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Endlich wieder Grönland – von Paamiut nach Nuuk

Dieses Mal nehmen es die Grönländer mit dem Einklarieren ganz genau. Die Polizei will nicht nur die Pässe sehen, sondern auch die Personen dazu. Bis die Captain Uli endlich Bernd und Uta findet, ist eine Stunde vergangen. Den Einkauf haben die beiden dafür schon erledigt.

Beim Motorstart zum Ablegen stellen wir fest, dass nach Dieselfilter Reinigung am Vortag doch noch irgendwo Luft im System ist. Bis der Motor sauber läuft ist es schon Mittag und wir entscheiden uns hier zu bleiben und den angesagten Starkwind hier abzuwettern.

Wir bleiben den ganzen nächsten Tag an Bord. Es regnet reichlich, wir liegen gut geschützt an der Pier, die Boote bei ablandigen Wind an die Pier zu ziehen ist auch alleine kaum zu schaffen. Bernd sortiert und bearbeitet Fotos, Uta und Uli sitzen am Rechner und arbeiten am Fotobuch der Reise.

Von Paamiut starten wir am Freitag, den 07.06. morgens und gehen in einem Rutsch direkt in die Fjorde östlich Nuuk. Nach 39 Stunden fällt der Anker in einer Bucht des Sulussugutip Kangerlua. 

Die Fahrt ist wieder entspannt, wenn auch nachts kalt. Wir müssen meistens steuern, da der Autopilot weiter nur arbeitet, wenn er will. Meistens können wir unter Genua vor dem Wind segeln, in der Nacht reicht der Wind leider nicht und der Motor läuft.

Als wir an Nuuk vorbei in den Nuup Kangerlua (Godthåb Fjord) laufen lichtet sich die bis dahin dichte Bewölkung und wir können die hohen, schneebedeckten Berge um uns herum bestaunen. Einige sind über 1000 m hoch, eine Schneelawine rauscht polternd den Berghang neben uns hinab.

Da für die nächsten Tage wieder viel Starkwind angesagt ist wollen wir die verbleibende Zeit hier in den Fjorden verbringen. Der lange Weg hier rein lohnt sich. 

Sulussugutip Kangerlua ist erstaunlich grün, wir erkunden die Umgebung zu Fuß und mit Drohnen.

Der kleine Ort Kapisillit liegt am Ende des Nachbarfjordarms. Die rund 80 Anwohner leben von Fischfang und Rentierhaltung (Wir sehen leider keine). 

Von Kapisillit aus wollen wir eigentlich in die als sehr schön und geschützt im Revierführer beschriebene Bucht Kangiussaq. 

Unterwegs entdeckt Bernd ein komisch schlagendes Etwas, dass an eine Schlange erinnert voraus neben einem Growler. Die Schlange entpuppt sich als Flipper eines Buckelwals, wir sind ja hier auch nicht in Loch Ness. Kurz darauf taucht der Rücken eines weiteren Buckelwals neben uns auf. Beide tauchen dann gemeinsam wieder ab. Sie sind etwas Foto scheu.

Nach 29 sm Fahrt und gut 10 sm vor dem geplanten Tagesziel entscheiden wir uns umzudrehen und Qooroq anzulaufen. Das Eis wurde immer dichter und die zwei Stunden Slalomfahrt reichen uns für den Tag.

Qoornoq ist eine gute Wahl. Von hohen Bergen liegt der anscheinend nurnoch im Sommer bewohnte Ort auf einer kleinen flachen Inselgruppe direkt an einer „Fjordkreuzung“. Die Bucht ist durch eine Untiefe vor größeren Eisbergen gut geschützt und der Anker hält sofort.

Den nächsten Tag „wettern wir ab“. Draußen ist es kalt, es regnet und schneit. Der zur „Gale warning“ gehörende Wind bleibt draußen vor der Küste, mehr als 20 kn zeigt unser Windmesser nicht an.

Nachts reißt der Himmel dann auf und heute haben wir einen herrlichen, sonnigen Tag. Auf der Fahrt nach Nuuk können wir die weiße Berglandschaft um uns herum bestaunen. Nach Nachtfrost wird es angenehm warm.

Captain Uli bietet als weiteres Highlight „Wasser bunkern vom Wasserfall“ an. Die Crew macht sich begeistert mit Kanistern und Wassersäcken ausgerüstet im Dinghi auf den Weg. Da der Fels am Ufer mit einer glitschigen Eisschicht bedeckt ist brechen wir das Manöver nach einer Fahrt und 80 Litern ab. Kurz darauf wird es eh voll. Mehrere Wasser-Taxis preschen mit Kreuzfahrtteilnehmern heran. Unser Wasserfall scheint eine Sehenswürdigkeit.

