Aktuelles

Ab in den Süden – Azoren

Freitag 00:00 UTC + 1 (Bordzeit) haben wir die Azoreninsel Terceira querab. Nach nur sieben Tagen Überfahrt von La Coruna aus sind wir endlich auf den Azoren. Und sogar pünktlich, kaum zu glauben. Vor vier Wochen sind wir von Reykjavik aus gestartet. Direkte Strecke wären es 1600 sm gewesen, daraus sind jetzt 2537 sm geworden. Der großzügig geplante Zeitpuffer von 14 Tagen ist schnell dahingeschmolzen. Die Zeit ist schnell vergangen, und es war so ziemlich alles dabei.

Für mich der erste Test unserer ANUK bei etwas „Wetter“ und ich muss sagen, sie macht sich gut. Die Segel sind einfach zu bedienen, auch das Reffen des Groß ist einfach, auch für das dritte Reff in Trysegelgröße. Ein Kinderspiel im Vergleich zur LUNA.

Der Autopilot läuft zuverlässig und auch bei 8 Bft. Das Doghouse der ANUK ist zwar nicht gerade ein schöner Anblick, aber sehr komfortabel bei Kälte und stürmischen Wind. Einzig unsere Luken und Lüftungen sind nicht alle 100% dicht, ein paar Tropfen finden ihren Weg ins Schiff. 

Die Entscheidung über Irland zu gehen war richtig. Uns war die Wetternavigation durch die Tiefdruckgebiete, die quer über den Atlantik reichen, zu unsicher. Wir hätten weit nach Westen gemusst und die Vorhersagen waren ungenau. Das Risiko mehr als die vorhergesagten 8 Bft. abzubekommen war uns zu groß. Kaum dass wir uns für die Richtung Irland entschieden hatten, wurde das eine Tief auch hochgestuft und die irischen und isländischen Navtex Meldungen kündigten bis zu Bft 11 an. Das braucht kein Mensch. Mike hatte in seiner Wache kurz Funkkontakt zu einem norwegischen Einhandsegler, der seinen Kurs zu den Azoren fortsetzen wollte. In Irland hörten wir dann, dass er die irische Coastguard um Hilfe gebeten hat. Was daraus geworden ist wissen wir leider nicht.

Irland war unser Ankergeschirr Test. Der neue schwere Rocna Anker und Kette haben in zwei Buchten Abwettern bei über 30 kn Wind vor Anker super gehalten. Wir konnten uns ausruhen und uns freuen nicht draußen auf See zu sein.

Ansonsten mussten wir uns die gesamte irische Westküste mühsam gegenan nach Süden arbeiten. Sobald der Wind nachgelassen hat, geht es los, kurz vor dem nächsten „Gale“ wieder im Hafen oder vor Anker. Nach Galway rein musste der Motor helfen, wie schon beschrieben.

Die Celtic Sea, Biscaya und jetzt die Überfahrt zu den Azoren haben wir endlich Bedingungen, wie man sie sich wünscht. Es wird deutlich wärmer (jetzt eher schon zu warm mit bis zu 27° C unter Deck). Wir müssen nicht mehr nur gegenan und ANUK läuft und läuft. Ab und zu muss der Motor die Flauten überbrücken, wir machen gut Strecke. Bestes Etmal 156 sm in 24 h.

Heute Nacht haben wir die Lichter von Terceira querab, den Tag über motoren wir die Küste der Insel Pico entlang, ein schöner und sehr grüner Anblick. Der Vulkan Pico ist trotz Wolken voll zu sehen. 

Das Büro der Marina und der Customs schwankt mächtig. Der Hafenmeister amüsiert sich über mich. Entgegen den Erfahrungen in La Coruna ist das Einklarieren hier sehr entspannt, vielleicht liegt es an der Nachsaison. Ein Stempel und ich bin nach 2 Minuten wieder draußen, alle super freundlich. 

Warum muss es immer vor dem Anlegen anfangen zu regnen? Mit der Frage bin ich ständig konfrontiert. Leider auch hier wieder.

