Am Freitag verlassen wir nach dem Frühstück die Hauptstadt Nuuk. Wie zu befürchten war ist kaum Wind, sodass wir dieseln müssen. Wir arbeiten uns küstennah durch das Inselgewirr nach Süden vor. Das Fahrwasser ist durch Baken auf den Inseln gekennzeichnet. Teils sind weite Bereiche vermessen, teils gibt es nur eine aus wenigen Tiefenangaben bestehende Lotreihe. Überall sind zeitweise trockenfallende Felsen und unter Wasser liegende Steine verzeichnet. Die elektronischen Karten sind ein Segen, Navionics und C-Map sind gleichermaßen genau und zeigen unsere GPS-Position richtig an. Trotzdem sind wir vorsichtig, bei Tiefen unter 10 m fahren wir langsamer, wenn es gar unter 5 m sind versucht eine Person am Bug die Untiefen rechtzeitig zu erkennen. Den Kiel holen wir halb hoch und lassen die Leine, die ihn unten hält offen. So kann der Schwenkkiel bei Grundberührung einfach hoch schwenken. Kritisch würde es werden, wenn es flacher als 1,20 m ist. Das gab es hier noch nicht. Bisher sind wir ohne Grundberührung durchgekommen.
Am Nachmittag wird das Wasser immer milchiger, die Durchfahrten werden enger, die Tiefenangaben auf den Karten spärlicher. Wir fahren durch eine karibisch anmutende Inselwelt mit milchig-blauem Wasser, Sandstränden, flachen Schäreninseln. Am Abend ankern wir in einer großen Bucht an der Halbinsel Marraq (Übersetzung: Clay bzw. Lehm) mit langem Sandstrand und sehr großen Dünen.
Durch das Fernglas wird erkundet, ob irgendwo Handtücher ausliegen, so einladend sieht es aus. Doch wie fast immer sind wir auch hier wieder allein.
Nach einer ruhigen Nacht ist es morgens diesig und es regnet. Wir drehen uns nochmal um. Als es etwas freundlicher ist, wird aufgestanden. Kurzes, erfrischendes Morgenbad am Heck; Heizung an, Kaffee kochen, Frühstück. Dann Landgang zu viert, Uli und Yannick bleiben an Bord.
Aus unserem Revierführer wissen wir, dass es hier im 2. Weltkrieg ein Flugfeld mit Radio- und Wetterstation gab. Die flache Ebene wurde 1942 zufällig von einem Piloten entdeckt, der sich verirrt hatte und dem der Treibstoff ausging. Bei den sonst allgegenwärtigen Bergen und Felsen war das ein Glücksfall. Die natürliche Schotterebene eignete sich gut als Landebahn und wurde von 1942 – 1948 als Teil der US Militärbasis „Bluie West Four (BW-4)“ genutzt. Später hatte niemand mehr Verwendung für diese entlegene Landemöglichkeit und alles verfiel. Die Landebahn war noch lange auf Flugkarten zu finden, da sie für Notlandungen gut nutzbar ist (z. B. hier: <https://metar-taf.com/de/airport/BMKA-marrak-point>). In Die Aufräumarbeiten wurden von Grönland und Dänemark bezahlt. Der Ort wirkt aufgeräumt, wir finden nur noch wenige Überreste wie verrostete Fässer und Holz.
Bei unserem Landgang finden wir Fußspuren. Offensichtlich sind wir an einer auch von anderen genutzten Stelle angelandet. Später entdecken wir ein noch recht frische Rentiergeweih und zwei abgetrennte Beine. Offensichtlich war ein Jäger hier. Von den Grönländern wissen wir, dass jetzt Jagdsaison ist und dass es im Hinterland viele Rentiere gibt. Wir als Touristen sehen meist keines davon, vor uns sind sie sicher.
Zurück an Bord wird der Anker gelichtet und wir fahren weiter. Heute und auch morgen ist es verregnet, kühl, unwirtlich. Vorbei an auch bei Nieselwetter wunderschönen Eisbergen geht es weiter gen Süden.
Wenn man sich langsam entlang der Fjorde Grönlands schlängelt, entdeckt man immer wieder Siedlungen, welche scheinbar unnachvollziehbar und spontan verlassen wurden. Teilweise handelt es sich um nur sehr wenige eingestürzte und überwachsende Häuserreste. Manchmal um stabile Bauten inklusive großer Überreste der Innenausstattung, die unter anderem noch als Sommerhäuser genutzt werden. So lassen sich Öfen, Betten, Schränke und Tische finden, welche noch immer einen mehr oder weniger verlässlichen Eindruck hinterlassen.
Um den Hintergrund dieser verlassenden Siedlungen nachvollziehen zu können, muss man einen Blick in die Zeit des europäischen Kolonialismus werfen.
Im 16. und 17. Jahrhundert beschränkten sich die Handelspartner der Inuit noch auf wenige europäische Händler. Im Jahr 1721 erreichte dann der vom Dänisch-Norwegischen König gesandte Missionar Hans Egede die West Küste Grönlands, wo er sein Lager (die heutige Hauptstadt Nuuk) errichtete und die Zeit Grönlands als Kolonie einläutete. Auch heute ist er noch bei vielen jungen Einheimischen bekannt, da seine Ankunft den Startpunkt einer Verarmung und Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung markiert. Das Handelsmonopol erlangte Dänemark schließlich mit der Gründung des Royal Greenland Trading Departments 1774. Und ab 1814 wurde Grönland formal zur dänischen Kolonie. Dabei bedienten sie sich der begehrten Waren, wie Felle und Elfenbein, missionierten die Bevölkerung und brachten Krankheiten und Alkohol.
