Strahlend blauer Himmel, gut 20° C ANUK rauscht bei halbem Wind über die Wellen. Das ist Segeln vom Feinsten. Nach der insgesamt dritten Nacht auf See hat sich der Bordrhythmus mit der neuen Crew eingespielt. Gestern war es etwas ruppiger mit 6 Bft, die See hat sich aber schnell beruhigt. Leider gab es bisher weder Wale noch Delphine zu sehen. Jetzt gerade passiert uns auf Gegenkurs mit 1,3 sm Abstand der Kreuzfahrer „Sky Princess“, 330 m lang mit Ziel Ponta Delgado. Gut, dass wir da weg sind. Uns überrascht wieviele Kreuzfahrtschiffe um diese Jahreszeit die Azoren ansteuern. Vielleicht sind das die Preisschnäppchen „Überführungsfahrt“.
Wir freuen uns auf weitere entspannte Tage und hoffen, dass wir nicht zu lange Motoren müssen. Die Hoffnung auf Wale haben wir auch noch nicht aufgegeben.
Nach Crewwechsel verlassen wir Mittwoch Morgen bei Regen Horta, um 29 h später in Porta Delgado anzukommen. Eine erste Nacht auf See zur Eingewöhnung für die neue Crew.
Das Wetter erleichtert den Abschied, es gießt in Strömen. Es hat mit gut gefallen in Horta, ich habe mich hier wohl gefühlt.
Von Horta und Pico sehen wir wegen Regen und schlechter Sicht leider überhaupt nichts. Dafür laufen wir mit guter Fahrt gen Osten. Nachts erwischt uns für ein paar Stunden ein Windloch und pünktlich zur Ankunft auf São Miguel reißt der Himmel auf. Wir machen bei Sonnenschein an der Reception Pier fest.
Die Waterfront hier am Hafen ist ein Kontrast zu den anderen Städten. Hochhäuser, moderne Bauten, Lärm. Man merkt, dass in der Hauptstadt der Azoren ¼ der Azorenbewohner lebt.
Wir bleiben einen Tag und unternehmen eine Inselrundfahrt mit Leihwagen. Von dem angesagten guten Wetter merkt man in den höher gelegenen Inselinneren leider nichts. Wir sind von Wolken umhüllt.
Unser erstes Ziel, der Kratersee Lagoa Azul ist in Wolken und Nebelschwaden versteckt.
Wir machen nur einen kurzen Stopp und von der Nordküste ist irgendwann etwas zu erkennen. Die Ortschaften sind eine wilde Mischung aus den typischen alten, kleinen Häusern, dem Dorfkern bestehend aus Kirche, Platz mit Rathaus sowie leider hier als Kontrast größere Hotels und prunkvolle Villen. Von diesem Wohlstand sind die anderen Inseln verschont geblieben.
Die Rumbrennerei entpuppt sich als Liquorproduktion. Die Rumproduktion ist erst seit kurzem dazugekommen. Der erst zwei Jahre alte, junge weiße Rum überzeugt uns nicht.
Endlich nachmittags kommen wir in Furnas an. Wir wollen ins Thermalbad.
Das „Poca da Dona Beija“ ist ein Traum. Direkt am Fluss mit Thermalwasser sind mehrere Becken angeordnet. Um uns herum dichte, grüne Vegetation. Wir genießen die Wärme.
In dem alten Krater Furnas broddelt an mehreren Stellen die Erde, man kommt sich vor wie in Island. Die Luft ist feucht warm und es duftet nach Schwefel.
Zurück geht es wieder bei Nebel über kurvige Straßen. Helga und Martin meistern die Strecke souverän.
Und jetzt machen wir uns Startklar, nach dem Frühstück starten wir Richtung Cascais.
