Mittlerweile laufen wir seit sechs Tagen mit NE Wind auf direktem Kurs Richtung Bermudas. Wind und Wellen sind etwas weniger geworden, unsere Tages-Etmale liegen zwischen 140 und 150 nm. Die Crew hat sich an das Schaukeln und den Wachrhythmus gewöhnt. Schlafen, Essen, Wache gehen (mit Vollmond). Zur Abwechslung gibt es ab und zu Frachter (einer auf Kollisionskurs, er musste ausweichen), Delfine sowie heute Wale (Die Crew und die Captain sind sich nicht einig. Die Captain tippt auf großen Delfine.). Gelegentlich gibt es etwas Regen, eine gern genommene Abkühlung bei Temperaturen von knapp 30° C.
Heute Mittag um 14:00 Uhr Ortszeit sind wir nach Ausklarieren, Wasser und Diesel Bunkern endlich gestartet.
Jetzt rauscht wir mit 7-8 kn Speed über den Canal de São Vicente Richtung Westen. Hoffentlich sehen wir noch etwas von Santo Antão. Leider ist es wegen dem vielen Sahara Sand immer noch sehr schlechte Sicht.
Till, Corinna, Helga und die Captain freuen sich auf eine schöne Zeit auf hoher See.
Ulis Eindrücken sind nur die schönen Wanderungen und die Proteste gegen die Verschmutzung des Meeres hinzuzufügen.
Mülltonnen sind auf vielen Inseln weit verbreitet. Auf anderen sucht man sie vergebens.
Noch nicht durchgesetzt hat sich hier noch nicht der Verzicht auf Plastiktüten beim Einkauf. Dafür ist das Obst und Gemüse überall unverpackt (bis es in einer Tüte landet).
Die 30 Tage meiner visumsfreien Zeit sind unglaublich schnell vergangen. Jetzt liegen wir seit einer Woche in der Marina Mindelo (Auch diese letzte Woche war schnell um.)
Wir haben die Zeit auf den Kap Verden genutzt viele der Inseln zu besuchen. Einige sind bequeme Tagesetappen voneinander entfernt, bei anderen heißt es früh im Dunkeln los, um noch bei Tageslicht die nächste Ankerbucht zu erreichen. Eine Nachtfahrt in den Norden zurück musste auch sein.
Der Atlantikschwell ist für einige Crewmitglieder gewöhnungsbedürftig. Er schafft es leider auch auf die Lee-Seiten der Inseln, was für Schwell in den Ankerbuchten sorgt (Azoren und Kanaren waren allerdings schlimmer.). Das Anlanden mit dem Dinghi ist immer wieder spannend und nass. Alle freuen sich über die rund 23° C Wassertemperatur.
Was mich stört, sind die Temperaturen, es ist einfach zu warm. Gerne bleibe ich mittags an Bord, hier weht meistens ein kühlender Wind und man kann baden.
Das An- und Abmelden auf jeder Insel (Schiffspapiere werden von der Polizia Maritime bis zur Weiterfahrt behalten.) kennen wir schon von den Azoren, Portugal und Spanien.
Auf Maio müssen wir 650 CVE (6,50 €) Gebühren bezahlen, wie wir überrascht feststellen.
Mit sieben Personen an Bord und einem Dinghi mit max. vier Plätzen ist die Landgangs- und Freizeitplanung eine kleine Herausforderung. Flexibilität und Kompromissbereitschaft ist gefordert. Die ein oder andere Entscheidungsfindung dauert entsprechend „no stress“. Trotz dieser Widrigkeiten schaffen wir es uns alle angelaufenen Inseln anzusehen. Irgendwann haben auch alle verstanden, dass die Captain auch gerne von Bord aus die Inseln genießt.
In Mindelo landen wir eher als geplant, welch ein Glück finde ich und auch andere. Wir sind pünktlich zum großen Karnevalsumzug hier (siehe Blogbeitrag dazu, selbst ich bin gegeistert).
Jetzt sitze ich an Bord und denke zum einen, dass ich auch gut noch ein paar Tage bleiben könnte. Das Wetter auf den Bermudas sieht noch nicht so reizvoll aus. Anderseits freue ich mich auf die Ruhe auf See und die Überfahrt.
Meine Highlights als Bilder:
Die Landschaft, die Inseln sind extrem abwechslungsreich.
Die sehr entspannten, schönen und hilfsbereiten Menschen.
Der Kontrast in den Straßen: neue, bunte und halbfertige Häuser neben Ruinen.
Die beeindruckenden Wandmalereien.
Die leckeren Papayas und Bananen, die wir uns täglich gönnen.