Und jetzt sind wir auch schon in Nuuk. Etappe 22 ist damit schon wieder um. Die vier Wochen zu Dritt sind viel zu schnell vergangen. Bernd und Uta machen einen ersten Stadtrundgang und bringen Moschusochsen Schinken fürs Abendessen mit.

Text: ULI

Endlich wieder Grönland – Wir sind angekommen

Zu Dritt haben wir uns auf den Weg gemacht. Von St. John’s nach Paamiut waren wir insgesamt 964 nm unterwegs. Dafür haben wir 189 Stunden gebraucht. Weite Strecken war es schwachwindig, sonnig und warm. Das ist schön gemütlich und entspannt, bedeutet aber auch Motoreinsatz (331 nm). Das Thermometer im Doghouse zeigt mehrere Tage knapp 15° C an. Wir hatten den Rest der Zeit viel achterlichen Wind, einen Tag davon mit in Spitzen 7-8 Bft (knapp 40 kn). ANUK läuft wie gewohnt gut und lässt sich auch gut steuern. Erfreulicherweise ist von dem anfangs für die letzten Tage vorhergesagtem Gegenwind nichts mehr zu merken. Stattdessen kein Wind bzw. eine angenehme Brise aus SW. 

Das Bordleben hat sich schnell eingestellt. Wir einigen uns auf Wachen nicht länger als drei Stunden, da wir befürchten, dass es kalt wird. Eine vorausschauende Entscheidung, da uns der Autopilot kurz nach Start im Stich lässt. Der Rudergeber will einfach nicht mehr. Unser zweiter Autopilot steuert nur zeitweise, wenn ihm gerade danach ist. Wie wir ihn bei Laune halten können, konnten wir bis zur Ankunft nicht ergründen.

Also hieß es Handschuh an, Mütze auf und drei Stunden durchhalten, da die Freiwache gemütlich im warmen Schlafsack liegt. Wehe, wer vergisst die Aufnahme von Heißgetränken nicht mit seinen Wachzeiten zu koordinieren.

Um den Eisbergen vor Labrador und Neufundland auszuweichen, laufen wir zwei Tage Kurs NE, bevor wir nach Norden abdrehen. Es ist erstaunlich, wie schnell die Nächte immer kürzer werden. Vor unserem Ziel wird es dann auch schon nicht mehr ernsthaft dunkel, es dämmert nur ein paar Stunden. Herrlich diese hohen Breiten im Sommer.

Das Highlight der Überfahrt, da wir uns alle einig, ist der vorletzte Abend auf See. ANUK gleitet unter Genua dahin, als eine erstaunlich große Gruppe von Walen (oder sind es doch seeehr große Delfine) sich von hinten nähert. Sie begleiten uns ca. eineinhalb Stunden, nehmen uns in ihre Mitte. Rings um uns herum, zum Teil nur mit einem Meter Abstand Wale. Unter Deck sind ihre Laute deutlich zu hören. Zu gerne würden wir verstehen, was sie sich über uns erzählen. 

Wir sind begeistert, wie viele kleine Jungtiere bzw. Walbabys wir ganz dicht bei ihren Müttern schwimmend beobachten können.

Gebannt folgen wir alle dem Schauspiel.

Seht selbst: 

Wir versuchen herauszubekommen, was uns da besucht hat. Und einigen uns auf Grindwale (engl. Pilotwhale). Alles andere passt laut unserem Bestimmungsbuch nicht so richtig.

Am nächsten Tag verschwindet der nächtliche Nebel sehr früh und wir können schon bei gut 50 nm Abstand die ersten Berge der grönländischen Küste ausmachen. Wenig später die Ersten, in der Sonne leuchtenden fototauglichen Eisberge.

Vor dem Arsuk Fford treffen wir auf etwas mehr Eis, dass sich gut umfahren lässt. Die letzte Nacht geht es bei schwacher Brise sanft gleitend langsam dem Ziel entgegen. Natürlich muss es gegen Mitternacht noch anfangen zu nieseln, so dass wir morgens um 07:00 Uhr Ortszeit froh sind da zu sein.