Die Machtverhältnisse änderten sich erst wieder im Zweiten Weltkrieg, als Dänemark 1940 von Deutschland besetzt wurde und die USA die „Versorgung“ Grönlands übernahmen. Dafür bauten diese Militärflughäfen und bereicherten sich am, für die Aluminiumproduktion wichtigen, Kryolith-Vorkommen Grönlands. Erst nach Ende des Krieges übernahm Dänemark wieder die Machtposition, gab ihre passive Regierungsweise aber schließlich unter dem Druck der UNO auf. Mit dem neuen dänischen Grundgesetz, welches 1953 verabschiedet wurde, galt Grönland nun nicht mehr als Kolonie, sondern als Teil des dänischen Staates mit Abgeordneten im Parlament.
Dänemark befand sich nun in der Pflicht die Lebensverhältnisse anzupassen, wofür schließlich der Entwicklungsplan G-60 erlassen wurde. Der Bau neuer Schulen, Krankenhäuser und Häfen begann. Eine besonders große Veränderung durchlief dabei vor allem die Fischindustrie.
Was auf den ersten Blick wie ein einziger Gewinn für Grönland wirkt, brachte auf der anderen Seite viele negative Effekte mit sich. Das durch Wetter und Jahreszeiten bestimmte Leben der Inuit wurde nun für viele durch einen von der Stechuhr geregelten Arbeitstag in der Fischfabrik ersetzt. Die Folgen der sich schnell änderten Lebensbedingungen der Inuit waren eine Vielzahl sozialer Probleme, wie zunehmender Alkoholismus, Gewalt sowie ein Anstieg der Selbstmordrate.
Die neuen Fischfabriken gab es oft nur in den größeren Orten, sodass immer mehr Menschen die kleineren Siedlungen verließen, um Arbeit in dem sich wechselnden System zu finden. Kleinere Siedlungen wurden auch aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und verödeten schnell. Noch im 20 Jahrhundert schmückten rund 200 Siedlungen die Fjorde Grönlands. Heute beschränkt sich diese Zahl auf 80.
Auf unserer Reise sahen wir beide Richtungen, in welche sich diese Veränderung bemerkbar macht. So trafen wir auf sehr kleine Siedlungen wie Kangerluq am Diskofjord, welche nur noch zwölf Einwohner zählten und wir uns fragten, wann auch dieser Ort endgültig verlassen sein wird. Auf der anderen Seite überraschte uns Søndre Upernavik. Auf unserem Rundgang machte der Ort einen lebhaften Eindruck auf uns und wir kamen mit den Einwohnern ins Gespräch. Einer der Dorflehrer erzählte uns, dass an der Dorfschule 40 Schüler und Schülerinnen von sieben Lehrern unterrichtet werden, was bei 200 Einwohnern eine beachtliche Zahl darstellt.
Doch bei einem Blick auf die rasant wachsende Hauptstadt Nuuk, rund 1000 Menschen ziehen hier jedes Jahr dazu, können wir uns vorstellen, dass auch in Zukunft noch viele weitere Siedlungen von ihren Einwohnern verlassen werden.
“Well, now that we have seen each other,” said the kindly unicorn to Alice in Wonderland “if you`ll believe in me, I`ll believe in you.”
ANUK is cruising in the same icy waters as the creature that perpetuated the myth of the unicorn for 400 years. The original myth of a fabulous white horse with a single horn protruding from its forehead probably go back to sightings of the rhinoceros reported to the Romans by their African subjects. Vestal virgins whispered stories about the magical properties of the horn.
In the Middle Ages the stories grew. In Chaucer´s “Miller´s Tale” the pilgrims knew that the horn could detect and neutralize poisons, and in powdered form it was an aphrodisiac. To cure epilepsy, they should mix unicorn horn with raisons, cinnamon, amber, coral, ivory and gold: all items of enormous value.
This is where the Arctic comes in. During the 12th century Norse fishermen discovered narwals in Greenland´s seas. These were 4-metre-long whales with a single, twisted ivory tooth over two meters long. This looked exactly like a unicorn´s horn.
Excitement grew when these were brought back to Europe, and narwal tusks were sold as unicorn horns for enormous sums of money. A “unicorn” horn was set in the crown jewels of Queen Elizabeth 1 of England. This came from the explorer Martin Frobisher in 1577, and it was bought for ten thousand English pounds, a vast amount of money sufficient to buy a stately country house and estate.
This fraud was sustained for 400 years because narwals were rarely spotted south of the ice pack, and the traders operated in deadly secrecy. Any whisper that the unicorn horn was in fact the tooth of a whale would be suppressed by violent means.
The whole deception began to unravel when more explorers came here to the Arctic Ocean and began to report tusked whales. Finally, in 1638 a Danish zoologist (bizarrely) named Ole Wurm exposed the scam in a public speech in Copenhagen. He said that the “unicorn horns” were in fact the teeth of a whale, and in evidence he produced the skull and tusk of a narwal. The price of the fabulous horn promptly collapsed.
However, the narwal is still valuable for its interest. It was named Monodon Monoceros in Latin, or “unicorn”, and the word narwal meant “corpse whale” in Old Norse as its mottled skin resembled that of drowned fishermen. Sometimes there are two tusks: we saw a skull with a pair in the Nuuk Museum. Imagine the excitement of a Norse fisherman on seeing double!
The tusk contains 10 million nerve endings that are sensitive to temperature, water pressure and salinity, and probably help the animal to locate itself in the sea as they are epic deep divers: one individual was recorded as diving to 1500 meters (4900 feet), and they typically dive to 800 meters (2600 feet), managing more than 15 dives a day. For an air-breathing mammal this is extraordinary.
These are not the only horns to be found here in the Arctic. Just two days ago we landed at Bluie West 4 at Marraq Point: a remote US airfield used during the war between 1942 and 1945. It is a vast expanse of flat gravel luckily found by an American pilot of a B17 bomber on his way to England. He was aiming for another airfield on Greenland but was running out of fuel.
We looked around but only found some rusting 45-gallon fuel drums. On leaving for the coast we stumbled upon a beautiful set of caribou horns, maybe left by a hunter, or maybe shed by the animal. They are nothing like as valuable as the fabled unicorn horn but they are still beautiful in this deserted landscape.
