänomenale gemeinsame Zeit auf der Anuk.
Langsam wird es ernst: Der Wein ist fast alle, Schokolade ist aufgegessen. Die Kapitänin behauptet, in den Fächern, die wir nicht öffnen dürfen, seien nur Werkzeug und Ersatzteile. Sie trinkt ja auch keinen Alkohol, solange wir im Sturm in der Ankerbucht liegen.
Heute Abend muss der Gin, unterm Tisch versteckt, dran glauben. Seit Dienstagabend liegen wir nun in der beschaulichen und regnerischen Ankerbucht, der Versuch, mit dem Tender ans Ufer zu gelangen, scheiterte, da der Außenborder streikte. Immerhin sorgte die Aktion für eine schöne Abwechslung und die Stimmung wurde immer besser. Doppelkopfunwissende wurden in die Tiefen des Spiels eingeweiht. Dieser Tag endete mit einem wunderschönen Filmeabend über vergangene Segeltörns von Astrid und Uli nach Franz-Josef-Land und Island. Die Nacht war ein bisschen unruhig, die Kapitänin wurde durch heftige Böen und kräftige Regenschauer um den Schlaf gebracht und hielt aufgrund dessen lieber Ankerwache. Die restliche Crew schlief selig in ihren Kojen. Der Anker sitzt aber fest und es können Reparaturarbeiten an Bord vorgenommen werden. Einige sitzen um den Tisch im gemütlichen Salon und erzählen, lesen, stricken und trinken Tee.
Nach dem zweiten Tag vor Anker sitzen wir abends beim Segelquiz. Eine Frage zur Takelung löst Entsetzen bei Holger aus: wir segeln auf einem Kutter? Entdeckung: die Anuk ist mit ihren zwei Vorsegeln kuttergetakelt.
Wider Erwarten war unser Tag recht ereignisreich. Nachdem Mirko und Holger den Benzinfilter am Außenborder ausgetauscht hatten, lief er etwas besser. Also fuhren wir zu viert an Land. Leider warteten wir nicht Ulis Blick aufs Regenradar ab.
In eiskaltem Dauerregen und Sturm stapften wir über weiches Moos und sumpfigen Grund. Rote und gelbe Figuren in der ansonsten eher gedämpft farbigen Landschaft – unser Ölzeug behielten wir gleich an. Klingelnde Schafe nahmen reis aus. Vom nächsten Hügel hatten wir eine etwas getrübte Sicht auf die benachbarten Buchten. Weiße Schaumkämme bedeckten das Wasser in Windrichtung. Der eiskalte Regen verhinderte zwar langes Schauen, aber gab uns eine gesunde Gesichtsfarbe.
Zurück auf der Anuk entdeckte Gerda ihre Angelleidenschaft. Nachdem sie einen Dorsch herausfischte, stand sie noch lange mit der Angel tapfer in den fiesesten Sturmböen während der Rest der Crew im beheizten Salon lümmelte.
Kapitänin Uli befasste sich mit der Bordelektrik, brachte das Radio in Gang und arbeitete sich durch das bunte Kabelknäuel hinter der Schalttafel. Unser Abendessen vegetarisches Labskaus an Salat mit einem Hauch von Fisch fiel recht extravagant aus. Heute Nacht soll der Sturm sich etwas beruhigen. Wir hoffen, morgen früh gegen 5 Uhr Richtung Trondheim auslaufen zu können.
Bei alter Dünung schaukeln wir seit 6 Uhr früh an der Küste entlang. Leider ohne die stabilisierende Wirkung des Segels: es ist kaum Wind. Gerade steckt Ekki ihren verschlafenen Kopf aus der Kajüte und beschwert sich, dass die Sonne noch nicht scheint. Und plötzlich schickt die Sonne ihre Strahlen in den hellen Salon der Anuk.
Die letzte Nacht haben wir in Bud gelegen, einer alten Poststation auf dem Weg nach Trondheim. Eine kleine Stadt, idyllisch gelegen an zerklüfteter Küste, von zahlreichen Inselchen umringt. Vom Hügel hinterm Hafen kann man in alle Richtungen die Landschaft überblicken. Und alte Wehranlagen besichtigen. Ein Online Übersetzer hilft uns weiter: Text ist hier ausschließlich auf norwegisch. Selbst hier oben im Norden treffen wir auf die traurigen Spuren des zweiten Weltkriegs. Die stattlichen Holzhäuser in Bud lassen auf Wohlstand schließen. Am Ufer gegenüber liegt eine Chemiefabrik, im Abendlicht hell erleuchtet. Zum Glück hat Uli bei der Wahl des Ankerplatzes auf das Satellitenbild geschaut, sonst wären wir direkt vor der Fabrik gelandet.