„In den 1970ern soll erstmals jemand die kahle Betonwand mit einem Bild bemalt haben, auf den der Namen des Bootes, der Besatzungsmitglieder und die Jahreszahl notiert waren. Andere Segler taten es ihm gleich, und bald verbreitete sich die Mär, wer sich nicht auf der Mole verewigt werde den Hafen von Horta nie wiedersehen. Viele der farbenfrohen Bildern sind zu wahren Kunstwerken geworden.“ (aus: Azoren von Michael Bussmann)
Also wollen auch wir uns mit einem Bild der Tradition anschließen. Lange überlegen und diskutieren wir das Layout. Irgendwann haben wir uns geeinigt (Uta ist anspruchsvoll.). Leider kommt uns das Nass aus den Wolken immer wieder dazwischen.
Jetzt beim Dritten und letzten Besuch von Horta für diesen Herbst muss es klappen. Sofort nach dem Anlegen gestern werden die Pinsel gezückt.
Aber seht selbst:
Damit haben wir uns hier nicht nur mit einer Delle im Steg verewigt.
Ich bin Lamin 12 Jahre alt und war mit sechs das erste Mal auf einem Segelboot. Vor der ANUK kannte ich nur kleinere Boote, mit denen ich und meine Familie auf der Ostsee unterwegs waren. Auf der ANUK bin ich zum ersten Mal mit einer Expeditionsyacht gefahren und habe die Atlantikwelle kennen gelernt.
Wir legten um 21 Uhr ab. Das Ablegemanöver lief fast reibungslos, wir blieben nur mit einer Leine hängen (Boot, Steg und Nachbarboot blieben heile.). Als wir dann den Hafen verlassen haben wurde am Strand ein Feuerwerk veranstaltet. Es war starker Wind, deswegen sind wir mit einem Reff gesegelt. Da wir von Terceira nach Faial gesegelt sind, sind wir meistens am Wind gesegelt. Die Wachen waren in vier Stunden Wachen eingeteilt. Mein Vater (Holm), mein Bruder (Amadou), Uta und ich waren in der ersten Wache.
Nach dem Segel setzen haben wir den Autopiloten eingeschaltet. Das Boot lag sehr schräg, aber wir hatten keine Angst. In der ersten halben Stunde war ich sehr aufgeregt, zur Beruhigung habe ich mir eine Weile den Sternenhimmel angesehen. Danach haben Amadou und ich uns ein Hörspiel angehört. Leider wurde Amadou ein bisschen schlecht, weshalb uns unser Vater Seekrankheitstabletten gab. Diese haben bei mir allerdings nicht das gemacht, was sie eigentlich machen sollten, den ich bekam davon ein bisschen Bauchschmerzen. So um 24 Uhr wurden wir dann von unserem Vater ins Bett gebracht. War gar nicht so einfach sich bei starkem Seegang bettfertig zu machen. Da der Tag aber anstrengend war schafften wir es trotz starken Seegangs einzuschlafen.
Am nächsten Tag wurden wir um sechs Uhr wach kurz vor dem Sonnenaufgang. Als wir dann angezogen an Deck gingen war der Sonnenaufgang schon vorbei. So um 08 Uhr gab es dann eine Überraschung: Delfine. Wir haben schon die ganze Zeit versucht Delfine zu sehen. Es war eine Delfinschule von ungefähr 10 Stück. Sie haben ungefähr 10 Minuten die ANUK umkreist. Wir waren danach alle Happy. Eine halbe/dreiviertel Stunde später sahen wir noch mal Delfine. Diese Delfinschule war größer als die letzte. Sie hatten sogar einen Baby Delfin dabei. Leider war dann der Wind weg, deswegen mussten wir dann den Motor starten.
Um die Mittagszeit erreichten wir dann den Hafen von Horta. Ich durfte die ANUK unter Motor in den Hafen fahren. Wir schafften es kurz vor der Mittagspause angelegt zu haben.
Das Wetter bleibt weiterhin wechselhaft. Die meisten Tiefdruckgebiete passieren die Azoren weiter nördlich. Etwas Starkwind und Regen bekommen wir alle paar Tage ab. Und natürlich auch einen unterschiedlich hohen Schwell aus meistens NW. Dieser ist bis zu 4 m hoch und damit sind wir auf gut geschützte Häfen angewiesen. Auf einen Besuch von La Graciosa verzichten wir vorsichtshalber, statt dessen geht es mit einem Zwischenstopp in Velas auf São Jorge nach Angra do Heroismo auf Terceira. Hier sind wir jetzt seit vier Tagen und wollen nachher wieder Richtung Horta aufbrechen.