As Alice wandered amongst her Playing Cards she wondered: why on earth was the unicorn a whiter shale of pale?
As a climber of Mount Everest, I have enormous respect for the pioneers of our adventuring life. Men like George Mallory and my uncle, Howard Somervell , who were on the very first climb of Everest and who suffered all the difficulties and dangers of being the first.
On that climb in 1922 one man slipped and they all started to slide down the North Face. Only Mallory´s quick thinking and a stab with his ice axe saved them all from certain death.
So it was with other pioneers. Christopher Columbus was dismissed on his third voyage and sent home in chains. Captain Scott died on the way back from the South Pole. Mallory died mysteriously on Everest in 1924. And Franklin disappeared with hundreds of men and his ships “Erebus” and “Terror” somewhere in the Northwest Passage in the 1800s.
Here in the Davis Strait off the coast of West Greenland we remember John Davis, who was the first Westerner to sail in this sea, searching for that elusive Northwest Passage in 1585.
The British wanted to find a route to the riches of China and the Spice Islands without having to sail past the Spanish possessions of South America and risk the terrible Cape Horn. Little did they know that they would waste the efforts of dozens of failed expeditions, the lives of hundreds of sailors and millions of pounds in their futile endeavor. Because the Northwest Passage is still unusable as a realistic route to the Pacific: indeed this week it is still blocked by ice to the sailing yachts we met hoping to make the passage.
John Davis sailed his 50-ton ship “Mooneshine” in these waters and I am filled with admiration. As leisure sailors we attempt to follow in his wake, and, as Belloc wrote:
“In venturing in sail upon strange coasts we are seeking those first experiences, and trying to feel as felt the earlier man in a happier time, to see the world as they saw it.”
This west coast of Greenland from Cape Farewell to Cape York (about as far as a small sailing boat can go) is 900 miles long, fronted with uninhabited islands, indented with long, fascinating fjords bordered by high, snowy mountains and terminated by glaciers leading to the ice cap of the interior.
John Davis made landfall in Greenland in 1585 at what is now the capital of Nuuk, somehow finding the intricate and sheltered harbor among the surrounding mountains. He called this place Gilbert Sound, and it has gone through a few names since, including Gothaab Fjord.
On his third and last voyage here in 1587 John Davis reached a huge black cliff south of Upernavik, where I joined Anuk on 15 July this year. This he named “Sanderson´s Hope” after William Sanderson, a rich London merchant and patron of all three of his voyages of exploration.
Davis had three ships in 1587: “Sunshine”, which had been on the two earlier voyages, and “Elizabeth”, both of around 50 tons, and “Ellen”, a little clinker-built pinnace of just 20 tons: about the size of our “Anuk”.
At Nuuk, “Ellen” was found to be leaking badly, and John Davis took the characteristically brave decision to send the two larger ships off to the rich Newfoundland Banks to fish for cod and make some money for Sanderson. He himself took little leaking “Ellen” as far north as he dared, reaching this 400-metre cliff and naming it:
“Sanderson, his Hope of a North-West Passage”, writing in his log: “No ice toward the north but a great sea, free, large, very salt and blue, and of an unsearchable depth.”
Sanderson´s Hope proved to be as far north as John Davis got. A northerly gale prevented “Ellen” from any further progress in that direction, and when they sailed west they encountered the ice of the “middle pack” which forced them to turn south.
I followed Bill Tilman, my climbing and sailing hero to Mount Everest (he led the 1938 Everest Expedition), and I also followed him here in 2017 (he sailed in his Bristol Pilot Cutter “Mischief” here in 1964).
Like many of the great pioneers, Tilman died on an expedition. He was in his late 70´s, sailing in the Southern Ocean when he disappeared somewhere near the Falkland Islands.
I only hope that we admirers of the great pioneers do not also emulate their cold, lonely deaths on the high mountains and in the cold seas.
Segeln ist toll. Eigentlich. In den hohen Breiten gibt es jedoch nicht immer Gelegenheit dazu. Flaute, Eis und unsichere Wassertiefen sind oft der Grund dafür, dass wir durch die großartige arktische Landschaft motoren und faul im Cockpit rumlungern, lesen oder schlafen. Oder wir (zumindest Graham und ich) klettern in Gedanken an steilen Felswänden hoch und machen Erstbesteigungen der unzähligen Gipfel. Um nicht ganz einzurosten und zu versteifen, unternehmen wir kleinere und größere Wanderungen. Üblicherweise besteige ich gerne den Hausberg einer Ankerbucht. Das geht hier nicht immer, da die Hausberge oft viel zu steil und hoch sind. In diesem Beitrag nehme ich auf drei ganz unterschiedliche Wanderungen mit:
Vom Inlandeis nach Kangerlussuaq Den Transfer zum Point 660 (auf dem Ice Shield) habe ich schon von Berlin aus gebucht. Ein gelbes 4WD „Taxi“ bringt uns über die Schotterpiste an die Eiskante. Die Fahrt dauert rund 2 Std für 37,5 km, der Fahrer (ein junger Färinger) erzählt uns ein bisschen was über die Gegend und zeigt uns ein Flugzeugwrack. Es regnet in Strömen, nicht gerade ideal für unsere geplante Tour aber nicht zu ändern. Wir wandern und rutschen staunend über den grauen Ausläufer des Inlandeises. Wir besteigen einen Hügel und essen zum Mittag ein Snickers. Dann schultern wir die Rucksäcke und ziehen los. Am ersten Tag haben wir nach nur 6,8 km unser Tagesziel erreicht und nutzen eine Regenpause, um die Zelte aufzubauen. Nico und ich ziehen nochmal los, queren einige Bäche und besteigen Hügel mit toller Aussicht auf die Landschaft und die Eiskante. Zum Abendessen gibt es Expeditionsnahrung von LYO (echt lecker!).