Ablegen in Silda vor zwei Tagen: die Vorhersage prognostiziert Wellen von 2-3 m und Starkwind. Wir preparieren uns für die Umrundung des Kaps Statt und den Nordatlantik. Alles wird an Bord fest verstaut, wer sich unsicher fühlt schmeißt noch eine Vomex ein. Leider macht dieses Mittel gegen Seekrankheit auch sehr müde. Also nicht persönlich nehmen, wenn die Gesprächspartnerin mitten im Satz einschläft. Je weiter wir uns dem offenen Atlantik nähern, desto stärker wird der Seegang. Wind aus Südwest schiebt uns mit der Genua durch die Dünung. Das Steuern durch die Wellen macht richtig Spaß, ist aber auch anstrengend. Was uns seit Tagen auffällt: hier scheint es viel weniger Seevögel zu geben, als wir erwartet hätten. Ab und zu sehen wir einzelne Möven oder Sturmvögel. Umso mehr freuen wir uns über einen Basstölpel, und zwei kleine schwarze hektisch flatternde Seevögel, vielleicht Papageientaucher.
Elf Stunden sind wir unterwegs bis wir in Ålesund im Stadthafen festmachen. Zu viert begeben wir uns auf die Pirsch nach einer Bar: ein Anwohner schickt uns in eine dunkle Spelunke. Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sind wir begeistert: Wände, Tische und Bänke aus abgewetztem dunklen Holz, überall Fotos von bärtigen Gästen. Bärtige Gäste sitzen auch allein oder in trauter Männerrunde an den Tischen und der Bar. Wie in einem Film von Aki Kaurismäki. Die launige Kellnerin schenkt uns das lokale Bier aus: kühl und prickelnd, aber leicht wie herbe Limo. Als wir die Bar gegen 0 Uhr verlassen empfängt uns die Anuk im Dämmerlicht, eingerahmt von den Lichtern der Stadt.
Vormittags hatten wir noch Zeit in Ålesund. Die wurde zum Einkauf wärmender Unterwäsche (mindestens einem Crewmitglied wurde in der Folge heiß) und zum Erklimmen des sogenannten Zuckerhuts genutzt. Der Zuckerhut ist ein Berg in der Stadt, der eher einem eingedrückten Herrenhut ähnelt. Er kann über Treppen erklommen werden. Die Aussicht soll spektakulär sein, wenn sich nur nicht eine dicke Wolke am Berg festgesetzt hätte.
Im Nebel haben wir abgelegt. Die glatte See hätte im Nebel auch überall sein können. Später nachdem sich der Nebel gelichtet hatte, bot sich uns ein Bodenseepanorama: diesige Sonne, glattes Wasser, hohe Berge, zum Teil schneebedeckt. Gerda schwelgt in Heimatgefühlen. Auch gestern war uns Rasmus leider nicht wohlgesonnen: im Logbuch steht nur „Motor an“ und nach 6 ½ h „Motor aus“.
Heute Morgen um 9:30 Uhr gemütliches Frühstück an Bord, alle (außer Uli mit Orthese) mit duftenden Haaren. Holger plötzlich ohne Bart, fast nicht wiederzuerkennen. Uli lässt es sich nicht nehmen, mit ihren Krücken in Begleitung der Crew in die kleine Ortschaft Måløy zu gehen und kommt später stolz mit nagelneuen Gummistiefeln zurück. Gerda bleibt lesend an Bord und bewacht die friedlich im Hafen schaukelnde Anuk. Zur Belohnung darf sie den gesamten Tagestörn von 75 Minuten zur kleinen Insel Silda am Steuer übernehmen, von Kapitänin Uli besonnen und ruhig gecoacht. Das Anlegen übernimmt Uli sicherheitshalber aber selbst.