Die Insel ist wunderschön. Der Ort Angra ist Weltkulturerbe und die älteste Stadt der Azoren. 1980 wurde Angra von einem Erdbeben erheblich beschädigt. Die Stadt wurde so wieder aufgebaut, dass die historischen Fassaden weiterhin bewundert werden können. Der „Jardim Duque da Terceira“ ist mehr ein botanischer Garten und terrassenförmig angelegt. Vom Stadtzentrum gelangt man im Grünen zum Denkmal „Memória a D. Pedro IV“ am höchsten Punkt der alten Stadt.
Man könnte tagelang durch enge, steile Kopfsteinpflaster Gassen wandern, neben restaurierten Gebäuden immer wieder Ruinen und verfallene Häuser bewundern. Was stört sind die vielen parkenden Autos. Die Kleinwagen sind mit einem unglaublichen Tempo unterwegs, Bürgersteige gibt es nur wenige, dann zumeist extrem schmal. Wir haben es aber alle ohne Unfall überlebt.
Das Museum ist in einem alten Kloster untergebracht und die Vielfalt der Informationen ist überwältigend.
Zwei Tage erkunden wir mit Mietwagen die Insel. An der Küste überall Dörfer, darüber Rinderweiden mit Steinmauern eingefasst. Weiter oben die Vulkankrater und dichte Wälder.
Amadou, Lamin, Eva und Holm wandern einen Tag, zu sechst besichtigen wir die beiden zugänglichen Lava Höhlen. In der „Grota do Natal“ geht es Helm geschützt gebückt voran. Die „Algar do Carvão“ ist dagegen riesig, es geht eine Treppe durch den oben offenen und dicht bewachsenen Schlot fast 50 m tief hinab.
Die Höhle wurde 1893 das erste Mal erkundet, seit 1963 kann man sie besichtigen. Die ersten drei Jahre wurde man mit Seilen hinabgelassen, 1966 war dann der Tunnel und die Treppe hinab fertig. Besichtigen kann man heute nur einen kleinen Teil der Höhlen. In der „Algar do Carvão“ soll es einen endemischen Käfer und zwei endemische Spinnenarten geben. Ich sehe davon nichts. In den Höhlen ist es voll, wir bekommen das erste Mal etwas von Touristen mit. Es gibt sie also auch zu dieser Jahreszeit. Im Sommer muss es noch viel voller sein. Uns allen gefällt die Ruhe und Leere so spät im Jahr sehr gut.
Weiteres Highlight auf allen Inseln: Die Naturbäder überall und in Angra und Horta zusätzlich noch ein Strand direkt am Hafen. Einige Badebecken sind bei auflandiger Brandung gefährlich. Man kann zusammen mit Fischen schwimmen, somit sind die Taucherbrillen der ANUK im Einsatz.
Wenn wir schon nicht mit ANUK nach Pico kommen, dann wenigstens mit der Fähre von Horta übersetzen. Für unseren Ausflug suchen wir uns einen Starkwindregen-Nachmittag aus.
Die ANUK Crew bricht reichlich spät auf, sodass es im Laufschritt zur Fähre geht. Eva, Lamin und Amadou von der nächsten Crew besorgen netterweise die Tickets für uns.
In Madalena flüchten wir vor dem Starkregen in das erst beste Café und vertreiben uns dort die Zeit bis unser Tasting „From Land to Sea“ in der Weinkooperative beginnt. Dort kommen wir völlig durchgeweicht an und nutzen die Gebläse der Toiletten zum Trocknen.
Wir probieren uns durch einige Rot- und Weißweine, richtig begeistern tun uns dann aber die Dessertweine licoroso (ähnlich Portwein). Die ein oder andere Flasche tragen wir später zur Fähre zurück.