Für mich begann diese Reise vor zig Jahren auf meiner Toilette daheim. Hier lagen immer verschiedene Zeitschriften rum, wie ADAC-Heft, Laufzeitung, so auch die Brigitte. Und außer dem Mode-Teil, der mich weniger interessiert, habe ich dort immer irgendetwas Interessantes zu Kultur, Politik, Sport und auch Reisen gefunden. Einmal gab es einen Bericht über die Kapverden – unterschiedliche Inseln, freundliche Bewohner, Musik und viel Natur mit Sonne und Wind. Und seit dieser Zeit stehen die Kapverden auf meiner Agenda, aber waren doch verschollen. Bis mich der Segel – Rundbrief von Uli mit ihrer großen Atlantikumrundung erreichte und was las ich da: Die Reise führte über die Kapverden! Ich war sofort Feuer und Flamme. Und nach einiger Zeit begann diese Kapverden-Reise tatsächlich.
Die Kapverden liegen ca. 800 sm vor dem Senegal. Drei Inseln mehr im Osten, drei südlich und drei nord-westlich. Uli wollte – laut Plan – von den Kanaren kommend zuerst Palmeira/Sal mit der Hauptstadt Espargos, die nord-östlichste aller Inseln ansteuern und von Mindelo/Sao Vicente im Nord-Westen Richtung Bermudas weiter.
Quelle: www.maps.google.de
Die Kapverden-Crew besteht aus Uli und Helga, die schon auf den Azoren zugestiegen war, Pami und Rolf aus Braunschweig, Michaela und Jörg aus Leipzig und mir. Alle waren schon früher mal mit Uli unterwegs gewesen, aber außer Rolf hatte vom Segeln keiner so wirklich Ahnung. Das ist bei diesen Windverhältnissen aber nur ein kleines Manko – aus meiner Sicht! Beim Segeln von Insel zu Insel müssen wir bei diesem NE-Wind nur anfangs die Genua ausrollen und dann läuft die ANUK mehr oder weniger von allein, die eine Nachtfahrt von Brava nach São Nicolau ausgenommen. So kommen wir über Sal, Boavista, Maio nach Tarrafal auf Santiago, das ist eine der drei südlichen Inseln.
Dort ankern wir in gebührendem Abstand vom Sandstrand, der Schwell dort ist beherrschbar. Santiago ist eine der größeren Inseln und die Hauptstadt der Kapverden, Praia ist auf Santiago die größte Stadt und, da die sehr trubelig und touristisch sein soll, hatten wir uns für Tarrafal entschieden.
Einige Tage zuvor hatte ich ein Mail von meiner Schwester erhalten mit Grüßen von den Kapverden und dass sie in Tarrafal/Santiago sei. Angekommen, schwimme ich zum Strand und jogge zu der Stelle, wo Uli das Dinghi festmacht, und treffe meine Schwester. Die hat hier mit Mann und einer ihrer Töchter, Schwiegersohn und Enkelin eine Wohnung gemietet und hatte schon beim Einlaufen mit dem Handtuch gewunken, wir hatten sie aber nicht gesehen. Es ist schon ein sehr vertrautes, aber auch komisches Gefühl, am anderen Ende der Welt unerwartet seine Schwester zu treffen.
Ihrer Empfehlung, Assomada im Landesinneren zu besuchen folgen Jörg, Michaela und ich am nächsten Tag und stellen uns an die Ausfallstraße, wo auch nach ganz kurzer Zeit ein Collektivo (Sammeltaxi) hält und uns mitnimmt. Danach tuckeln wir noch eine Viertelstunde kreuz und quer durch die Stadt nach weiteren Fahrgästen suchend, bis es dann richtig losgeht. Eine beeindruckende Landschaft mit Bergen,
gut ausgebauten Straßen, vielen Kurven und kleinen Dörfern zieht an uns vorbei. Immer wieder steigen Leute ein und aus, Jörg hat in dem Auto mit 12 Sitzen bis zu 23 Personen gezählt, die dieses Collectivo gleichzeitig nutzen. Gezahlt haben wir drei Euro pro Person für die einfache Fahrt von ca. einer guten Stunde. Die unterschiedliche Landschaft und die unterschiedlichen MitfahrerInnen im Bus und deren Gepäck (Säcke mit landwirtschaftlichen Produkten, Schultaschen, etc) waren hochinteressant.
Assamada ist ein kleines Städtchen mit einer großen Markthalle im Zentrum, die wir als erstes ansteuern. Eine bunte Palette unterschiedlicher Früchte, Gemüse, Salate, alle möglichen Bohnen etc., aber auch Hühner und Fisch werden dort angeboten. Wir genießen das exotische Treiben und saugen diese Bilder in uns auf.
Zum Schluss sinken wir in einer Ecke auf die Stühle zu einem sehr schmackhaften Hühnchen mit Reis und Gemüse-Gericht zu dritt.
Anschließend lassen wir uns durch die Stadt treiben mit ganz unterschiedlichen Häusern, einfachste Häuser teilweise verlassen und verfallen und daneben wieder wunderschön herausgeputzte, farbige Fassaden. Am witzigsten fand ich die circa 500 m lange Fußgängerzone, fast europäisch anmutend, aber dann doch wieder auch mit mehr kapverdisch improvisierten Elementen.