Während Ecki und Mirko den kleinen beschaulichen Ort mit wenigen Häusern in blühenden Gärten besichtigen, umrunden Holger, Betty, Margret und Gerda wandernd die winzige Insel. Der Rundweg entpuppt sich als Wanderung mit grandiosen Ausblicken. Sogar ein Gipfelbuch liegt an einer der Aussichtsstellen aus, in das wir uns frech eintragen. Der Abstieg ist etwas rutschig und Holger ist besorgt um die mit Handy fotografierenden Frauen. Wir sind verzückt von der Vegetation auf der Insel: Schlehdorn, Wiesenschaumkraut, Ampfer, Waldsauerklee, Vogelbeere und ganz versteckt ein paar wenige lila Hain-Veilchen.
Ein großes Rätsel bleiben die Astscheren, die an beiden Enden des Wanderweges wie bereitgestellt hingen. Aber wofür? Bäume waren alle schon umgelegt.
Durch den Sognefjord sind wir raumschots gesegelt, glücklicherweise in beide Richtungen, da der Wind nachts gedreht hatte. Dabei über 1000 m Wasser unter uns: der Sognefjord ist Europas längster (205 km) und tiefster (1303 m) Fjord. Weltweit nur übertroffen vom Scoresbysund in Grönland.
Geankert haben wir in einer Bucht, die auf der Karte dem Fischschwanz einer Nixe gleicht. Die rechte Flosse war unsere. Rauschende Wasserfälle, spiegelglatte See, ein paar Holzhäuser und schneebedeckte Gipfel umringten uns.
So windstill es im Arnafjord war, so empfing uns bei der Ausfahrt der Nordost mit 4 Bft um uns wieder zur Mündung des Sognefjords zu schieben. Leider setzte gegen frühen Abend der angekündigte Regen ein. Unsere nächste Ankerbucht am Granesund haben wir in ihrer Schönheit erst am nächsten Morgen schätzen können. Trotz Kälte und Nässe waren wir guter Stimmung. Viel wurde erzählt: von den Familien, vergangenen Reisen und Segelabenteuern, lustigen Missgeschicken, aber auch persönlichen Krisen und Herausforderungen. Wir rücken zusammen und erfahren viel voneinander. Schwer vorstellbar, dass wir uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt haben.
Unser morgendliches Bad bei nur noch 5 Grad Wassetemperatur wurde heute zum ersten Mal durch eine heiße Dusche ersetzt: wir liegen im Hafen von Måløy. Das Kreuzfahrtschiff am Kai mit seinem rauchenden Schornstein ist zum Glück weitergefahren.
Gestern wechselten wir uns mit Segeln und Motoren ab, je nach Fahrtrichtung der Fjorde und Höhe der umgebenden Berge änderten sich Windrichtung und -stärke ständig und teilweise sehr abrupt (0 bis 30 kn). Beeindruckend, wie die Landschaft den Wind durch Düsen- und Kapeffekte verstärkt, umlenkt und abschirmt. Nachdem der Himmel etwas aufgeklart und der Regen nachgelassen hat, erfreuten wir uns wieder an der Landschaft: flache Schäreninselchen, gewaltige Felsen, hohe schneebedeckte Berge, grüne Wiesen mit Holzhäusern und immer wieder spektakuläre Wasserfälle. Wir waren uns genug mit sitzen und staunen. Gegen 16 Uhr liefen wir in Måløy ein, eine kleine Stadt ohne Ortskern. Dafür mit einem Supermarkt und viel Fischereibetrieb. Auch die erwähnten Kreuzfahrtschiffe scheinen hier einen Anlaufpunkt zu haben: die touristischen Lädchen deuten darauf hin. Auf unserem Abendspaziergang entdeckten wir eine kleine Holzkirche. Der umgebende Friedhof verschwindet unter der großen Straßenbrücke, die über den Sund führt. Der Ort schien am Freitagabend wie ausgestorben, bis auf ein paar tiefergelegte Sportautos, die suchend die Hauptstraße rauf- und runterfuhren. Beeindruckend dann: wunderbare Graffitis an unspektakulären Häuserwänden. Bilder, in die man eintauchen kann, Motive, die zum Fantasieren einladen, phänomenal gesprüht – Berlin wäre neidisch.