Wein Anbau auf Pico ist sehr mühsam und noch viel Handarbeit. Die Weinreben stehen in kleinen Parzellen von wenigen Quadratmetern und sind von alten Steinmauern geschützt. Hier muss also die gesamte Pflege und Ernte von Hand erfolgen. Entsprechend klein sind die Erträge und hoch die Preise für einen echten Pico-Wein. Der Reiseführer empfiehlt eine Wanderung durch die Weinfelder, das Wetter hält uns davon ab.
Am Sonntag können wir endlich weiter. Nach der zusätzlichen unruhigen Nacht mit relativ starkem Schwell im Hafen von Velas auf São Jorge legt sich der Wind am frühen Morgen. Die Captain hat entschieden mit dem ersten Licht ANUK klar Schiff zu machen und zügig auszulaufen. Alles klappt reibungslos. Die Crew ist pünktlich wach und blinzelt verschlafen. Schnelles Frühstück. Der Kaffeeduft belebt. Die Morgensonne lugt schon sanft über die Hafenmole. Was für ein Tagesbeginn. Rückwärts ausgeparkt und gleich hinter der Mole die Genua ausgerollt und ab geht’s vor dem Wind Richtung Kap Farol da Ponta da Iha an der Ostspitze der Insel Pico. Der Wind ist böig und bringt ANUK auf bis zu 8 kn Fahrt.
Die Schiffsbewegung ist bei Vorwindkurs Balsam für den Magen der Zugestiegenen, aber die Reiseapotheke hat sich dennoch verkleinert. Die Südseite von Pico liegt über den Vormittag wunderbar in der Sonne. Das Wetter entschädigt für die letzten Tage. Unterwegs sehen wir verschiedene Begleitungen. Neben den unzähligen Sturmvögeln untersucht ein Zwergwal aus nächster Nähe das Schiff.
An Pico entlang legt sich ANUK gut in die Wellen. Gischt spült über das Vorschiff bis zum Cockpit. Es geht gut voran. Die ausgeworfene Angel bleibt leider den gesamten Weg unbeachtet. Das ändern auch die wechselnden Köder nicht. Möwen schauen ab und zu neugierig nach, ob es was zu holen gibt und drehen dann uninteressiert bei. Das zeigt uns verlässlich, dass kein Fang einzuholen ist. Das umschlagende Wetter und der zunehmende Nordwestwind an der Südseite von Pico mit den sich ergebenden Fallwinden lässt die Captain am Plan auf Pico anzulegen zweifeln. Aus den vorhergesagten 3 Bft sind inzwischen deutlich mehr geworden, so dass nach kurzer Überlegung die Entscheidung auf Weiterfahrt fällt. Wir werden stattdessen Horta anlaufen.
Der Segeltag wird damit 11 Stunden lang. Für Unterhaltung wurde gesorgt und fröhlich in die Hände geklatscht.
Wir sind eindeutig außerhalb der Saison hier. Das Gute darin ist, dass die Häfen alle leer sind. Selbst in den kleinen Marinas ist für uns Platz. Im Sommer, wenn alle Karibik Segler auf dem Rückweg nach Europa hier stoppen, muss es anders aussehen. Kaum vorstellbar, dass dann viele vor den Häfen ankern. Die Option „Ankern“ wäre im Moment allerdings nichts für uns. Der Nachteil am Herbst ist, dass alle paar Tage ein Tief über die Inseln zieht und reichlich Wind und z.T. auch Regen mitbringt. So wie letzte Nacht. Nordwind in Böen bis 50 kn, es gibt neben der Windwarnung auch eine Starkregenwarnung. ANUK liegt gut geschützt am Schwimmsteg in der Marina Velas auf Sao Jorge. Es steht nur ein leichter Schwell im Hafen, der sich gut aushalten lässt. Wie überall sind alle sehr nett und hilfsbereit, insbesondere die Hafenmeister. So auch hier, vielleicht kommen wir ja mit der nächsten Crew noch einmal vorbei.
Der Ort Velas hat eine schöne kleine Altstadt und die Häuser sind an das steile Ufer gebaut. Die Regenpause am Nachmittag nutzen alle außer ULI zu einem Spaziergang zu einer Käsemanufaktur. Gut 4 km und gut 340 Höhenmeter vom Hafen entfernt. Pünktlich zum Abendessen sind alle wieder zurück an Bord, begeistert von der Besichtigung der Käseproduktion und bepackt mit Einkäufen.