Am 2. Tag regnet es kaum noch, wir sehen Rentiere und besuchen den Russel Gletscher. Bisher sind wir auf der Schotterpiste oder in der Nähe verlaufenden Pfaden gewandert. Nun wählen wir eine Route um den See Aajuisup Tasia herum. Am Abend dauert es etwas, bis wir einen halbwegs geeigneten Platz gefunden haben, um die Zelte aufzustellen. Entweder ist es zu nass, zu steil oder zu bewachsen. Bäume (Polarweise) und Krautzeug sind zwar nicht hoch, aber widerspenstig. Am Berghang ziehen Moschusochsen vorbei. Am 3. Und 4. Tag wandern wir größtenteils entlang der eingezeichneten Routen aber ohne Wege und Pfade über die Weiten der arktischen Tundra und einige Berge. Die Anstiege sind teils super steil, später können wir lange auf dem Bergrücken auf und ab Wandern und die tolle Aussicht genießen. Meist scheint die Sonne, oft können wir im T-Shirt laufen. Die Tagesetappen sind 17,9 / 18,5 / 11,9 km lang. Insgesamt legen wir rund 55 km in 3,5 Tage zurück. Als Verpflegung hatten wir Suppen, Trockenfrüchte und Hauptgerichte von LYO sowie Müsli, Snickers, Nussmischungen, Kaffee und Tee dabei. Bäche mit Schmelzwasser gab es unterwegs immer genug. Das Essen hat gereicht, war aber knapp. Zurück im Hostel kochen Yannick und Nico eine Riesenportion Nudeln mit Tomaten-Paprika-Soße, die uns alle gut sättigt und die verlorenen Kalorien auffüllt. Dazu gibt es etwas Bier, zischt und schmeckt köstlich.
Sanderson‘s Hope „Sanderson his Hope of a North-West Passage“ ist ein 1042 m hoher Berg, der 1587 von John Davis gesichtet und beschrieben wurde. Die Einheimischen nennen ihn Kaersorsuak. Die Erstbesteigung fand 1934 statt. In unserem Revierführer steht ganz lapidar „Temporary anchorage (…) giving access to a walking ascent of Sanderson’s Hope from the N side“. Da wir zum einen keine Kletterausrüstung dabeihaben und zum anderen alle gar nicht in der Lage wären die steile Wand hoch zu klettern, freuen wir uns auf eine hoffentlich entspannte Wanderung auf den imposanten Berggipfel (1042 m hoch). Wir erkunden den beschriebenen Ankerplatz an einer Bachmündung, ankern in einer geschützten Bucht an der Insel gegenüber und brechen am nächsten Tag halbwegs früh auf.
Graham meldet sich morgens krank, Yannick bleibt lieber mit Uli an Bord also sind wir noch zu dritt. Nico, Jörg und ich packen einen Rucksack mit reichlich Verpflegung voll, nehmen Signalmunition und UKW-Funke mit und lassen uns von Yannick am Ufer absetzen. Zum Einstieg gibt es eine kleine Kletterei, dann können wir die erste Bergkuppe über einen bewachsenem Rücken gut erreichen. Danach geht es über Geröll und Blocksteine entweder steil hinauf oder am Hang entlang. Zwei noch vereiste Bergseen kommen nacheinander in Sicht.
Wir kommen nur langsam voran, oft auf allen Vieren und blicken skeptisch nach vorne. Leider bestätigen sich die Befürchtungen. Die nächste Schneise können wir nicht überwinden, alles viel zu steil. Auf der anderen Seite sieht es zwar besser aus, aber da kommen wir ohne Ausrüstung nicht sicher hin. Sanderson‘s Hope fällt damit aus. Der benachbarte Berg auf dem wir stehen ist zwar nur knapp 500 m hoch, aber die Aussicht ist trotzdem toll. Im Norden die See, mit einzelnen Eisbergen. Im Süden ein Tal mit Seen und dahinter wieder Fjorde und Sunde. Zurück nehmen wir eine etwas andere Route. Trotzdem ist der Abstieg anstrengend. Das steinige Gelände beansprucht die Knie und verlangt ständige Konzentration. Später können wir auf die kleine ANUK hinabschauen. Um halb 4 sind wir zurück an Bord. Ich nehme ein Bad im hier doch recht kühlen Meer und trockne in der warmen Sonne. Danach motoren wir eine Insel weiter in die Bucht Torssuit auf Atiligssuaq.
Abendspaziergang Gleich am nächsten Tag brechen Yannick, Nico und ich nach dem Abendessen zu einem (wie wir denken) kurzen Abendspaziergang auf. Wir ankern in einer sehr gut geschützten Bucht am Ende des Fjords Taserssuatsiaq. Ziel ist ein Bergkamm hinter unser Ankerbucht, von dem aus wir uns das Inlandeis aus der Ferne ansehen wollen. Die Landschaft am Ufer überrascht uns. Eine seltsame Mischung aus unnatürlich wirkenden Hügeln (sehen aus Abraumhalden), Blumenwiesen, tiefen Bachtälern und Mooswiesen mit dicken Blocksteinen. Auf den Mooswiesen läuft es sich ganz gut, aber wir kommen unserem Ziel kaum näher. Immer wenn wir eine Kuppe erreicht haben, geht es danach noch weiter hoch. Das nimmt kein Ende, folglich können wir den Kamm nicht erreichen. Wir geben auf und kehren um, ohne das Inlandeis gesehen zu haben. Das ist sehr frustrierend. Die Sicht ist unglaublich gut, so dass sich die Entfernungen nicht einschätzen lassen. Vom Schiff aus sah der Hausberg ganz nah aus, an Land dann liegt er in unerreichbarer Ferne (zumindest wenn wir ihn mit einem Abendspaziergang erreichen wollen).