Heute lassen wir uns Zeit mit dem Auslaufen. Ziel ist voraussichtlich die Insel Silda nur ca. 1 h entfernt. Von dort wollen wir Sonntag das Kap Statt (Stattlandet) umrunden, wenn die „stiv kuling 15 m/s“ Warnung vorbei ist. Dafür haben wir abgewartet, bis Wind und Wellen uns hold sind.
Die neue Crew nutzt den ersten Abend noch dafür mit Bahn auf die Aussichtsplattform zu fahren. Gut so, am nächsten Morgen ist das Wetter wieder typisch Bergen, also wolkenverhangen. Außer Wolken wäre jetzt nichts zu sehen.
Nach dem Frühstück füllen wir noch unsere Vorräte auf. Um 12:00 Uhr dann pünktlich Einweisung ins Schiff und Sicherheitseinweisung. Kurz nach 14:00 Uhr starten wir, leider wieder unter Motor. Zu wenig Wind von vorn. Immerhin gibt es schöne oder auch verfallene Häuser zu bewundern und nach Durchqueren des Radsund haben wir unser Tagesziel auch schon erreicht. Der Gunnesund ist an den engsten Stellen nur gut 100 ft breit. Das Ufer ist steil und grün. Wir ankern vor Vestre Eidsvik. Es ist windstill hier, nur Felsen und Bäume um uns herum. Der Nieselregen hat aufgehört und die Sonne zeigt sich. Betty und Gerda gehen vor Begeisterung baden (knapp 8°C Wassertemperatur). Es wird schwierig werden in der nächsten Zeit wieder eine so schöne Ankerbucht zu finden.
Auf unserer Route knapp 100 sm nördlich liegt Stattlandet (Statt). Sozusagen die Nordwest Ecke der Küstenlinie hier. Berüchtigt für Wind und viel Welle. Mit anderen Worten: wir brauchen passende Bedingungen für die Umrundung.
Die Norweger planen zurzeit den Bau eines Tunnels an der schmalen Süd-Ost-Seite der Halbinsel Stattlandet. Er soll so groß werden, dass Yachten und Frachter hindurchfahren können. Ein sehr ambitioniertes Projekt, was auch zeigt, wie kritisch die Ecke für die Schifffahrt ist. Leider ist der Tunnel noch nicht fertig.
Der Wetterbericht sagt für Donnerstag bis Samstag wieder Starkwind und Böen > 30 kn vorher. Also bleibt nur die Wahl: mit zwei Tagen Nordwind Strecke nach Nord machen. Oder warten und die Zeit hier und im Sognefjord zu verbringen. Die Crew entscheidet sich für den Sognefjord.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto karger wird die Landschaft. Und umso weniger Häuser sehen wir. Wir schlängeln uns zwischen zahllosen Inseln hindurch. Der Wind nimmt zu, leider von vorn. Also fahren wir unter Motor weiter. Die Böen sind bisweilen ungemütlich und gefühlt wird es kälter. Am nördlichen Ufer des Gulafjorden hat Uli uns eine sichere Ankerbucht ausgesucht: im Süden beschützt durch eine Insel, im Norden schließt sich ein Süßwassersee an. Kaum sind wir fest, wird das Schlauchboot klar gemacht. Zu viert rudern wir ans Ufer. Wir klettern über die Ufersteine und stapfen durchs Moos. Alles, was nach Trampelpfad aussieht, entpuppt sich als Wasserlauf. Hinter einer Staumauer aus Felssteinen erstreckt sich ein wunderschöner Süßwassersee, von Felsen umsäumt. Wir rätseln, wer diese Mauer im scheinbaren Nichts wohl wann und warum gebaut hat. Durch wassergetränktes Moos, alte Farne und knorrige Bäume klettern wir weiter auf der Suche nach einer schönen Aussicht. Und werden belohnt: nach ein paar Höhenmetern über rutschige Steine blicken wir auf ein zauberhaftes Panorama: unsere Ankerbucht, umsäumende Inseln, im Hintergrund hohe Berge und auf der anderen Seite der See. Und weit und breit kaum Zeichen der Zivilisation. Bis auf einen einsamen Fender, der am Ufer liegt.
Nach der eindrucksvollen Tour durch den Lysefjord haben wir noch ein wenig Strecke gemacht.