Bisher waren wir nur in den staatlichen Marinas. Diese sind digital vernetzt, so dass Ein- und Ausschecken schnell erledigt ist. Unsere Daten sind im System. Etwas Vorausplanung ist trotzdem nötig, da die Offices am Wochenende geschlossen sind. So habe ich z.B. gestern (Freitag) mich hier schon abgemeldet und der Hafenmeister hat uns für den nächsten Hafen dort angekündigt. Es ist Platz für uns. In Horta müssen wir bei Ankunft am Wochenende an der Reception bis Montag früh warten. Platzreservierungen im Voraus gibt es hier nicht.
Für den nächsten Crewwechsel ist wieder Wind und Regen vorhergesagt, danach können wir hoffentlich wieder eine Runde drehen.
Heute scheint die Sonne und wenn es noch etwas mehr abgeflaut hat, geht es weiter zur Insel Pico zur kleinsten Marina der Azoren. So jedenfalls unser Plan. Kurz vor dem Ablegen taucht der Hafenmeister auf. Sein Kollege aus Lajes hat über AIS gesehen, dass wir noch nicht los sind. Uns wird empfohlen nicht zu kommen, die Fallböen vom Pico sind sehr heftig. Es ist zu unruhig in Lajes und ein Manövrieren mit unserem reichlich großen Boot riskant. Also Schwimmwesten wieder aus, Landanschluss rein.
Ich bin beeindruckt von dieser Fürsorge und Unterstützung.
So verbringen wir den Tag mit Museum, Café und Putzen. Enttäuscht sind alle.
Gutes Essen hebt die Laune etwas.
Nebenbei verfolgen wir weiter die Meldungen von der deutschen Ostseeküste. Wir bangen um alle Boote, insbesondere natürlich Moni 6 und Lina, die noch in Orth im Wasser liegen. Irgendwann kommt die Meldung, dass es beiden gut geht. Andere Boote an der Außenmole hat es erwischt. Wie gut, dass ANUK zurzeit nicht auf ihrem Platz liegt. Das Vereinsheim wurde von fleißigen Händen heute wieder trockengelegt. Die Berichte aus Kiel und Flensburg sind schrecklich.
Morgen wollen wir dann endlich zur Insel Pico. Vielleicht sehen wir dann auch ein paar Wale.
Der Wind hält uns länger in Faial und Horta fest als geplant. Für einen Tag gönnen wir uns zwei Leihwagen und erkunden die Insel. Ziel ist das Gebiet Capelinhos im Westen der Insel, wo es September 1957 bis Oktober 1958 zu einem Vulkanausbruch kam. Der Ausbruch begann unter Wasser und hat dann nach und nach solche Mengen Lava und Asche ausgeworfen, dass die Insel Faial um ca. 2,5 km2 vergrößert wurde. Der alte Leuchtturm wurde fast verschüttet und steht heute hinter dem neuen Krater. Im unterirdischen Besucherzentrum wird von dem Ausbruch berichtet und die Entstehung der Azoren dargestellt. Die Azoren sind in einem Gebiet entstanden, an dem drei tektonische Platten aufeinandertreffen. Hier brodelt es also weiterhin.
Wir folgen den Wanderwegen durch die Lava- und Aschefelder. Vegetation beginnt erst langsam wieder zu wachsen. Eine atemberaubende Landschaft. Dahinter die alten Inselteile mit dichter grüner Vegetation.
Leider ist die Insel zum Teil in Wolken versunken und es regnet immer wieder. Am Strand Praia da Faja bestaunen wir die Brandung. Auf ein Bad müssen wir verzichten.
Ansonsten hat Horta selbst eine schöne Altstadt und die Crew ist vom Strand und dem warmen Wasser begeistert.
Auch hier sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Die Servicekraft der Sanitäranlagen ist sehr freundlich und übernimmt das Beladen der Waschmaschine und Trockner für uns. Melina und Uli sieht sie am Supermarkt, sie läuft hinter uns her und lädt uns und unsere Einkäufe in ihr Auto. Wir kommen so komfortabel zum Hafen zurück. Insbesondere da unser Lastenträger Till schon abgereist ist.