Leider verabschiedet sich der Bowdenzug der Schaltung beim Anlegen am Liegeplatz. Statt aufstoppen nur Fahrt voraus. Dazu etwas auflandigen Wind, die Crew wundert sich. Der Steg stoppt die Restfahrt, zum Glück ohne großen Schaden. Da fragt man sich schon, warum man nicht weiterfährt, und die See genießt.

Insbesondere da ich den Fehler mache und Nachrichten lese. Wir wollen diese neuen Krisen gar nicht hören, fürchterlich. Da sind Uta und ich uns einig.

Jetzt liegen wir in Horta, Susanne von der Nehaj begrüsst uns im strömenden Regen mit Schinken. Ein schöner Empfang, über den wir uns sehr freuen.

Kiki ist mit Kyara und Melina angekommen, wir sind gleich zum Abendessen verabredet.

Text: Uli

Ab in den Süden – Azoren voraus

Was für ein Kontrast: es ist schwül und warm, auch nachts reicht die kurze Hose. ANUK läuft unter gerefften ansegeln mit 7 kn angenehm über die Wellen. Kein Vergleich zu 8 Bft. gegenan und 7 m Wellenhöhe. Zugegeben, der Süden hat auch ein paar Vorteile. Predict Wind Weatherrouting gibt noch
24 h Motorunterstützung an. Etwas Schwachwind werden wir noch bekommen. Die letzte Flaute wurde begeistert für ein Bad im tief blauen ca. 4000 m tiefen Atlantik genutzt. Dafür sind wir zurzeit wieder zu schnell. 

Irgendwann heute haben wir Bergfest, dann ist die Hälfte der Strecke geschafft. 

Text: Uli 

Es ist Samstag, der Sommer in Hamburg nimmt sein Ende und es erreicht mich die Nachricht von meiner lieben Cousine Ulrike, ob ich Zeit und Lust habe in 5 Tagen in La Coruña zu sein und als vierte Kraft an Bord Richtung Azoren zu segeln. Freudig bejahe ich das und bin tatsächlich fünf Tage später in dieser netten Stadt an der spanischen Atlantikküste und nach weiteren 14 Stunden auch schon auf dem Atlantik, meine erste Blauwasser-Segelerfahrung steht früher als erhofft an. Im Morgengrauen verlassen wir im Nebel das Hafenbecken der Marina Coruña, ein Delfin begleitet uns, es ist sehr ruhig. Etwa die ersten beiden Tage schippern wir mit Motor rum. Der Sprung in die atlantische Badewanne erweckt immer mehr den Eindruck einer sehr exklusiven Kreuzfahrt – natürlich frei von der moralischen Qual der Umweltverschmutzung, damit wir auch weiterhin verächtlich auf die Aida oder die „mein Schiffs“ dieser Welt blicken können. Am Samstag ist es dann aber auch endlich mit dem Rest Umweltverschmutzung vorbei und die ANUK sprintet unter Segeln Richtung Azoren. Der Atlantik Zeigt sich jetzt von der erhofften schönen Seite. 

Text: Till

Ab in den Süden – La Coruna

Es ist schwül und warm hier. Immerhin verdrängt die Sonne morgens recht schnell den Dunst und Nebel.

Wir kommen pünktlich nach 4 Tagen Fahrt am 05.10. in Spanien an. Kurz tanken, Liegeplatz zugewiesen bekommen und einchecken in der Marina Office. Leider müssen wir auch zur Polizei in der Nähe der Kreuzfahrtschiffe zum Einklarieren. Mike mit gepackter Tasche und Uli machen sich zügig auf den Weg.

Die Polizei teilt uns dann leider mit, dass wir bis zum nächsten Vormittag warten müssen. Eigentlich keine Option für Mike und die ANUK Crew. 

Meine Laune sinkt in den Keller, dazu noch Stadtluft und Landkrank. Der Tag fängt ja gut an, man merkt mir glaube ich an, wie genervt ich bin. Immerhin taucht eine Beamtin auf und ist bereit uns doch abzufertigen. Anscheinend hat sie gleich Feierabend und gibt uns 10 min Zeit die restliche Crew hierherzuschaffen. Pässe reichen nicht, sie will alle sehen. Wir sparen es uns, uns über Schengen und EU und die hiesigen Verfahren zu wundern und fordern Uta und Peter auf in das nächste Taxi zu springen und hierher zu eilen.