Nach 2 Tagen mit etwas trüben Wetter freuen wir uns heute wieder über blauen Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
In der letzten Ankerbucht gab es wieder einen wundervollen Rundumblick. Gut ist, dass andere die Ankerbuchten erkundet haben und der Revierführer gute Beschreibungen enthält. Wir arbeiten uns mit langsamer Fahrt vorbei an Unterwassersteinen bis zum hinteren Teil, der letzten von 3 Buchten vor. An Land gibt es wieder Angelhütten. Eine ist ziemlich zerfallen und zugemüllt, die andere noch leidlich in Ordnung. Landgangcrew Nr. 1 besteigt den Berg vor ANUK und lässt Felsblöcke wie ein Troll den Berg hinab kullern. Dass andere getroffen werden ist ausgeschlossen, da wir wirklich alleine sind, so wie bisher in allen Ankerbuchten. Mein Abendspaziergang geht hoch hinaus auf den Hausberg am Heck der ANUK. Das Erklimmen der Berge als Ersatz für Drohnenflüge macht Spaß und hält fit. Der Blick von oben belohnt!
SüdseiteNordseite
Wir feiern Olafs Geburtstag nachträglich, denn er hat uns dann doch verraten, dass er gestern seinen 59. Geburtstag hatte. Uli backt einen Schokoladenkuchen und dann gleich noch zwei Brote. Danach gibt es noch eine Runde Doppelkopf mit einem Kamikaze Sieg von Yann-Nico zum Abschluss. Die neu in das Spiel Eingeweihten blicken so langsam durch, werden mutiger und sind im Doppelpack ein ernst zu nehmender Gegner.
Heute früh sind wir kurz nach acht gestartet. Anker auf bei Nieselregen. Heißer Kaffeewärmt die klammen Finger, später gibt es Frühstück mit selbstgebackenem Brot von Uli. Dann klart der Tag auf und entwickelt sich prächtig. Wir machen einen kleinen Umweg am Vogelfelsen „Agparssuit“ an der Südseite von Qaersorssuaq vorbei. Der Felsen ist beeindruckend, die steil aufragenden Felsen sind überall wo dies möglich ist mit Dickschnabellummen und Eissturmvögeln besetzt.
Unser Tagesziel, eine Ankerbucht gegenüber von Upernavik, erreichen wir gegen 17 Uhr. Der Anker fällt bei rund 10 m Wassertiefe, der Grund ist noch so eben zu sehen. Achteraus mit etwas Abstand liegt ein dicker Stein unter der Wasseroberfläche. Ich schicke Yannick und Nico mit dem Dinghy los, um unsere Schwojkreis auszuloten und zu angeln. Bisher hatten wir kein Glück, aber diesmal klappt es auf Anhieb. Nach wenigen Minuten wird der erste Dorsch angelandet. Die beiden kündigen an, dass sie noch einen zweiten holen und erledigen dies auch sofort. Dorsch Nr. 2 ist noch dicker, beiden zusammen reichen für‘s Abendessen.
Während ich hier schreibe, gibt es erst als Vorspeise Poisson Cru (roher Fisch mit Kokos, Limette und Zwiebel, diesmal ohne Knoblauch) und der Fisch wird gleich gebraten. Für Thomas und Olaf ist es heute der letzte Abend an Bord. Zum Abschluss springt Olaf ins Wasser, immerhin 3,5°C, und trinkt dort sein Ankerbier.
Wir kommen bei bestem Wetter in Ilulissat (Jakobshavn) an und überreden einen Taxifahrer unser vieles Gepäck und uns zum Fischereihafen zu fahren, wo ANUK am Pier der Fischfabrik festmachen konnte. Es ist ein vertrautes Gefühl, wieder an Bord zu sein. Die Begrüßung mit Uli ist herzlich. Da das Wetter sehr schön ist, entschließen sich Yannick, Niko und ich zu einer Wanderung am Icefjord Center vorbei zum Isfjord Kangia zu wandern. Ich stehe wie vor einem Jahr gebannt vor den auf der See vorbeiziehenden Eismassen. Endlich wieder Eisberge. Welch eine Szenerie. Wir folgen der Küstenlinie, bis der Weg in die Berge abbiegt. Wie queren einzelne kleine Schneefälle, und das auf nahe Meereshöhe Anfang Juli, das ist Grönland. Wieder eine tolle Wanderung über 10 km. Wir haben einen gemütlichen Abend bei einem gut gewürzten Maiseintopf mit frischem Salat, eine willkommene Abwechslung. Eine Runde von dem mitgebrachten Whiskey Highland Park aus Orkney bildet den Abschluss eines schönen Tages.
Do 04.07.
Die Nacht war unruhig, Olaf und ich liegen im Vorschiff, und Olaf hat kräftig geschnarcht. Um vier Uhr ziehe ich in den Salon um. Dort ist die Ruhe aber auch schnell vorbei, da Astrid und Uli um 6.30 Uhr aufstehen. Taz-Lesen bis die anderen sich zum späten Frühstück versammeln. Dann gehen wir gemeinsam einkaufen bis auf Olaf, der durch das nächtliche Schnarchen so erschöpft ist und sich wieder hinlegt. Es macht eine französische Stahlyacht neben uns fest, wir laden sie zu Teilchen und Kaffee ein. Die Skipperin ist eine Brasilianerin, die sich in der Einsamkeit hat einfrieren lassen, sie überwinterte 9 Monate lang drei Tagesmärsche von der nächsten Siedlung entfernt.