Im Café Sport gönnen wir uns Gin Tonic und Essen. Die Besatzung des polnischen Dreimasters, der auch im Hafen liegt, unterhält die Bar mit mehrstimmigen Gesang. Ein perfekter Abend und Tagesausklang.
Das erste Mal Segeln im Atlantik kann eine echte Herausforderung sein. Doch manchmal beginnt es schon bei der Anreise. Eigentlich war alles entspannt geplant. Einen Tag vor dem an Bord gehen noch eine ruhige Nacht im Hotel in Horta mit bestem Blick über die Marina. Flughafenshuttle im Voraus bestellt. Wunderbar ausgeschlafen zur Anuk und die Crew mit den frischen Vollkornbroten aus der Heimat überraschen.
Die vier Jahreszeiten, die sich an einem Azorentag „mit viel Glück“ in stündlichen Abständen zeigen können, crashten leider den Plan. Der Weiterflug von Ponta Delgado nach Faial verschob sich um ganze 27 Stunden und gelang auch erst im 7. Versuch, so dass Hotel und die geplante Nachtruhe am Hafen von Horta in unerreichbare Ferne rückten. Die beiden Runden im Flughafenshuttle auf dem höchst interessanten Flughafen Ponta Delgado über das gesamte Rollfeld, die doch wieder nur am Gate endeten, machten das Unterfangen nicht besser. Die eine Reisetasche, die uns Uli als Fluggepäck erlaubt hatte, war inzwischen abhanden gekommen. Weniger zu schleppen war unter diesen Umständen gerade entgegenkommend. Aus früheren Erfahrungen waren die Wechselwäsche und vor allem die bestellten Ersatzteile für die Anuk im Handgepäck verstaut. Hallo Sicherheitskontrolle. Diese war auch beim 4. Mal heikel, zumal wir gar nicht erklären konnten, was für Ersatzteile wir genau dabei hatten. (Den Schlitten mit Block für die Genuaschiene hätte ich mir eventuell von Ulis Bruder etwas ausführlicher erklären lassen können.) Die Funktionsprüfung des Handkompass hat aber verlässlich für entspanntes Sicherheitspersonal gesorgt und wurde jedes Mal ausgepackt.
Spannend war dann auch die Suche eines Bettes bei Nacht und Nieselschauern nachdem gegen 21 Uhr auch der 5. Flugversuch abgebrochen und schließlich wieder gestrichen wurde. Hotel buchen und bezahlen ist i.d.R. kein Problem. Reinkommen und wirklich ein Bett finden, stand auf einem ganz anderen Blatt. Gottseidank war unser portugiesischer Taxifahrer so zuvorkommend, uns nicht einfach nur vor dem Haus abzusetzen, sondern uns um 23 Uhr noch zu einem weiteren Hostel zu fahren, damit wir nicht obdachlos blieben. Auf ein Abendessen kam es uns schon nicht mehr an. Nachts um 3 kam dann die E-Mail mit dem Zugangscode zum Schlüsseltresor des ersten Hauses. Nee, lass ma danke …
Am zweiten Tag ging es ab 7 Uhr am Flughafen so weiter, wie es tags zuvor geendet hatte. Delay, Delay, Cancel. Ab Mittag waren wir bis 19 Uhr frei in unserer Planung und konnten uns unter anderem das gemütliche Stadtzentrum und den wunderbaren Botanischen Garten in Ponta Delgado ansehen.
Absoluter Geheimtipp! Am Ende noch schnell den letzten Versorgungsvoucher des Flughafens für die Verspätungen umgesetzt (30 Euro für zwei Mini-Chips-Rollen eines bekannten Herstellers, ein Schokoriegel und vier halbe Liter Wasserflaschen.)
2 weitere Delays später hoben wir spät abends endlich mit dem kleinen Propellerflugzeug Richtung Horta ab. Anuk, wir kommen!
Die Reisetasche folgte mit zwei Tagen Verzögerung …