Und jetzt sind wir endlich wieder in Grönland. Paamiut ist trotz seiner Größe recht verschlafen. Wenn man jemandem bei diesem Wetter draußen begegnet, ist er/sie sehr freundlich und hilfsbereit. Nachdem die Captain Uli die Polizei erfolglos gesucht hat, um einzuklarieren, steht diese irgendwann nachmittags an der Pier. Wir sind jetzt für Mittwoch früh verabredet. Danach können wir weiter.

Den restlichen Tag haben wir mit weiterer Fehlersuche Autopiloten, Walfotos sortieren, schlafen (nur die Crew) verbracht. Und nicht zu vergessen: Wir schrauben den Backbord Trinkwassertank auf. Hocherfreut stellen wir fest, dass das Wasser einwandfrei schmeckt, vom Diesel ist nichts mehr zu sehen, zu riechen oder zu schmecken. Welch eine Freude. Ein Hoch auf ganz viel Geduld bei der Reinigung und Spüli.

Text: Uta und Uli

Endlich wieder Grönland – der erste Eisberg

Seit sechs Tagen sind wir unterwegs. Das Warten hat sich gelohnt, wir haben gute Wetterbedingungen. Die erste Nacht war die kälteste mit 2° C. Ansonsten viel Sonne, selten Regen. Das Thermometer im Doghouse zeigt bis zu 14° C an.
Eine Nacht mit Südwind 7 Bft. laufen wir bequem unter Fock. 
Immer wieder sehen wir Wale und Delfine. 
Heute ist es wieder sonnig mit guter Sicht. ANUK gleitet mit raumen Wind unter Genua dahin. 
Und Bernd sichtet am Horizont den ersten Eisberg der Saison. Weit weg aber zu erkennen.

Morgen werden wir vor der Küste mit mehr Eis rechnen müssen. Leider ist Nebel angesagt. Immerhin wird es nachts nicht mehr richtig dunkel.  
Ansonsten hat sich das Bordleben und Rhythmus eingespielt in der dreier Crew. 
Wir freuen uns über die entspannte Fahrt unter guten Bedingungen und hoffen es bleibt die letzten 1,5 Tage weiter so. 

Text: ULI

Endlich wieder im Norden – St. John‘s

Wir stellen gerade fest, dass wir jetzt schon 11 Tage hier sind. Kaum zu glauben, die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. Es ist einfach schön hier. Wir haben einen guten Liegeplatz längsseits an Pier 6 ergattert. Direkt an der Altstadt. Die Nachbar-Piers sind mit Restaurants gesäumt. Es gibt also viele Besucher, ANUK wird natürlich als einziges Segelboot im Hafen bestaunt. An Deck etwas erledigen klappt oft nicht, man wird sofort in nette Gespräche verwickelt.

So besuchen uns die zwei Reisenden Steffi und Jonas. Sie kommen aus Gerdas Heimat und sind seit 1,5 Jahren unterwegs. Hut ab.

Der deutsche Musiker und Komponist Delf Maria Hohmann hat von uns gehört und schaut vorbei. Er organisiert die Harbour Symphony und wir durften mit ANUKs Nebelhorn dieses Wochenende mitmachen. Eine faszinierende, für die Nebelstadt sehr passende Idee. 

Ein segelndes Ehepaar kommt extra vorbei, um uns ihre Hilfe anzubieten. Z.B. uns zum Einkaufen oder zu Fachgeschäften zu fahren. Eine große Hilfe ist, dass sie 20 l Wasser-Diesel Gemisch für uns entsorgen. 

Der Fischer hinter uns bietet uns Snow Crabs an, ULI geht an Bord und kommt mit einer großen Portion, an der wir zwei Tage essen wieder. Bezahlung: Der Fischer möchte sich einmal unsere ANUK ansehen.

Die Brauerei „Gahan House“ an der Pier füllt unsere Wasserkanister, so kommen wir bis zum Wasser bunkern morgen bei Abfahrt über die Runden.

Es gibt einen Bäcker, der hervorragendes Brot backt, auch richtiges Roggenbrot, ein Traum nach Monaten ungenießbarem Schlabberbrot.

So verfliegen die Tage. 

ULIs zweites zu Hause ist das „Jumping Bean Coffee“ mit gutem Kaffee und gutem WLAN.

Die Captain ULI freut sich auch, dass sie Zeit hat Punkte für die Black Box von ANUK zu sammeln (siehe Blogbeitrag). ANUK wird gründlich durchgecheckt, einige Reparaturen erledigt. 