Die Heimfahrt nach Tarrafal treten wir in einem Collektivo an. Der Pritschenwagen
ist auch dieses Mal mit sehr vielen Menschen gefüllt und fast wäre noch ein Esel zugestiegen. Jörg und Michaela schnappen sich sich die zwei Sitze neben dem Fahrer. Für mich auf der Ladefläche ist das größte Problem, meinen Kopf bei der Fahrt vom Gestänge für eine Plane fernzuhalten, was auch einigermaßen gelingt. Es klappt alles perfekt und wir treffen meine Schwester und Familie abends zum sehr leckeren Essen auf der Dachterrasse eines Restaurants mit herrlicher Sicht auf Bucht und ANUK.
Am nächsten Tag hängen die meisten ab mit Schwimmen, Strandspaziergang, Flugreise für die Rückfahrt buchen, das Campo da Conzentração zu besuchen s. Blogbeitrag. Besonders schön finde ich in Tarrafal die Bilder auf den Hauswänden, die es aber auf allen Inseln gibt.
Ich jogge um Tarrafal herum, verlaufe mich und habe hinterher anstelle der geplanten 8 dann 14 km in den Beinen. Dieser „Umweg“ ist aber interessant und macht nachdenklich, in den Außenbezirken werden die unterschiedlichen Verhältnisse vor Ort deutlich. Das Durchschnittseinkommen auf den Kapverden beträgt angeblich ca. 500 Euro/Monat, die Preise für Lebensmittel sind ähnlich wie bei uns. Insgesamt fühle ich mich auf den Kapverden sicher, die sozialen Unterschiede unter der Bevölkerung sind zwar wahrnehmbar, aber wirken nicht bedrohlich. Im Gegenteil, die Atmosphäre ist heiter, gelassen und sehr entspannt, „no Stress“ lautet das Motto hier und so empfinde ich das auch.
Am nächsten Morgen geht es noch bei Dunkelheit, wegen der vor uns liegenden Etappe mit über 50 sm nach Fogo, los. Meine Schwester hat noch ein Bild von uns in der Dunkelheit gemacht.
Nachdem die Captain ULI versucht hat den Karneval in Braunschweig zu umgehen, sind wir aufgrund eines Crewwechsels pünktlich zum großen Karnevalsumzug in Mindelo eingetroffen. Damit ist das Abendprogramm klar, pünktlich um 19:00 Uhr startete der 6-stündige Umzug. Die Reise nach Rio haben wir damit gespart, der Reiseführer hat recht. Groß und klein, alt und jung warten Stunden vorher an den Straßen, um sich eine gute Aussicht zu sichern. Die Stimmung ist herrlich entspannt und ausgelassen. An kleinen Ständen werden Snacks und Getränke angeboten, die Polizei sichert den Zug ab. No stress, keine Aggression, die Inseln bleiben ihrem Motto treu.
Wir haben einen Stopp auf Santiago eingelegt. Die Hauptstadt Praia meiden wir, keiner an Bord hat Lust auf „Großstadt“. Abwechslungsreich soll die Insel Santiago sein, deshalb ankern wir vor Tarrafal im Norden.
Südlich des Ortes gibt es ein ehemaliges Konzentrationslager (Campo da Conzentração). Die Original Gebäude sind erhalten und jetzt Museum mit Informationszentrum (Meseu da Resistência). Die Kap Verder nennen es das „Lager des langsamen Todes“.
Unser Reiseführer an Bord nennt es „Beklemmender Blick zurück“.
Und es ist wirklich beklemmend.
Portugal hat hier in einer ersten Phase von 1936 bis 1956 politische Gefangene wie z.B. Aufständige, portugiesische Antifaschisten und Regimegegner darunter Bento Goncalves und Mario Castelhano, Führer der PCP und der CGT (beide starben im Lager), untergebracht. Die Gefangenen mussten das Lager (z.T. Holzhütten) selbst mit bauen, die jetzt zu sehenden Steingebäude wurden später errichtet.
Das Lager wurde 1962 unter dem Namen Arbeitslager Chão Bom wiedereröffnet und dort Antikolonialisten und Antifaschisten aus Angola, Guinea-Bissau und Cabo Verde inhaftiert.
Die Gefangenen der verschiedenen Länder wurden getrennt untergebracht, so dass keinen Kontakt untereinander hatten. Zeitschriften und Briefe wurden zensiert. Mit Foltermaßnahmen wurden Aufstände unterdruckt.
Erst mit der Nelkenrevolution 1974 in Portugal und damit dem Ende des Salazar Regimes wurde das Lager aufgelöst.
Zu den Haftbedingungen, insbesondere in der ersten Phase des Lagers lesen wir folgende Berichte:
Es gab nur wenig, oftmals mit Tierfäkalien verseuchtes und brackiges Trinkwasser. Es musste aus 700 m Entfernung aus einem Brunnen zum Lager transportiert werden.
Eine besonders oft praktizierte Foltermethode war die Frigideira, eine 9 m2 große Zelle ohne Fenster und ohne Dach, in der bis zu 17 Gefangene untergebracht wurden und die der gnadenlosen Sonne ausgesetzt waren. Bis zu 70 Tage am Stück konnte diese Maßnahme verhängt werden. Nach der Ächtung der Praktik wurde die Frigideira durch eine dunkle, winzige Isolationshaft Zelle „Holandinha“ (Little Holland) ersetzt.