Wir besuchen das Museum und erfahren u.a. von einem Forschungsprojekt auf dem Inlandeis, bei dem mit einer Tiefenbohrung Eisproben aus allen Schichten bis zu einer Tiefe von 2.000 m entnommen werden, die in einem Labor vor Ort untersucht werden. So lassen sich Erkenntnisse sammeln z.B. über die Zusammensetzung der Atmosphäre bis zurück zur Zeit der Neandertaler ca. vor 40.000 Jahren. Auch damit lässt sich der menschgemachte Klimawandel belegen. Es folgt eine weitere Wanderung bis an das Südkap von Ilulissat. Ich sitze eine Weile und staune über die Eisberge, die von links aus dem Fjord ins Meer treiben. Um 18 Uhr legen wir ab und motoren 10 sm bis Rodebay, ein kleiner Ort mit 48 Einwohnern, der früher eine Walfängersiedlung war. Wir ankern in der malerischen Bucht, sehr gut geschützt gegen die treibenden Eisberge. Ich gehe früh schlafen, um meine letzte Nacht auszugleichen. Diesmal kann ich gut schlafen, was daran liegen kann, dass Olafs Schnarchen durch Alkoholverzicht schwächer war oder dass es mir gelang, es zu ignorieren.
Fr 05.07.
Nach einem guten Frühstück mit Brot, Käse und Müsli setzen wir mit dem Beiboot an Land über. Uli will einen Film drehen, indem Sie mit ihrer Drohne um einen größeren Eisberg herumfliegen will. Leider kollidiert Sie beim seitwärts Fliegen mit einem kleineren Eisberg, den Sie übersehen hatte. Wir gehen zurück an Bord, um zu versuchen, die abgestürzte Drohne am Eisberg zu finden. Uli hatte noch kurzen Kontakt und sah, wie die Drohne schräg auf dem Eis lag. Mit ANUK fahren wir direkt an den Eisberg, können die Drohne aber nicht finden. Der Eisberg ist zu instabil, als dass wir auf ihn hätten klettern wollen. Welch schmerzhafter Verlust. Wir setzen unsere Reise nach Norden zwischen Diskoinsel und Festland durch den Vaigat-Sund fort. Dabei fahren wir Slalom zwischen den Eisbergen und bewundern die Natur, wie sie sich hier bildhauerisch betätigt, unsere Blicke schweifen stundenlang von Eisberg zu Eisberg. Wir segeln ein Stück, müssen dann aber leider wieder den Motor nutzen. Wir haben warmes und sonniges Wetter und wollen uns über den stärker werdenden Gegenwind nicht beschweren. Heute ankern wir vor der verlassenen Siedlung Ritenbenk auf Arveprinsens Ejland nach 29,5 sm, wovon wir lediglich 4,5 sm segeln konnten. Ich koche so, dass wir die Vorpeise aus gebratenen Wal mit Charlotten und Joghurt-Creme-Fraiche-Dipp zu uns nehmen, nachdem Anker gefallenen ist. Als Hauptspeise gibt es Nudeln mit Paprika-Tomaten-Sauce. Über Nacht halten wir Ankerwache, da die Eisberge durch die Strömung an die ANUK treiben.
Sa 06.07.
Morgens müssen wir den Anker aufnehmen, da er immer weiter slippt und wir Richtung Küste driften. Auf halber Strecke kommt ein Knäul aus Anker umwickelt mit Ankerkette aus dem Wasser. Wir ackern zu dritt, bis wir den wieder entflochtenen Anker neu setzten können. Kurz darauf, während des Frühstücks, kommt uns ein größerer Eisberg so nahe, dass wir ANUK mit Stangen von ihm abhalten müssen, bis er gerade so an uns vorbeidriftet. Wir besuchen die aufgegebene Siedlung. Es ist ein trauriger Anblick, die Häuser, die alle mit viel Mühe aufgebaut wurden und deren gesamtes Material mit Schiffen über weite Strecken hierhin transportiert wurden, nun verfallen zu sehen. Einige Häuser sind tatsächlich noch in so einem Zustand, dass wir eine Rettung für möglich halten, aber wer sucht diese Einsamkeit?
Gegen Mittag heißt es wieder Anker auf und wir fahren in den Vaigat-Sund, der zwischen der Discoinsel und dem Festland liegt. Endlich kommt der ersehnte Wind aus Süden, aber das Eis wird immer dichter, dass wir uns unseren Weg im Slalom suchen müssen und mit dem Segelsetzen warten, bis die Lücken zwischen den Eisbergen groß genug sind, die Genua zu 2/3 auszurollen. Wir segeln den Sund entlang zwischen den Eisbergen bei 25 – 30 kn Wind nach Nordwest mit 5 bis 6 kn.
So 07.07.
Leider schläft der Wind am frühen Morgen ein und wir müssen die Genua gegen das Eisensegel tauschen, wir runden Kap Kanget und Kanísut und fahren in den Uummanaq Fjord und steuern die gut geschützte Bucht auf der kleinen Insel Qeqertat an. Die Gesamtstrecke 160 sm. Die Bucht erreichen wir durch eine enge und recht flache Einfahrt, in der sich ein Eisberg in dem Moment zu drehen beginnt, als wir auf ihn zufahren. Nach dem Ankern setzen wir über an Land, um auf den 260 m hohen Inselberg zu besteigen, von dem aus wir einen herrlichen Rundumblick belohnt. Nach einem Karotten-Ingwer-Linsen-Eintopf mit Salat spielen wir Doppelkopf.
Mo 08.07.
Nach dem Frühstück mit Obstsalat geht der Anker auf und wir motoren bei spiegelglatter See zwischen den Gebirgsmassiven weiter hinein in die Fjordlandschaft von Uummannaq. Ich sitze im Heck und höre ein Stück von Edvard Grieg, da mich die kolossalen Felswände an Norwegen erinnern. Auf dem Fjord treiben wieder Eisberge, um so mehr, je tiefer wir in den Fjord fahren und damit näher an die Gletscher kommen, wo sie in die See kalben. Vor der Einfahrt in unsere abendliche Bucht sichten wir einen Wal, der dort auf und ab schwimmt und immer wieder bläst. Das Ziel ist nach 32,5 sm die kleine, von allen Seiten umschlossene Bucht Niaqornakavsak an der äußersten Nordwestecke der Insel Drygalskis Halvø. Das Dinghi hilft uns wieder an Land, Astrid und ich klettern auf den Berg neben der Bucht. Wir freuen uns an dem tollen weiten Blick über die mit Eisbergen geschmückte Fjordlandschaft und in unsere kleine Ankerbucht, in der ANUK auf uns wartet. Trotz erfolgloser Angelei bekommen wir ein vorzügliches Kohlgericht.