  • Zwei Brenner am Petroleum-Kocher sind völlig verdreckt und verklebt (vermutlich das Petroleum aus Portugal). 
  • An Motor und Welle entdeckt ULI ein paar lose Schrauben.
  • Trinkwasser Fußpumpe repariert
  • Bilgen getrocknet und gesäubert, Inventur der Lebensmittelvorräte
  • Damit ULI keine Langeweile bekommt wird noch ein wenig Diesel in den einen Wassertank gefüllt. Ein paar Stunden vorsichtiges Abschöpfen des Diesels von der Oberfläche (eine mehrstündige meditative Übung), Wasser mit Handpumpe herauspumpen (Die Wasserleitungen an Bord benutzen wir lieber nicht.) und gründliche Reinigung des Tanks funktionieren erstaunlich gut.

Leider reisen Gerda und Till ab. Sie fehlen uns und an Bord. Die Zeit seit New York mit Gerda und mit Till die drei Monate seit Kap Verden sind unglaublich schnell vergangen. 

Dafür ist Bernd dazugestoßen. Er kennt ANUK schon von zwei Wochen mitsegeln in Südspanien.

So langsam sind sich die Wettermodelle bzgl. der Windvorhersage für nächste Woche halbwegs einig. Es sieht gut aus, auch wenn wir nicht ganz um Nordwind drum herumkommen. Wir hoffen auf selten Nebel und wenig Eisberge unterwegs.

Text: ULI

Endlich wieder im Norden – Signal Hill voraus

Nachdem wir Trepassey verlassen haben, sind wir nach einer ganztätigen Motorfahrt in Cape Broyle angekommen. Auch ein kleines Nest an der Küste aber deutlich belebter als zuletzt. Wir sind uns wieder einig, dass wir die Zeit unterschiedlich nutzen werden. Till trotzt dem Schietwetter und macht eine sehr ausgiebige Wanderung auf dem East Coast Trail. Uli legt derweil einen ausgedehnten Bastel- und Inventurtag-Tag ein. Gerda und Uta spazieren etwas durch den Ort und landen im gemütlichen Riverside – dem inoffiziellen Gemeindetreffpunkt (Kneipe). Wir bleiben nur zwei Nächte, da wir den vorhergesagten guten Segelwind nutzen wollen, um pünktlich in St. John‘s zu sein.

Hochmotiviert setzen wir nach dem Ablegen die Segel um sie nach knapp zwei Stunden wieder zu bergen. Der hier typische Nebel umhüllt uns und wir navigieren mit Radar und AIS sicher nach St. John‘s. Wir steuern dem Signalhorn des Leuchtturms entgegen. Der natürliche Hafen mit seiner sehr schönen aber schmalen Einfahrt lässt sich leider nur erahnen. Alle halten den Atem an als plötzlich eine Schiffslänge entfernt die ersten Klippen sichtbar werden. 

Wir haben eine passende Lücke zwischen einem Ausflugsboot und einem großen Krabbenfischer für uns gefunden und liegen direkt im alten Stadtzentrum. Die abendliche Erkundungstour führt denn auch nur zum Supermarkt und zum Liquor-Store. Till hat sich eine Duschoption im nahegelegenen Fitnessstudio ergattert und ist früh auf den Beinen. Gemeinsam besichtigen wir die Stadt, und im Outdoorladen verbringen wir viel Zeit. Wir beschließen uns ein Auto für die nächsten Tage zu mieten und können somit auch die weitere Umgebung erkunden. Einer unserer absoluten Highlights trägt den schönen Namen Quidi Vidi. Eine verträumte Fischerbucht mit Kunsthandwerk. Auch hier begegnen wir wieder einem Teil des East Coast Trail und wandern kurz auf dem Sugarloaf Path. 

Inzwischen ist auch Bernd aus Berlin angekommen. Bevor es Till wieder nach Hamburg verschlägt, fahren wir vormittags noch gemeinsam zum Signal Hill. Es ist eine der historischen Sehenswürdigkeiten, ein Aussichtspunkt, der sich direkt über der Hafeneinfahrt von St. John‘s befindet. Unser Timing ist perfekt: Die Sonne bricht sich durch die Nebelschwaden und wir wandern an der Landspitze entlang und genießen die fantastische Sicht auf die Stadt und den Leuchtturm. Mit einem gemeinsamen Mittagessen verabschieden wir Till schweren Herzens und freuen uns, dass Bernd da ist.

Text: Uta, Uli und Gerda

Endlich wieder im Norden – lazy and lost in Trepassey

Wegen eines Sturmtiefs am Sonntag werden wir drei Tage an dem gut geschützten Liegeplatz entspannt die Zeit verbringen (lazy).