Die Ernährung war sehr schlecht. Die Gefangenen berichteten, dass sie sich die Nase mit Brotbrocken verstopften, damit sie den Gestank des Essens beim Essen nicht riechen mussten. Der Ekel war ansonsten zu groß.
Es gab faktisch keine ärztliche Versorgung. Dies war auch nicht vorgesehen. Der Arzt Arzt Esmeraldo Pais da Prata wird mit folgenden Worten zitiert: „Não estou aqui para curar, mas para assinar certiões de óbitos.“ (“Ich bin nicht hier, um zu heilen, sondern um den Tod zu bescheinigen.“)
Es starben 36 Portugiesen und 2 Guineer im Lager.
Das Lager wurde 2006 zum nationalen Kultererbe erklärt und später auch in die UNESCO Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.
Was für ein Tag. Wir sind vor dem Sonnenaufgang in Boavista Richtung Maio gestartet. Das Ziel war es den knapp 70 sm Ankerplatz an der Südseite von Maio vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Das Ziel wurde um eine halbe Stunde verfehlt. Eigentlich ein entspannter Segeltag, bis auf geballte Action zu Mittagszeit. Zwischen den Manövern Genua ausbaumen und Baum abbauen entdeckt Uli einen Fisch an der Schleppangel. Es folgt das hier zu sehende Angelballett mit bluefin tuna und Uli.
Kollateralschaden mehrere seekranke Crewmitglieder.
Die Sonne scheint, von Musik und knarzenden Funksprüchen begleitet schaukeln wir auf 2 m hohem Schwell Richtung Süden. Nicht ganz: bei Südwind müssen wir kreuzen. Das ist bei aktuell 10 kn Wind etwas mühsam und lässt den Eindruck entstehen, dass wir uns unserem Ziel kaum nähern. Eine kleine Theorieeinheit zum Kreuzen besänftigt einige Zweifel.
Die erste Nacht auf See liegt hinter uns. Von 4-8 Uhr hatten Kai und ich Wache. Bei bis zu 8 kn Fahrt (woran Uli zweifelt) rauschten wir durch eine Glitzerspur: in unserem Fahrwasser leuchtet und glitzert Discoplankton. Helga musste ihre Queensize Koje im Bug verlassen, weil die Anuk auf jede siebte Welle gedonnert ist. Kaum Schiffsverkehr, am Horizont Wetterleuchten, kein Flugzeug am Himmel, auch der Funkverkehr verstummt. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, nur durch sitzen, gucken, staunen und gelegentlich Kurs und Segel anpassen. Der Schlaf vorher war unruhig. Gerda und ich schlafen im Setzkasten: Bretter verhindern, dass wir aus der Koje oder übereinander kullern. Als ich kaum noch auf der einen Seite liegen konnte wurde endlich gewendet: also in die andere Ecke der Koje kuscheln.
Einige von uns kämpfen mit Seekrankheit, aber wir haben Glück: unsere Tage auf See beginnen mit sehr moderaten Bedingungen. So können sich unsere Gleichgewichtssysteme an die Schaukelei gewöhnen. Nach 24 h auf See fühle ich mich angenehm runtergedimmt, Uhrzeit spielt nur für den Wachwechsel eine Rolle. Wir wechseln alle vier Stunden, so dass jede*r acht Stunden Freiwache hat. Nur Uli ist auf Abruf, schläft im Salon und ist immer die Erste, die zur Funke hechtet um den DSC Alarm auszumachen.
Freitag, 19.1.24
Die letzte Nacht war etwas ruppiger. Schlafen war nur eingekeilt im Setzkasten möglich, unterbrochen von besonders garstigen Wellen, die unter Deck alles zum Klappern und Fliegen brachten. Gestern Abend frischte der Wind bis zu 30 kn in Böen auf. Dazu Regen, größer hätte der Kontrast zu den Stunden zuvor nicht sein können. Spiegelglatt war das Wasser seit Mittwoch. Auf dem alten Schwell schob uns der Motor Richtung Süden. Mitunter schaukelte sich die Anuk richtig auf. Dann schwankte der leere Mast wie das Pendel eines Hypnotiseurs.
Mittwoch Abend besuchten uns pünktlich zum Sonnenuntergang Delfine. Aus allen Richtungen kamen sie herbei um in der Bugwelle der Anuk zu spielen. Bis zu 15 Delfine begleiteten uns vor der roten Abendsonne. Manchmal ist die Realität kitschiger als jedes Romantikplakat. Wenigstens zum Badestopp konnten wir die anhaltende Flaute nutzen. Fender an Schwimmleine hinten raus und rein ins nasse Vergnügen, unter uns rund 4000 m tiefes Blau, um uns bis zum Horizont nur Wasser und Himmel.