10 min später sind sie da, die nette Beamtin gleicht alle kurz mit den Pässen ab, verschwindet für 10 min mit den Pässen und Einklarierungsformular mit Crewliste. Sie möchte noch Papiere aus Irland sehen (gab keine, dort war kein Einklarieren nötig, da wir alle aus der EU waren), ersatzweise prüft sie das Ausklarierungspapier aus Island und wundert sich, dass keine Crewliste dabei ist.

Till taucht auch noch zeitgleich auf (direkt aus Hamburg per Flugzeug). 

Ausklarieren müssen wir nicht. Irgend etwas Schriftliches oder einen Stempel im Pass bekommen wir auch nicht. Keine weiteren Fragen dazu.

Egal, die Capitain Uli ist glücklich, dass doch noch alles geklappt hat und Mike eilt offiziell eingereist zum Bahnhof.

Heute liegen drei sehr große Kreuzfahrtschiffe hier, zwei davon sind mit uns eingelaufen. Wie werden deren mindestens 6000 Crewmitglieder und Passagiere einklariert. 😉

Die neue Crew kehrt entspannt zu Fuß durch die schöne Altstadt mit Stopp für einen Drink zum Boot zurück.

Es folgen Einkauf, Wartungsarbeiten am Schiff, und der Tag ist schon wieder um.

Alle fallen „früh“ ins Bett, um 05:00 UTC +1 klingelt der Wecker, um 06:15 Uhr legen wir nach 18 h in Spanien wieder ab.

Alle freuen sich auf die Überfahrt, endlich wieder auf See. Till nutzt gerade vorbildlich seine Standby Wache zum Masterarbeit schreiben. Wenn er das durchhält (drei Crewmitglieder können ihn motivieren) kommt er auf 6 h Arbeitszeit pro Tag 😉

Leider schmeckt der gestern gekaufte Serano Schinken allen so gut, dass er gleich weggegessen ist. Wir genießen frisches Brot und Tomaten. Und endlich wieder bezahlbare Lebensmittelpreise.

Vor uns liegen knapp 1000 sm, wenn der Wetterbericht recht behält, kommen wir entspannt, wenn auch mit viel Motornutzung wie jetzt gerade, zu den Azoren.

Text: ULI

Ab in den Süden – Biscaya

Wir werden zur Abwechslung verwöhnt. Sonne, guter Segelwind und es ist angenehm warm. Letzte Nacht bei halben Wind W 5-6 Bft. rauscht ANUK mit bis zu 9 kn dahin. Wir kommen also entspannt über die berüchtigte Biscaya. Weiter nördlich tobt sich schon wieder ein Tief über dem Nordatlantik aus.

Kaum vorstellbar, dass es in Spanien richtig warm wird. Irland war schon angenehm mild und unter Deck hatten wir zum Teil 20° C, ohne Heizung.

ANUK wird den Winter bei sommerlichen Temperaturen verbringen. Bevor es wieder in die Kälte geht.

Seit Irland sehen wir viele Delphine. Sie besuchen uns regelmäßig und spielen in der Bugwelle. Selbst in der letzten Ankerbucht kamen sie mehrfach vorbei. Einige sind flink, klein und dunkel, andere elegante, größere Springer (keine Chance auf gute Fotos, einfach zu schnell). Sie werden in den nächsten Monaten ANUKs ständige Begleiter sein.

Seit heute früh liegt die Celtic Sea hinter uns und wir sind um tiefen Wasser der Biscaya. Wir hoffen auf weitere Delphine und vielleicht auch mal einen Fisch an der Angel. Von meiner letzten Biscaya Überquerung erinnere ich mich an kristallklares, blaues Wasser und sehr viele Delphine.

Die Bordroutine ist gut eingespielt. Wache zu gehen bei ruhigen Bedingungen ist entspannt, auch wenn uns hier mehr Verkehr und viele Fischer beschäftigen.

