Aufgewachsen in Hamburg in einer Familie, die dem Segeln verfallen ist. Die perfekten Bedingungen, um selbst einer dieser zahlreichen Segelsportler der Stadt zu werden. Doch es sollte erstmal nicht so sein. Wie so üblich für junge Menschen, man steht erstmal ablehnend gegenüber den Ideen der eigenen Eltern. Wenn man dann ein gewisses Alter erreicht und im besten Fall sich einigermaßen in die richtige Richtung entwickeln konnte, dann kann man nochmal die Ideen der Eltern abwägen und sich fragen, ob das Ganze nicht doch das eigene Leben weiter begleiten wird. So geschehen mit dem Segeln. Was ich hingegen schon immer reizvoll fand, das waren die längeren Schläge. Auf der See schlafen und um sich herum nur Wasser sehen. Als Kind konnte ich dies hin und wieder schon kurzzeitig erleben. Im Oktober 2023 durfte ich dann das erste Mal in meinem Leben eine Blauwassererfahrung machen und ja, der in mir schlummernde Reiz der Weite des Meeres wurde erfüllt. Dieses pathetische und sperrige Wort Freiheit, möglicherweise ist dies in dieser Situation für mich wirklich eingetreten. Im Februar wurde es dann nochmal besser. Die Atlantiküberquerung stand an. Und auch hier waren 18 Tage auf dem Meer überhaupt nicht ermüdend. Ok, möglicherweise alle fünf bis sechs Tage, wenn der Schlafmangel durchbrach und man etwas Schlaf nachholen musste. Es ist schwer zusammenzufassen, was nun alles so wunderbar ist. Sind es die verglühenden Himmelskörper in den Sternen-Nächten auf See oder das Plankton, welches stockdunkle Nächte zu hellen macht? Sind es die Meeressäuger oder ist es das Segeln auf dieser wunderbaren Garcia, die 42kn in Böen einfach schluckt und in ein absolutes Segelvergnügen umwandelt? Oder doch eine interessante Wetternavigation von Bermuda an die US-Küste? Möglicherweise auch die Ein- und Ausfahrt nach New-York?
Die Liste ist einfach zu lang, um knapp zu beschreiben, dass ich mit meinen 32 Jahren, in denen ich schon wirklich viel rumgereist bin, die wahrscheinlichste tollste Reise vor einem Monat beendet habe. Was es auch an dieser Stelle zu erwähnen gilt ist, dass es der Norden ist, der die Reise in Sachen Natur zu einem perfekten Abschluss brachte. Als wir die Cabot Straße von Novia Scotia kommend durchquerten und der Nebel aufbrach und die imposante Küste Neufundlands zum Vorschein kam, war mir spätestens klar, dass diese Art Natur mich am meisten beeindruckt. Da kam mir dann mein Anfang zwanzigjähriges Ich in Erinnerung, was die Etappe von Archangelsk nach Franz-Josef-Land aufgrund von Angst vor der Kälte ablehnte. So verpasst man Chancen im Leben, die man nie vergessen würde und so nimmt man Chancen wahr, die das Leben mit ziemlicher Sicherheit entscheidend prägen werden.
Neben diesen kurzen Ausführungen über die Aspekte der Natur, dem Segeln und den insgesamt positiven Auswirkungen auf den eigenen Charakter, sind es natürlich auch die Mitsegelnden, die eine Reise prägen und großartige Gespräche bescheren. Zuletzt natürlich auch die beiden Skipperinnen, die so viel Fleiß und Arbeit reinstecken und so eine Perspektive auf unseren Planeten ermöglichen, die mich auch in Zukunft immer wieder ins Schwärmen bringen wird, wenn ich an diese vergangenen drei Monate zurückdenke.
Text: Till