Unser Bewegungsdrang wird immer stärker, also raus aufs Vordeck zur Yogaeinheit. Bei ca. 3 m Welle eine besondere Herausforderung: der Baum und die Kriegerin gehen nur mit Festhalten. Gerda lässt sich zu einem gedehnten oooohm hinreißen. Mit Erfolg: es nähern sich prompt wieder Delfine. Immer mehr fliegende Fische schweben an uns vorbei, mitunter landen sie an Deck. Einer wird gerettet, die anderen im Dunkeln zu spät entdeckt, so bleibt nur noch die andächtige Seebestattung.
Dienstag, 23.01.23
Nach unserem Landfall nach fast 7 Tagen schlafen wir die erste Nacht halbwegs ruhig vor Anker in der Bucht von Palmeira. Beim morgendlichen Schnorcheln schwimmt mir eine Schildkröte davon. In den nächsten Tagen wird allerdings das Wasser durch den sandigen Wind so trüb, dass kaum noch was zu entdecken ist. Wir machen das Dinghi klar und fahren rüber an Land. Was für eine Atmosphäre: Kap Verde empfängt uns mit Musik, lauten Stimmen und dem Geruch von frischem Fisch. Überall steht das Motto der Inseln: „no stress!“, vermutlich vor allem an erlebnishungrige Tourist*innen gerichtet.
Am nächsten Tag lichten wir wieder den Anker und segeln eine Bucht weiter Richtung Süden. Endlich wieder segeln! Bei bis zu 28 kn Wind rauschen wir an der sandigen felsigen Küste entlang. Leider ist bei so starkem ablandigem Wind an Landgang mit dem Dinghi nicht zu denken. Wenigsten trauen wir uns mit extra langen Flossen ins Wasser, auf der Suche nach Schildkröten, leider erfolglos. Die Farben hier wirken als hätte jemand beim Druck einen Farbkanal vergessen: sandiges Gelb in allen Schattierungen, dazu türkis und blau von Himmel und Wasser. Die Crew lümmelt auf und unter Deck, lesend, schlafend, sinnierend – la dolce vita in der Sonne. Abends sind wir zurück in der Ankerbucht vom Palmeira.
Donnerstag, 25.01.23
Gestern beherrschte Betriebsamkeit das Schiff, überall wurde repariert, geölt und geputzt um die Anuk für die nächste Etappe vorzubereiten. Nachmittags hingen wir in der Bar mit kühlem Bier: Atmosphäre tanken, schlafende Hunde und vergnügte Menschen beobachten. Anschließend gönnten wir uns ein opulentes Fischmahl, umschwirrt von einem Rudel Katzen unterm Tisch.
Um uns herum wird die Luft heute immer trüber: eine feine Schicht roter Staub legt sich auf alles. Die Sonne ist nur noch ein milchiger weißer Kreis. Heute heißt es packen, aufräumen, waschen und Abschied nehmen. In kaum einer Situation wird man sich so schnell vertraut wie auf hoher See auf einem Boot, ohne die Möglichkeit an Land zu gehen. Wir sind dankbar für unser Miteinander, die gute Atmosphäre der letzten Tage, und vor allem Skipperin Uli, der wir ausnahmslos vertrauen konnten. Gerda, Helga, Kai, Christian, Uli – mit Euch würde ich jederzeit wieder in See stechen!
Das Einschiffen auf Fuerteventura am 29.12.23 ist der Beginn meines – wie ich anfangs dachte – Segeltörns. Die Hektik des Hafens von Puerto Rosario, das geschäftige Treiben der Vorgänger-Crew Jan Peter, Maja und der Kapitänin Uli und die Hochseeyacht Anuk vor mir, erzeugen eine Atmosphäre voller Vorfreude.
Doch sehr schnell stellt sich heraus, dass es eigentlich darum geht, meine sprachliche Kompetenz zu erweitern: Durch die Plicht und den Niedergang gelange ich zu meiner Koje Steuerbordachtern in der ich die nächste Zeit pofen werde. Die Koje ist einfach, ganz aus Holz, aber gemütlich. Nachdem ich mein Zeug im Schapp unter dem Bullauge verstaut habe, erkunde ich das Schiff und lerne die neue Crew kennen: Nane, Katrin und Oomke.
Plicht – Teil an Deck eines Sportbootes mit Steuerstand und Sitzbänken Steuerbord – rechte Schiffsseite in Fahrtrichtung achtern – der hintere Teil des Schiffes Crew – die Besatzung Koje – Schlafstätte Niedergang – Treppe pofen – schlafen Zeug – Ausdruck für die Kleidung Schapp – Schrank, Spind Bullauge – wasserdichtes Seitenfenster
Tag 2 – 30.12.23
Um Ebbe in unseren Vorräten zu verhindern, begeben sich Katrin, Oomke und ich am nächsten Tag auf Einkaufstour in den nahe gelegenen Supermarkt Hiperdino. Unser Fokus liegt auf Weinbuddeln, Kujambelwasser, jamon de serrano, chorizo und frischem Obst und Gemüse von den Kanaren für die Kombüse.