Früher war Trepassey ein Ort mit fast 3.000 Einwohnern. 1992 veränderte das erlassene Fangverbot für Kabeljau das Leben der Neufundländer schlagartig und heute leben in Trepassey noch ungefähr 400 Einwohner:innen, vor allem im Ruhestand.

600 Beschäftigte verloren damals von heute auf morgen ihre Jobs; die Jüngeren wanderten aufs Festland aus, zurück blieben die Senioren. Ein Dorfbewohner veranschaulicht die Entwicklung, indem er erzählt, dass früher mehrere hundert Schüler:innen die Schule besuchten, jetzt seien gerade mal 45 Schülerinnen und Schüler. Das Inventar der Fischfabrik wurde nach Afrika verkauft und damit endete eine rund 400 Jahre alte Fischerei-Kultur. Von den wenigen, hier noch lebenden Fischern begrüßt uns Kevin, der mit seinem Fischerboot neben der ANUK liegt. Er erzählt uns, dass er oft in Grönland unterwegs sei, um dort zu fischen. 

Wir nutzen die Zeit in Trepassey zum Erkunden der Umgebung, der Anblick der Landschaft beim Einlaufen hat uns begeistert und neugierig gemacht. Während unserer Wanderungen blicken wir auf den tiefblauen Atlantik mit seinen weißen Brandungen. Wir schlittern manchmal über feuchten Waldboden, überqueren Bäche, rutschen über nasse Steine und versinken fast im moorigen Boden. Der „wilde“ Wald mit Tannen, toten Bäumen, Büschelrosen, Küsten-Blauglöckchen  und Beerengestrüpp lässt uns meditativ abtauchen.

Der Ort ist wenig spektakulär, aber seine liebevoll in verschiedenen Farben gestrichenen Holzhäuser sehen adrett aus. Es gibt einen kleinen Lebensmittelladen mit dem Nötigsten (Gerda nennt ihn Kaufhaus.). Immerhin hat die einzige Postkarte ein erträgliches Sonnenuntergangsmotiv, ca. 1/3 der kleinen Verkaufsfläche wird als Liquor Store ausgewiesen. Weiter entdecken wir ein Postoffice mit Königin Elisabeth-Briefmarken und eine Kirche, die gleichzeitig als Gemeindehaus dient und optisch einer Lagerhalle ähnelt sowie ein Hotel, jedoch keine einzige Kneipe. Getrunken wird hier anscheinend zu Hause oder, wie wir es mehrfach sehen, im Auto mit Blick auf den Ozean.

Der Wettergott ist uns relativ wohlgesonnen. Es ist überwiegend sonnig, aber auch regnerisch und am Muttertag gibt es Regen und Nebelsuppe. Wir freuen uns über unseren geschützten Liegeplatz an der Public Wharf.

Uta und Uli arbeiten am Layout für Ulis Fotobuch, Gerda liest endlich ihr Buch und schläft gemütlich im Salon. Es ist eine wundervoll ruhige Stimmung an Bord. Till nimmt noch einmal sein Sportprogramm auf und joggt in Richtung Norden. Er kommt nach ca. drei Stunden erschöpft zurück und wir alle freuen uns auf das Essen, was bereits auf dem Herd brutzelt.

Ausnahmsweise wird heute Abend kein Doppelkopf gespielt, sondern ein Film geschaut: Night on Earth von Jim Jarmusch.

Abends dreht der Wind noch von Ost auf Süd, ein wenig Schwell erreicht unseren Liegeplatz. Er lässt erahnen, was draußen an der Küste los ist.

Text: Gerda

Endlich wieder im Norden – Lobster

Gefühlt seit Wochen fahren wir Slalom. Die Problematik Lobster-Pots hat uns fest im Griff und beschäftig die gesamte Crew. Die Markierungsbojen (Traps) sind nur ca. 30 cm lang und oft gut erkennbar grellgrün oder orange. Manchmal aber auch in freundlicher Tarnfarbe weiß-schwarz oder dunkelblau gehalten. Der CCA Cruising Guide beschreibt sie sehr treffend: „However the local practice is to put trap buoys on very long floating lines that trail along the surface, so give them a good leeward berth.” Die Richtung der Leine erkennt man zum Glück recht gut, zum Teil sind die Schwimmleinen an der Oberfläche aber bis zu 30 m lang. 

Bei unserer Ankunft in Nova Scotia fahren wir mit extremer Vorsicht und zwei Crewmitgliedern mit Taschenlampe am Bug durch das Gewirr. Es dämmert schon und die Bojen sind kaum erkennbar. Erwischen wir eine wird der Motor ausgekuppelt und wir gleiten darüber. Die Rumpfform unserer ANUK schützt den Propeller sehr gut und auch am Ruder bleiben zum Glück keine Leinen hängen.