Kurzer Stopp vor Anker für die Nacht um 21:00 Uhr, um kurz vor 06:00 Uhr ging es weiter. Vom angeblich schönen Wetter merkten wir nichts. Kein Wind und dicker Nebel begleiteten uns bis Mittag. Ein guter Test für unser neues Radar. Selbst kleine Fischerbojen werden erkannt. Wir waren das einzige Schiff, das mit Nebelhorn unterwegs war. Nur für die Durchfahrt Haugesund verzichteten wir darauf die Umgebung davon in Kenntnis zu setzen, dass wir hier sind. Schemenhaft tauchten ab und zu Schiffe, Ufer und Häuser auf.
Mittags war ich dann doch etwas die Sorge, ob der Nebel noch verschwindet. 30 min später genossen wir die Landschaft unter blauem Himmel und mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Kurz vor Pillapollen scheuchte der Captain die Crew noch mit ein paar Kreuzschlägen. Wir verbringen den Nachmittag und die Nacht in einer kleinen, perfekt geschützten Ankerbucht. Die Crew ist begeistert und selbst der Captain äußert sich positiv („Beautiful. Like Croatia“).
Der Stadthafen von Bergen ist voll, womit wir nicht gerechnet hatten. Anuk liegt als Dritte im Päckchen. Angeblich ist es so voll, weil viele wegen des Nationalfeiertags am 17.05. schon hier sind. Auf jeden Fall sind viele Menschen unterwegs, auch Abends sind die Kneipen um uns herum gut besucht. Wir gönnen uns ein Bier zu Livemusik im Irish Pub (kein irisches Bier, nur norwegisches Bier und Cider).
Jetzt ist es Sonntag Abend, ein Teil der alten Crew ist abgereist, das Schiff geputzt und die neue Crew ist pünktlich zum Abendessen angekommen.
Ein Feedback haben wir zum Frühstück geschafft, das Crew-Foto nicht mehr.
Danke, liebe Mitsegler:innen. Mir hat die erste Etappe mit euch gut gefallen.
Leider habe ich nicht angekündigt, dass Blog Beiträge zum Pflichtprogramm der Crew gehören. Ich hoffe demnächst werden die Berichte abwechslungsreicher.
Absolute Stille, obwohl wir mitten in der Stadt liegen. Auch kein Regen mehr, endlich (nach zwei Tagen Dauer nass von oben). Die Schwimmstege der City Marina Børevika sind neu, wir sind die einzigen Gastlieger.
Nach dem Tag Pause in Egersund wegen Schlechtwetter und viel Wind draußen sind wir gestern um fünf Uhr gestartet.
Nach einigen Diskussionen ist Captain Mike bereit, die westliche Ausfahrt zu nutzen. Grund der Diskussion ist eine Brücke mit Durchfahrtshöhe 22 m. Nachdem wir feststellen mussten, dass ANUKs Mast etwas länger als beim Kauf angegeben ist, haben wir unsere Gesamthöhe auf 22 m festgelegt. Mike steuert ANUK seeehr langsam unter der Brücke durch, Eignerin Uli sitzt entspannt daneben. Und wie erwartet passt alles.
Leider gab es weniger Wind als angesagt, so dass wir den größten Teil der 50 sm Strecke entlang der flachen Küste motoren mussten. Sehr schade, aber auch bequem bei Regen.
Die Crew hat gestern schon die Altstadt erkundet und ist begeistert. Nach dem Abendessen mit selbstgemachtem Labskaus (passt zum Wetter) haben wir es aber nicht mehr wie geplant in einen Pub geschafft. Mal sehen, ob wir in Bergen etwas nachtaktiver sind.
Anuk liegt direkt am Ölmuseum Stavangers, ein moderner Bau mit interessanter Architektur.
Vor dem Start besichtigen wir noch das Ölmuseum. Es ist wirklich sehenswert, viele Aspekte des Einflusses der Öl- und Gasindustrie auf Wirtschaft und Gesellschaft werden aufgegriffen. Der große Unfall der Bohrinsel Alexander L. Kielland im Jahr 1980 wird ausführlich dargestellt. Die Plattform kenterte nach Bruch eines Schwimmträgers und nur wenige der Besatzung konnten gerettet werden. Ein traumatisches Ereignis für Norwegen. Als Folge wurden die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verbessert.
Jetzt sind wir auf dem Weg in den Lysefjord und zum Preikestolen. Wir hoffen, dass die Wolkendecke etwas auflockert.