Gemeinsam beladen wir eine Sackkarre und bringen die Bordverpflegung zum Schiff. Dort lerne ich neue Vokabeln, denn Nane und Uli unterstützen uns beim Verblocken und Überstauen der Einkäufe. Die Effizienz im Store ist entscheidend, um die Stabilität des Schiffs zu bewahren. Mit einem Blick auf die sorgfältig verstauten Güter sind wir bereit zum Auslaufen.
Beim Auslaufen aus Puerto Rosario erweitert sich mein Wortschatz weiter. Die Opferanode wird eingeholt, der Vorspring und der letzte aufSlip gelegte Festmacher werden gelöst. Vor– und Achtersprings werden aufgeschossen, während Uli gefühlvoll Gas gibt und sich Anuk langsam vom Anlegesteg entfernt.
Ein letzter Blick zum Hafen und dem kleinen Strand, Playa Chica, wo wir heute Morgen noch gebadet haben. Das Lösen der Webleinstecks und das Einholen der Fender sind die abschließenden Handgriffe.
Gegen Abend entscheiden wir uns für einen idyllischen Ankerplatz vor Ensenada de Pozo Negro. Es handelt sich um ein kleines Dorf mit einem grauen Sandstrand. Oomke lässt gekonnt die Ankerkette aus dem Kabelgattausrauschen, während Uli professionell eintörnt. Anuk schliert sanft.
Ebbe – Zeit des ablaufenden Wassers von Hochwasser bis Niedrigwasser
Buddel – Flasche Kujampelwasser – alle Sorten von Fruchtsaftgetränken Kombüse – Küche verblocken – Verkeilen von Ladung überstaut – die Ladung, die zuerst von Bord soll, wird durch eine andere überdeckt Store – Vorratskammer/-raum Opferanode – kleine Zinkplatten, die bei stählernen Schiffen am Unterwasserrumpf und in der Nähe des Propellers angebracht werden, um den durch Elektrolyse verursachten Materialabtrag zu verhindern. Vorspring – Festmacherleine, die am Bug nach achtern verläuft auf Slip – Abschluss eines Knotens mit einem Bogen, mit der der Knoten schnell gelöst werden kann Festmacher – Leine Achterspring – Festmacherleine am Heck, die nach vorne läuft Aufschießen einer Leine – Tauwerk nach seinem Gebrauch so zusammenzulegen, dass es verstaut bzw. alsbald wieder verwendet werden kann Webleinstek – seemännischer Knoten Fender – Puffer, schützt den Schiffsrumpf am Liegeplatz Kabelgatt – Stauraum für Kabel, Leinen und auch Ankerkette im Vorschiff ausrauschen – schnelles Nachgeben einer Leine oder Ankerkette eintörnen – Vorgang beim Ankermanöver. Wenn nach dem Fallen des Ankers Kraft auf die Kette kommt, der Anker sich dann in den Grund eingräbt, die Kette darauf hin wieder erschlafft schlieren – das Schiff treibt vor Anker
Tag 3: Silvester
Uli preit ihren Segelfreund Christian an, um ihm die gute Neuigkeit mitzuteilen: Wir haben nach einem halben Tag Motoren einen guten Ankerplatz für die Silvesterfeier gefunden. Die Bucht vor La Lajita, einem verschlafenen, recht ursprünglichem Fischerdorf.
Woraufhin das grüne Segelboot von Christian in die Bucht einläuft. Es wird entschieden, in einem Päckchen mit seinem Boot zu ankern. Außerdem erweitert Jörg unsere Crew.
Die Päckchen liegen fest, und Anuk wird kurzerhand von Christian und seiner Crew gekapert, um die Silvesterfeier mit Gegrilltem vom Coob und feucht fröhlichem Beisammensein zu beginnen. Die Stimmung an Bord steigt, begleitet von Lachen und dem Rauschen der Brandung.
Der nächste Morgen bringt eine unerwartete Überraschung: Ein Segelboot-Tramper von Christian, macht kurzerhand die Bordziege und entert auf!
anpreien – ein anderes Schiff anrufen Päckchen nennt man das Festmachen mehrerer Schiffe längsseits nebeneinander kapern – aufbringen eines Schiffes mit Gewalt Bordziegen – Seeleute, die in der Takelage herumturnen entern – 1. das Übersteigen auf ein feindliches Schiff; 2. das Klettern in die Wanten
Tag 4: Neujahr
Neujahr nehmen wir Kurs auf Punta di Jandia, doch aufgrund von Kalme muss der Motor mal wieder einspringen. Der Rudergänger hat wenig zu tun; nur der Kurs muss präzise gehalten werden. Zur Abwechslung wird Smoketime ausgerufen, und die Crew genießt die entspannte Atmosphäre vor der Küste von Fuerteventura.
Bei Punta de Jandia angekommen, wird mit dem Zurrbock das im Davit hängende Dingi mühelos zu Wasser gelassen. Oomke nimmt auf der Ducht Platz, Katrin sitzt im Bug und ich achtern. Oomke greift zu den Riemenund pullt uns – ohne krebsen – an den Strand. Wir genießen einen kleinen Spaziergang auf der Landzunge zum Leuchtfeuer.