Auf dem Weg nach Neufundland entdecken wir weit draußen nach mehr als 24 h Fahrt einige Bojen. Das macht Sorge für die nächsten Nächte, insbesondere da wir wegen zu wenig Wind unter Motor fahren und bei Neumond Bojen nicht zu erkennen sind. Vom Timing passt es dann aber gut, die dunklen Nächte sind wir in tieferem Wasser unterwegs, dort sollte es theoretisch keine Lobster-Pots geben.

Wir sind hoch erfreut beim Einlaufen nach Trepassey keine Lobster-Bojen zu sehen. Der nette Fischer hier an Pier erzählt aber, es gebe schon einige, ein Fischer hätte welche ausgelegt.

Als wir in Nova Scotia unser Tagesziel Liscomb River im Slalom ansteuern, kommt ein Fischer auf uns zu. Wir erwarten wieder freundliche Hinweise mit den Lobster-Pots vorsichtig zu sein. Es folgt eine kurze Unterhaltung über den wunderschönen Tag und das Angebot eines maritimen Tauschhandels. Vier frisch gefangene Lobster wechseln von der „Peggy Lane“ auf die ANUK.

Abends vor Anker folgt dann das Festmahl (zu Ehren von Utas Geburtstag), klassisch zubereitet mit Knoblauch-Creme und Kartoffeln (Das frisch gebackenes Brot ist nicht rechtzeitig fertig).

Tills Begeisterung, insbesondere für das zarte Scherenfleisch kennt keine Grenzen (Gerda gibt ihm sogar eine ab). Uli teilt sich ihren Lobster wie vor 19 Jahren gut ein, den Rest Fleisch gibt es am nächsten Tag mit Cocktail-Soße verfeinert, zum inzwischen fertigen Brot.

Text: Uli

Endlich wieder im Norden – Halifax nach Trepassey

Der Anker ist geworfen und wir ruhen uns aus, damit wir uns die nächsten Tage mal wieder in das hektische Großstadtleben begeben. Dank Ulis Ortkenntnissen legen wir sehr schön vor Anker am Nordwestarm von Halifax. Die geneigten Leser*innen dürfen nun eine Karte konsultieren. Wir besuchen am nächsten Tag gemeinsam die Zitadelle der Stadt, treffenderweise zur zwölf Uhr Zeremonie des Kanonenschusses der Guards. Die Zitadelle vermittelt einen guten Eindruck über den britischen Einfluss, der nicht nur namentlich bis heute in der Region „Novia Scotia“ deutlich zu spüren ist. Halifax ist insgesamt keine typische Touristenhochburg und auch die hohe Dichte an Menschen, die sich am sozialen Rand der Gesellschaft befinden ist eher der typische einer amerikanischen Großstadt. Am Nordwestarm gehen wir nochmal zwei Nächte in die Marina. Hier liegen viele Eignerboote und auch der Charme der Marina ist etwas rauer – also ganz nach unserem Geschmack. Von hier aus kann man herrliche Laufstrecken wählen, die einen guten Eindruck über die umgebende Natur vermitteln. Nach all den Monaten treffen wir dann auch mal wieder auf andere Segelboote, die größenteil ihre Route ebenfalls Richtung Grönland festgelegt haben. Uta lädt unseren netten französischen Nachbarn ein, dessen Crew einen Roadtrip nach Quebec unternommen hat. Beindruckend ist, dass er mit 24 Jahren das älteste Crewmitglied zu sein scheint. Die Bootsführung übernimmt ein 21-jähriger Berufssegler.

Von Halifax geht es dann nach Sheet Harbour. Hier wettern wir in der Bucht ab. Till, Gerda und Uta unternehmen eine kurze Wanderung und freuen sich, dass die boreale Zone Einzug findet. Coast-Guards, die Spenden sammeln, freuen sich sichtlich über das erste Boot im Jahr und sind neidisch über die Überfahrten, die die Anuk schon hinter sich gebracht hat.

Wir verlassen Sheet Harbour, wo wir ein schönes digitales Abbild unseres Ankers hinterlassen und fahren Richtung Liscomb. Auf der Fahrt kommen wir dann an den frischesten Lobster, den man sich vorstellen kann. Dort schmeißen wir unseren Anker. Till und Gerda fahren auf Empfehlung von Uli an Land und sind begeistert. Der Liscomb River hat einen reißenden Lauf, der durch einen schönen Wanderweg erschlossen ist. Am Abend genießen wir dann unseren herrlichen Lobster mit Kartoffeln und einer köstlichen Soße – Captains Dinner halt.