Di 09.07.
Wir legen um 8 Uhr ab und frühstücken auf See und fahren tiefer in den Fjord hineinhinein entlangentlang kolossaler Felswände bis zu dem Ort Ikerasagssuaq. Leider regnet es als wir durch den Ort laufen. Olaf bekommt von einem Fischer ca. 1,5 kg Capelin (Fisch) geschenkt, nachdem er sich mit ihm über google translate verständigt hatte. Wir legen ab, um einen weiteren Ankerplatz am anderen Ende der Insel anzulaufen, wir passieren wunderbare Eisberge und ankern in einer Bucht nördlich der verlassenen Siedlung Umánatsiaq, Etmal 22 sm.
Mi 10.07.
Wir teilen uns zum Landgang in zwei Gruppen auf. Nico und Thomas wandern über die Berge zunächst zu einer Siedlung in der Nachbarbucht, die aus Hütten besteht, die auf Schlitten montiert waren (grönländische Variante des Wohnwagens zum Übernachten des Fischens auf dem Eis im Winter). Das Schlauchboot Expeditionsteam Astrid, Yannick und Olaf treffen die beiden in dem verlassenen Dorf Umánatsiaq weiter südlich. Einige Häuser sind saniert und werden als Ferienhäuser genutzt.
Nachmittags geht es weiter mit einem kurzen Zwischenstopp in Uummannaq, der angeblich schönsten Stadt Westgrönlands. Die Stadt, die mit 1400 Einwohnern als Großstadt gelten kann, begrüßt uns mit ihrem von der Sonne angestrahlten bunten Häusern auf den Felsen. Die schönen historischen Gebäude erstrecken sich rund um die Hafenbucht. Thomas und Olaf finden ein Café mit Bier vom Fass.
Pünktlich um 20:00 Uhr brechen wir auf um weiter aus dem Fjord heraus um den vorhergesagten Südwind für unsere Weiterfahrt nach Norden zu nutzen.
Do 11.07.
Es gibt immer weniger Eisberge und immer weniger Wind. Den Tag müssen wir leider wieder überwiegend motoren. Außer Wache gehen steht Lesen auf dem Programm.
Fr 12.07.
In den Morgenstunden laufen wir südlich von Søndre Upernavik in den Suvdlua Fjord ein. Um 07:00 Uhr fällt der Anker in der malerischen Bucht Uluâ. Wir genießen einem wunderbar faulen Sonnentag mit Temperaturen um die 20° C mit Landgängen und einer abendlichen Doppelkopfrunde.
Sa 13.07.
Jetzt ankern wir hier vor Kangersuatsiaq (Prøven), einem 141 Einwohner Dorf. Das Wetter ist eher kalt und trübe. Wir verbringen den Tag mit Landgängen und Blog-Beiträge hochladen.
Es waren tolle 14 Tage. In Sisimiut war einer unserer Höhepunkte eine Konfirmation von Inuit. Die meisten trugen ihre traditionelle, festliche Kleidung; die Frauen mit Schuhen und Hosen aus Robbenfell und -leder, die Blusen waren aus roter Seide bestickt mit Perlen sowie mit einem großen Perlenkragen. Die Männer waren in schwarzer Hose und weißem Hemd gekleidet. Wir hatten das Glück mit einem Paar ins Gespräch zu kommen. Er sprach etwas Deutsch, da er an 30 Stunden Deutschunterricht teilgenommen hat. Er möchte Führungen für Touristen mit Verpflegung und Übernachtung anbieten, das neue Grönland setzt auch auf Tourismus und nicht mehr nur auf Jagd und Fischfang.
Nach Sisimiut trafen wir auf die ersten Eisberge. Der Jubel war groß, vom der Captain Uli kam nur „Das sind doch nur Growler.“
Besonders schön waren die Übernachtungen in Ankerbuchten, die Uli perfekt ausgesucht hat und besonders von Margret geliebt wurden.
Im Disko Fjord/Kangerluk machten Kai, Eileen, Margret und Holm eine Wanderung von der Ankerbucht zum nächsten Ort. Die Crew schätzte für den Weg zwei Stunden, Uli meinte mindestens drei, es wurden fünf. Die Fotostopps und der nasse Untergrund waren nicht einkalkuliert worden.
Je weiter wir in die Disko Bucht fuhren desto größer und dichter wurden die Eisberge. Der Höhepunkt war dann Ilulissat mit dem Isjford. Selbst ich erkunde ihn vom Ufer aus zu Fuß. Für all diese Eindrücke fehlen mir die Worte, sie bleiben für immer in meinem Gedächnis.
Wir haben uns Sonntag hier irgendwie mit in den Hafen von Ilulissat gequetscht, liegen längsseits an der polnischen Yacht Lady Dana 44, einer Van de Stadt 47 (Den Bootstyp hatten wir bei Schiffskauf auch zur Auswahl.). Die kleinen Fischerboote um uns herum kommen und gehen. An- und Ablegen geht nur mit ordentlich schieben. Nichts für Freunde des makellosen, blank polierten Rumpfes.
Für die Einfahrt nach Ilulissat hatten wir traumhafte gute Bedingungen. Es ist ruhig und fast windstill, ANUK gleitet im Zick/Zack bei Sonne durch die beeindruckende Eisberg und Growler Landschaft.
Die zwei Wochen seit Nuuk sind wieder viel zu schnell um. Wir haben 534 sm zurückgelegt.