Kalme – 1. Windstille, Stille 2. Die Regionen mit vorherrschender Windstille z.B. der Kalmen-Gürtel Rudergänger – der Seemann, der die Wache am Ruder geht; er steuert den Kurs Smoketime – Kaffeepause nach dem Frühstück und vor dem Mittagessen Zurrbrook – dient zum Festhalten eines in der Davit hängenden Bootes Davit – ein Kran an der Reling von größeren Schiffen, mit dem (Rettungs-)Boote geheißt werden Dinghi – kleines Beiboot Ducht – die Sitzbank in einem offenen Boot Riemen – das, was Landratten als „Ruder“ bezeichnen pullen – rudern Krebsen – Fehlschlag beim Rudern, Luftschlag beim Pullen, mit Riemen im Wasser stecken bleiben
Tag 5. – 2.1.24
Mit einer MützevollWind läuft die Anuk mit 3,1 Knoten voran Richtung Gran Canaria. Die Crew ist begeistert und in Rausch versetzt. Doch für mich, die Landratte an Bord, gibt es einen fulminanten Rausch der Begriffe. Während Winsch, Log,Faulenzer, Großschot und LazyJack in irgendwie Aktion treten, schwirren mir die Ohren, als ich Wanten, Tampen, reffen, fieren, dichtholen, Gofio, Gennaker… höre.
Noch ganz im Begriffswirrwarr gefangen, überrascht mich Katrin mit ihrer erstaunlichen Fähigkeit ganz nebenbei auch noch mit dem Binokel zu plieren. „Rechtvoraus ist was!“ Delfine? Leider nein. Es sind nur die viel weiter verbreiteten Welfine…
Im Dunkeln erreichen wir die Bucht vor Maspalomas. Der schmale, hohe Leuchtturm und die gut beleuchteten Werbetafeln der Restaurants von Maspalomas erleuchten die Nacht. In der wir mit anderen Segelschiffen schwoien.
Mütze voll Wind – umgangssprachlich für etwas Wind Winsch – nur in eine Richtung drehbare Trommel, um die eine Leine gelegt werden kann. Im Innern der Trommel ist ein Getriebe, mit dem die Trommel gedreht werden kann. Log – Geschwindigkeitsmesser Faulenzer – engl.: lazyjack, diagonal vom Mast gespannte Leinen zum Sichern der Segel Großschot – Tauwerk zum Bedienen des Großsegels Wanten – Taue zur seitlichen Abstützung der Masten Tampen – Ende einer Leine, seemännische Umgangssprache für Leine reffen – Verkleinerung der Segelfläche fieren – schwebende Last langsam absenken, eine Leine nachlassen dichtholen – maximales Durchholen einer Leine Gofio – Nahrungsmittel, das durch Vermahlen gerösteten Getreides gewonnen wird Gennaker – ein großes asymmetrisch dreieckiges Vorsegel Binokel – Doppelfernglas plieren – gucken Recht voraus – Sichtmeldung genau in Fahrtrichtung Welfine – Wellen, die für Delfine gehalten werden schwoien – Drift ankernder Schiffe
Tag 6 – 3.1.24
Am 3. Januar verbringen wir eine Nacht auf Reede vor Puerto Mogan, dem „Venedig Gran Canarias“. Von kleinen Kanälen durchzogen, die von Brücken überspannt werden, verbreitet dieser Ort einen einzigartigen Charme.
Reede – Ankerplatz außerhalb des Hafens
Tag 7-9 – 4.1. – 6.1.24
Am nächsten Tag können wir nach einem Telefonat mit dem Hafenmeister überraschend die Mole passieren, um schließlich doch noch in den Hafen einzulaufen. Ein Schauermann zeigt uns den Liegeplatz. Er ist zwischen zwei Schiffen und sehr, sehr eng. Mit viel Präzision und Geschick führt Uli das Anlegemanöver durch.
Die Mooring, alt und glitschig, stellt die Kaffeesegler der Crew vor Herausforderungen. Mehrmals entgleitet sie uns, aber und schließlich liegt die Yacht erfolgreich vertäut in der Marina.
Nun gönne ich mir eine kurze Auszeit beim Abschwabbeln. Anschließend stürze ich mich mit Katrin und Oomke ins Tingeltangel von Mogán:
Wir kosten lokale Spezialitäten und genießen das bunte Treiben eines Festumzugs, erkunden den lebhaften Wochenmarkt im oberen Teil des Hafens. Am 5.1. geht es mit dem Bus nach Mogán, vorbei an der bezaubernden Mühle Molino Quemado. Ein weiteres Highlight ist der Ausflug am folgenden Tag zu den Dünen von Maspalomas, wo wir die beeindruckende Landschaft und den goldenen Sand erleben.
Schauermann – Hafenarbeiter Mooring – eine fest am Grund verankerte Kette im Hafen zum Festmachen für Schiffe Kaffeesegler spöttische Bezeichnung für gemütliche, „unsportliche“ Segler abschwabbeln – duschen gehen Tingeltangel – Vergnügungsgelegenheiten aller Art bei Landgang
Tag 10 – 7.1.24
Nachdem Ausklarieren auf Gran Canaria, brechen wir am 7. Januar nach Teneriffa auf. Mit beeindruckenden 6,3 Knoten gleiten wir durch die Wellen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Verkehrstrennungsgebiet. Und tatsächlich vorlicheralsquerabwird dort ein großes Containerschiff gesichtet.