Text: Uli

Ab in den Süden – Der Weg ist das Ziel

Wir arbeiten uns Schritt für Schritt  oder besser gesagt Kreuzschlag für Kreuzschlag die irische Westküste entlang nach Süden. 

Von Ballyglass sind wir aufgebrochen, sobald das Tief Richtung Norden gezogen ist und der Wind etwas abnahm. Start mit dem ersten Morgenlicht 06:30 Uhr. Bevor das nächste Sturmtief kommt, wollen wir es bis Galway schaffen. Wir kreuzen 22 h, teilweise mit Motorunterstützung um etwas mehr Höhe zu schaffen.

Der Hafen von Galway hat einen Nachteil. Um den Wasserstand zu halten, wird er durch ein Gate verschlossen, dass nur jeweils für 2 Stunden vor Hochwasser geöffnet wird. In unserem Fall morgens von 02:15 bis 04:15 Uhr oder erst nachmittags um 14:30 bis 16:30 Uhr. Also geben wir alles, um die frühen Termin früh zu schaffen, denn nachmittags soll es schon wieder heftig wehen. Mit gereffter Genua und Groß plus Motor sind wir mit gut 7 kn unterwegs die Galway Bay hinein. Um 23:30 Uhr flattert die Genua. Der Schäkel am Kopf hat sich gelöst (wie wir später feststellen). Die Genua rutscht aus der Furlerschiene und landet im Wasser. Zu Dritt bergen wir sie zum Glück unbeschädigt. Nachdem alles gesichert, ist geht es mit Fock und Motor weiter. Es wird knapp.

Wir kündigen uns per Funk beim Hafen Galway Pilot an. „When you are here 04:15 am, you are fine.” Kaum zu schaffen, vor uns geht noch ein Frachter rein. 04:30 Uhr sind wir da, das Gate noch offen, es wird direkt nach uns geschlossen. 

Wir können also das mit Wind bis zu 10 Bft. aqngekündigte Tief entspannt abwettern.

Alle fallen nochmal müde in die Koje.

Nach dem Einschecken beim Hafenmeister und irish breakfast für Mike und Uli an Land, (Peter und Uta genießen es später an Bord) wird erst einmal geputzt und aufgeräumt. Für den Nachmittag erwarten wir Gäste. Freunde von Mike wohnen in der Nähe und wollen vorbeikommen. Es wird ein interessanter Nachmittag. Z.B. Jarlath Cunnane, er hat die Northabout 2000 gebaut. Beinahe hätten wir sie 2019 gekauft. Northabout ist nicht sein einziges Projekt. Er hat noch weitere Boote gebaut und extreme Touren gemacht. Z.B. die legendäre Shackleton Tour in der Antarktis nachgefahren. Ähnlich Arved Fuchs, nur mit einem offenen Nachbau des Original Rettungsbootes von damals. Damit hat er einige Kenterungen ausgehalten, bevor sie sich haben abbergen lassen und das Boot aufgegeben haben. Auch die Passage Weißmeer-Ostsee hat er gemacht, wie wir mit LUNA auch. Uns ist damals Dank der Organisation durch die Petr 1 Crew viel bürokratischer Aufwand erspart geblieben von dem Jarlath berichtet.

Tom, Mechaniker der Northabout, bringt uns leckere lokale Delikatessen und selbstgemachten, extrem leckeren Honig mit. ANUK wird natürlich von allen Gästen ausführlich besichtigt und die Vorzüge einer Centerboard Yacht diskutiert.

Der Tag wird mit Fish & Chips und einem Bier im Pub abgeschlossen.

Donnerstag ist es ruhiger. Wir machen den Furler für die Genua wieder gängig und schlagen sie in einer Windpause wieder an. Mit Motorcheck, Bastelarbeiten, Wäsche und Einkaufen ist der Tag schnell um. Diesel wird mit Tankwagen geliefert. 

Das ungenießbare isländische Trinkwasser (zu viele Mineralien) wird für Dusche (Alle außer Captain Uli, die bleibt konsequent bei ihrer Haltung einer Borddusche gegenüber.) und Wäsche waschen verbraucht. Diesmal wird das Wasser auch probiert bevor wir es einfüllen. Es schmeckt zu unserer Erleichterung gut.