Den Großteil der Strecke sind wir wegen fehlenden Windes unter Motor gefahren, mit zwei Nachtfahrten konnten wir vor der Küste gut Strecke machen. Zum Glück gab es dort wenig Eis und Fischer, das Radar lief wegen Nebels oft mit. Bei guter Sicht blieben wir in Küstennähe, um die Landschaft zu genießen.
Nach dem Stopp in Appamiut (Hamborgersund) ankern wir nach einem kurzen Stopp in Sisimuit (zum Museumsbesuch) in Ukîvik/Sydbay. In die Ankerbucht müssen wir uns bei Nebel reintasten. Am nächsten Morgen darf die Crew ausschlafen, gegen Mittag löst sich der Nebel auf und wir erkunden die Insel.
Von Ukîvik aus gehen wir direkt in die Disko Bay zu den Kronprinses Ejland. Angesagt ist Nordwind, wir rechnen damit, dass wir kreuzen müssen. Vom Wind ist relativ schnell nichts mehr übrig, wir sind also wieder am Motoren, teilweise bei Nebel mit Radar. Nach knapp 24 h fällt der Anker vor der verlassenen Siedlung Imeriqssoq. Mit Luna waren wir 2018 auch schon hier und es hat uns damals schon sehr gut gefallen. Der Nebel hat sich nachts zum Glück verzogen, so dass wir die ersten Eisberge der Disco Bay bestaunen können.
Crew und später auch die Captain machen sich zum Landgang auf. Kai und Eileen paddeln zu ein paar gestrandeten Growlern.
Die Crew entscheidet sich dafür im Anschluss einen Abstecher zur Disko Island zu machen. Wir gehen in den Diskofjord Kangerluk, vorbei an der kleinen Siedlung (2023 noch 12 Einwohner) gibt es am Ende einer der Fjordarme einen wunderschönen, gut geschützten Ankerplatz. Alle sind begeistert. Das Wasser des Bachs nutzen wir zum Tank füllen. Vier Crewmitglieder machen sich zu Fuß auf zur Siedlung, Ecki und ich sammeln sie in Kangerluk wieder ein. Die nächste Nacht verbringen wir vor der alten Wetterstation Nipisat. Der Anker hält gut, der angekündigte Starkwind mit gut 30 kn ist in wenigen Stunden durchgezogen.
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Die knapp 60 sm von der Disko Island zur Rodebay/Oqaatsut können wir dann endlich mal wieder segeln. ANUK läuft bei 5 Bft. schön schnell mit raumen Wind. Endlich kommen die Segler etwas auf ihre Kosten. Kurz vor dem dichter werdenden Eis in der Nähe des Isjfords schläft der Wind ein, so dass wir entspannt im Slalom die letzten Meilen zurücklegen können.
Oqaatsut ist traumhaft schön, wir brechen am nächsten morgen widerwillig nach Ilulissat auf. Keiner hat Lust dort anzukommen, viel zu schnell ist der Reiseabschnitt zu Ende.
Jetzt sind wir schon drei Tage hier. Zu Fuß haben wir die Umgebung erkundet, die Ausstellung im relativ neuen Isjford Center ist sehenswert. Ein Teil der Crew kommt heute in Deutschland an und die nächste Crew kommt gleich an Bord. Ich freue mich, dass noch ein paar Wochen Grönland vor mir liegen. Einfach wunderbar J
Es ist ein wenig wie „nach Hause kommen“. Den Küstenabschnitt haben wir 2018 schon mit LUNA besucht. Und auf ein paar der schönsten Passagen und Ankerbuchten habe ich mich gefreut.
Das Wetter ist leider weiterhin wie 2018 auch: bewölkt, kalt und regnerisch. Manchmal können wir segeln, ansonsten läuft der Motor zuverlässig und bringt uns zugegeben komfortabel voran.
Am zweiten Tag nach Abfahrt Nuuk passieren wir Maniitsoq. Eigentlich eine Ecke, in der es häufig Buckelwale zu beobachten gibt. Die Enttäuschung der Crew ist groß, als wir diesmal keine Wale entdecken können. Die beeindruckenden Berge des Hamborgersund sind auch Wolken verhangen. Ein wenig kann man sie erahnen.
Ein wenig später dann begeisterte Aufruf: Wale!
Alle stürzen an Deck und erfreuen sich am Anblick zweier Buckelwale, nicht weit von der ANUK entfernt. Beim Abtauchen zeigen sie ihre großen Fluken.
Am Ende des Sermilinnguaq Fjords leuchtet es hell. Auf dem Eis und der Gletscherzunge ist Sonne zu erahnen. Wir entscheiden uns dafür den 7 nm Umweg in den Fjord zu fahren. Die Gletscherzunge am Fjordende kalbt nicht direkt ins Wasser, so dass keine Eisberge und Growler die Fahrt behindern.
Wir erreichen die Ankerbucht Appamiut gegen 23:00 Uhr. Alle fallen müde und voller Eindrücke in die Kojen.
Ausschlafen am nächsten Morgen ist gestattet. Ich genieße die morgendliche Ruhe mit Bad und Kaffee. Die Wolken verschwinden und blauer Himmel zeigt sich. Perfektes Timing, wir gönnen uns einen Tag in dieser Landschaft. Das Packraft wird ausgepackt, die Umgebung zu Land, Wasser und Luft (Drohne) erkundet. In der Sonne ist es herrlich warm. Zum Abschluss des Tages gibt es grönländische Lammkeule. Wir haben unglaubliches Glück mit diesem Sommertag zum richtigen Zeitpunkt.
Heute sind wir nach 24 h Fahrt (bei NW-Wind kreuzend und später bei Flaute motorend) in Sisimiut angekommen. Die Nacht war mit Temperaturen um den Gefrierpunkt die bisher kälteste dieses Sommers.
Nach Einkauf und Museumsbesuch wollen wir weiter, einsame Ankerbuchten sind schöner. Und wir wollen noch möglichst viel Zeit in der Disko Bay verbringen.