Heute übernimmt Oomke die Rolle des Küchenbullen und zaubert ein köstliches Frühstück, begleitet von dampfenden Mucks. Nach dem BackenundBanken steht fest: Das Seewerfen von Abfall ist verboten.
Wir ankern über Nacht an der Playa de la Tejita einem pittoresken Naturstrand in der Nähe von Punta Roja einem beeindruckenden roten Berg.
Verkehrstrennungsgebiet – werden in besonders stark befahrenen Seegebieten eingerichtet. Entsprechen Autobahnen im Straßenverkehr. Das Fahrwasser wird in zwei Bereiche eingeteilt in denen jeweils nur Verkehr in einer Richtung zugelassen ist. Sie sollten nicht gequert werden. Vorlicher als querab – der Bereich schräg vor dem Boot Küchenbulle – Spottname für den Schiffskoch (Smutje, Cookie) backen und banken – Auftragen der Speisen, Einnahme der Mahlzeit, Reinigung des Essgeschirrs Muck – Kaffeebecher Seewurf – etwas Überbord werfen
Tag 11 – 8.1.24
Am 8. Januar während unserer Fahrt von Teneriffa nach La Gomera durchqueren wir das erstes Walschutzgebiet der Welt und die Spannung liegt in der Luft.
Beim Auslugen entdecken wir zunächst nur Koows und Außenbordkameraden. Ein paar Mal kann in der Ferne Blas ausgemacht werden.
Dann, wie aus dem Nichts, tauchen Delfine auf. Uli schaltet wir den Motor aus, und Stille breitet sich aus. In der magischen Ruhe sehen wir 7 – 8 Delfine auftauchen. Sie kommen näher, begleiten uns für mindestens 20 Minuten und spielen fröhlich mit dem Bug unseres Schiffes.
Die Ankunft in San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera, ist geprägt von Überraschungen. Zuerst kommen Betty und Gerda, Mitglieder der uns ablösenden Crew, längsseits, dann gesellt sich ein Überraschungsgast dazu – Mike. Er kommt vorbei, bereit, uns mit dem neuesten Küstenklatsch zu versorgen.
Anschließend wird der Abend mit einem gemeinsamen Essen und einer spontanen Party, begleitet von fröhlichen „Wellerman“-Gesängen, genossen.
auslugen – scharfes Ausschauen Koow – Plattdeutsch für Möwe Außenbordskameraden – die Fische im Meer Blas – die nach dem Tauchvorgang ausgeatmete Atemluft von Walen. längsseits kommen – anlegen, am Kai anlegen Küstenklatsch – schneller Nachrichtenaustausch unter Seglern und Seeleuten
Tag 12 – 9.1.24
In San Sebastian begrüßen uns im Hafen Trompetenfische. Nane klamüsert ein Auto aus für unsere La-Gomera-Tour. Gerda, Betty und ich wandern von Las Hayas nach El Cercado. Beim Mirador de Igualero stoppen wir auf, bewundern aus der Ferne El Hierro und La Palma und machen Fotos. Ein kurzer Stopp in Alajero beim Playa Santiago rundet den Tag ab.
ausklamüsern – etwas herausfinden aufstoppen – Ein Schiff (mit Maschinenhilfe) so weit abstoppen, dass es keine Fahrt mehr macht.
Tag 13 – 10.1.24
Am letzten Tag ist klarSchiff angesagt. Ich lerne beim Saubermachen die letzten Vokabeln meiner Sprachreise: Entnebeln, Fuulbrass leeren, Gräting herausnehmen – darunter mit Leuwagen und Pützsaubermachen. Jeder Handgriff ist ein Ritual, das den Abschied einleitet.
Nachdem das Schiff blitzblank ist, packen wir unsere Sachen. Das Löschen und Ausschiffen stehen bevor. Die Verabschiedung von der Crew und Anuk wird zu einem emotionalen Moment. Zum Abschied winke ich mit einem Nüsterplünn von der Fähre, die mich nach Fuerteventura bringt.
klar Schiff machen – Reinigungs- und Aufräumarbeiten entnebeln – Fenster vom Beschlag befreien Fuulbrass (engl.: foolbrass) – Mülleimer auf Schiffen Gräting – gitterartiger, begehbarer Zwischenboden aus Metall- oder verleimten Holzstäben Leuwagen – Feudel, Aufnehmer, Schrubber Pütz – Eimer, Schüssel, Wanne löschen – Entladen eines Schiffes ausschiffen – jemanden/etwas vom Schiff herunterbringen Nüsterplünn – Taschentuch
Die Zeit mit euch war schön, vor allem das gemeinsame Vokabeltraining. Ich bin dankbar, dass ich kein Kielschwein füttern, keinen Kompassschlüssel holen oder gar nach dem Himmelshaken suchen musste.