Wohl gestärkt brechen wir am nächsten Tag zu unseren Überfahrt Richtung Neufundland auf. Novia Scotia verabschiedet uns mit achterlichen Wind in der Genua. Das Wetterrouting deutet aber schonmal an, dass es eher Motor- als Segelsport wird. Hat den Vorteil, dass die Motorheizung uns die Nacht etwas angenehmer gestaltet, denn die Temperaturen werden fallen. Es bleibt dennoch das Gefühl – je kälter es wird, desto lebendiger die See. Am zweiten Tag am Morgen sehen Uta und Till am Horizont wieder mal eine springenden Buckelwal – einfach schön. Immer wieder passieren wir schwimmende Hochseevögel – der Papageientaucher ist sicherlich die bekannteste und vielleicht auch niedlichste Variante. Die elegantesten sind aber die unterschiedlichen Tölpelarten, die mit ihren abgewinkelten Flügeln über die See gleiten. Eine glatte See hat in dieser Hinsicht seine Vorteile. Am zweiten Tag passiert uns wahrscheinlich ein Schwertwal in unmittelbarer Nähe. Die Bestimmung kann nicht genau gegeben werden, denn das Beiboot versperrt Till die Sicht, der von dem lauten Ausatmen des Meeressäugers aufgeschreckt wird. Kurze Zeit später sehen Till und Uta noch eine lange, sichelförmige Finne. Abends sichten wir dann eine Familie voraus mit ähnlichen Merkmalen. Die Körperfärbung ist zwar eher gräulich, aber die Finne einfach markant lang, spitz und sichelförmig. Unabhängig dessen gilt an dieser Stelle es wieder den Eindruck zu wiederholen, dass wir uns in einer Region befinden, die gerade für den eingesessenen Ostseesegler noch nach einer intakten Meereswelt erscheint. Aber auch hier ist das maritime Leben in einer akuten Bedrohungslage! 

Mit der Passage der Sankt Lorenzen Straße treffen wir nun auf den Labradstrom, der die Temperaturen nun etwas weiter nach unten treibt – es wird nun so richtig nordisch. Hier setzt dann auch alsbald wieder der durch die warme Luft aus dem Süden kommende, für diese Gegend charakteristische Nebel ein. Neufundland ist in dieser Hinsicht weltweiter Spitzenreiter. Dies bestärkt unsere Angst vor den Lobster-Pots, die sich zum Glück nicht bestätigt. Glück haben wir dann auch als sich die Nebelwand löst und wir einen wunderbaren Blick auf die imposanten Gesteinsschichten Neufundlands bekommen. Ein kurzer Blick auf eine geologische Bestimmungskarte zeigt, die Region Neufundland ist auch in dieser Hinsicht vielfältig. In Trepassey legen wir am guten Public Dock an. Hier kommen wir auch schnell mit Fischern und Dorfbewohnern ins Gespräch, die alle unaufgeregt freundlich sind und auch das Ankommen in dieser Hinsicht zu einem Highlight machen. Uli, Gerda (zusammen) und Till unternehmen Landgang und Landlauf und sind absolut begeistert von dieser Natur, die bereits einen wilden Eindruck vermittelt. Ein toller Ort, um jetzt drei Tage abzuwettern. 

Text: Till

Endlich wieder im Norden – Cape Cod bis Halifax

Während wir den Cape Cod Kanal durchqueren und hier noch die letzten Zeilen des vorherigen Beitrages abtippen, um den Rest des us-amerikanischen Datenvolumens aufzubrauchen, ziehen die letzten Resten der us-amerikanischen Küsten an uns vorbei. Mit Eintritt in die Cape Cod Bucht reden wir über das großartige Walmuseum in New Bedford und nur wenige Minuten darauf erblicken wir den ersten Wal. Zunächst ist der Rückenbereich des Ozeanriesen zu sehen, dann die Fluke. Aufgrund der fehlenden Finne tippen wir auf einen Nordkapper, was in Anbetracht der verschwindenden geringen Anzahl von momentan 400 lebenden Exemplaren auf der Welt schon ein wahrer Glücksfall wäre. Noch ganz berauscht von dieser tollen Sichtung, kommt ca. 1 Stunde später der nächste Wal. Diesmal noch näher, etwa 200 Meter entfernt. Rücken – hier eine deutliche Finne, Blas und Flukenschlag – man sieht alles. Offensichtlich ein Buckelwal. Die USA verabschieden uns von ihrer schönsten Seite. In den nächsten Stunden werden wir noch etliche Walsichtungen erleben. Schön zu sehen, dass es noch Orte im Atlantik gibt, die deutlich in Takt scheinen. 

Von Cape Cod setzen wir über den Gulf of Maine Richtung Kanada. Das Wetter bereitet uns hier etwas weniger Freude als die Wale, zwei Tage läuft der Motor durch. Hin und wieder rollen wir die Genua aus. So ganz ohne Segeln können wir einfach nicht. Ansonsten scheint tagsüber die Sonne und wärmt uns so auf. Nachts wird es dann schon nordischer von den Temperaturen. In der zweiten Nacht erleben Till und Uta das Verglühen eines Himmelskörpers aus näherer Distanz – beindruckend. Immer wieder offeriert die Natur einen so Leckerbissen, die die 5 Grad auf dem Boot vergessen machen. Am dritten Tag morgens erreichen wir die Küste Novia Scotia. Der Startschuss für das Slalomfahren um die Bojen der Lobster-Pots. Die erste Nacht verbringen wir erstmal ankernd vor der Küste. Hier schwingt uns der Duft der Nadelbäume entgegen. Am nächsten Tag dürfen wir dann auch endlich die herrliche, aus Granitfelsen bestehende Küstenlandschaft bestaunen. Einklariert werden wir dann in Lunenburg. Zwischen Anlegen und Ankunft dreier Beamter aus Halifax liegen gerade einmal eine Stunde. Wir werden ausgiebig kontrolliert und danach dürfen wir endlich in dieses schmucke Städtchen, das einfach verboten schön ist. Die Stadt ist sogar schon von Touristen besucht, was das eigentliche Aufkommen in den Sommermonaten erahnen lässt. Verständlich ist das vollends. In der Stadt kann man in herrliche Buchläden gehen, endlich wieder brauchbares Petroleum kaufen oder ein leckeres Lobster-Sandwich genießen. Einen Tag später verlassen wir den Ort bereits Richtung Halifax, da die Schwimmstege der Marina ausgelegt werden und der Wind sich gut zum Segeln eignet. Schöne sechs Stunden Segeln bei einem frischen Amwindkurs bringen Spaß, lediglich die Lobster-Pots lassen uns etwas schlängeln. Die letzten 10 Meilen geht es dann gegenan nach Halifax rein. Hier wird der Anker geschmissen und sich zurückgelehnt. Kanada macht Lust auf mehr!k

Text: Till


[1] Hummer Fangkörbe 

Long Island Sound

Den Long Island Sound können wir überwiegend mit 15 bis 20 kn Wind gemütlich in drei Tagen bis Block Island segeln. 

Dort sind wir eindeutig zu früh da. Moorings liegen noch nicht aus, der Dinghi Flooting Dock liegt noch an Land.

Wir ankern und erkunden zu Fuß die wirklich schöne Insel. Till dreht eine große Runde, der Rest der Crew ist wieder eher gemütlich unterwegs.

Immerhin begeistert das Walmuseum nicht nur Uli, sondern auch den Rest der Crew. New Bedfords Historical District ist liebevoll restauriert. Gerda kauft noch eine weitere Lage Woll-Klamotten und wir gehen noch einmal amerikanisch essen.

Der Besuch der Customs ist aufschlussreich. Uli wird darüber informiert, dass Ausklarieren nicht mehr nötig ist. Erstaunlich, auf Nachfrage erfährt sie, dass die paar Boote kein Problem seien bzgl. illegal im Land bleiben. Sie würden uns schon finden. Es folgt noch eine Diskussion bzgl. CBP ROAM App der Customs und Border Protection. Nachdem der eine Officer Uli angerufen hat mit dem Hinweis, dass sie falsch benutzt wurde, wird der Punkt gemeinsam diskutiert und geklärt. Die App bietet die Option Travel Report nicht an (nur Einreise), der Antrag für den Cruising License hat auch nicht geklappt. An sich ist die App eine super Idee. Die Meldung per Telefon bei Wechsel in einen anderen State wird dadurch ersetzt. Nur leider funktioniert sie bei uns nicht richtig und Uli telefoniert sich durch diverse Telefonabfragen und Mailboxen. Deutsche Behörden sind auch nicht besser digitalisiert. 

Text: Gerda, Uta, Till und Uli