In der Marina liegt noch eine Garcia, etwas kleiner. Sie ist Alu Natur, also ohne Farbe am Rumpf und sieht sehr gut aus. Der Eigner hat die Lackierung entfernt. So gut wie der Rumpf aussieht spricht nichts dagegen auch ANUK irgendwann ohne Rumpflackierung zu fahren.

Heute (Freitag) haben wir wieder die frühe Öffnungszeit des Gate genutzt und sind seit 04:00 Uhr unterwegs. Wir kreuzen weiter nach Süden, um irgendwo nördlich Dingle das nächste Tief kurz abzuwarten.

Danach geht es dann hoffentlich endlich entspannt über die Biscaya, der Wetterbericht sieht gut aus.

Text: Uli

Island – ohne Schiff, auf 4 Rädern

Mitte September hieß es Abschied nehmen von ANUK und Crew. Während Uli, Uta, Peter und Mike weiter gen Süden segeln, bleiben wir zu viert noch etwas auf Island. Gunter, Carola, Thomas und Astrid haben ein Auto gemietet, Zelt und Wanderschuhe eingepackt und verlassen Reykjavik mit einem Tag Verspätung bei Dauerregen, aufkommenden Starkwind und mieser Sicht. Dank an die ANUK-Crew, dass wir noch eine Nacht an Bord verbringen konnten. So richtig los wollten wir nicht, da erstmal nur graues Schmuddelwetter lockte.

Trotzdem wurde alles gut und es war alles dabei. Wir wussten in etwa was im September auf Island zu erwarten und zu erhoffen ist und so isses auch gekommen. Viel Sonnenschein, grandiose Aussichten, Hot Pots, Geothermalbäder, tief hängende Wolken und Nebel, Sturm gepeitschte Küsten, ein kollabiertes Zelt, nasse Schlafsäcke, nasse Klamotten, warme Stuben mit Kaffee und Tee umsonst, meist warme aber auch mal kalte Camping-Küchen. Fast immer nette Leute und meist nur wenige Tourist*innen. Auf der Fähre zu den Färöer, auf der ich schreibe, ist es auch recht leer.

Unsere erste Nacht verbringen wir in einer kleinen warmen Lagerhalle und müssen nicht im Regen das Zelt aufschlagen. Die zweite Nacht ist okay, für die dritte Nacht ziehen wir in eine kleine Hütte um. Als wir bei Regen und Sturm von unserer Wanderung mit Aufwärmen im heißen Strandschwimmbad Krossnes zurück kommen, ist Carolas Zelt kollabiert. Die Stangen sind an vier Stellen gebrochen, das Zelt samt Inhalt wird durch die Heringe am davonfliegen gehindert. Astrid’s Iglu-Zelt steht zwar noch, wird aber in den Böen nahezu platt gerückt und innen ist es schon bedenklich nass. Wir sind heilfroh, dass wir eine Hütte mieten und alles trocknen können. Danach läuft alles glatt und wir können auf sehr schönen und manchmal weniger schönen Campingplätzen zelten und in geheißten Küchen kochen, essen, lesen. Auf mehrtägige Touren verzichten wir…

Die meiste Zeit verbringen wir in den Westfjorden, danach geht es an die Nordküste (Grettislaug) und zum Myvatn. Wir geben acht darauf, keine Highlights und keinen Wasserfall auszulassen. An der Ostküste dann wieder Regen nonstop und tief hängende Wolken. Die geplante Bergtour von Bakkergerdi aus wird gestrichen. In Seydisfjordür, unserem letzten Stopp am Fährhafen, können wir bei milden Temperaturen und etwas Sonne noch eine tolle Wanderung machen. Vom Berg aus sehen wir schon die Fähre, die uns nach Dänemark bringt.

Astrid (einmal Skipperin, immer Skipperin) guckt an Bord Wetter und checkt die Windverhältnisse (ja, die Bordansage stimmt 🙂 und der Kapitän fährt auch richtig aus dem Fjord raus. Es ist ein komisches Gefühl nach langer Zeit wieder nach Hause zu fahren. Gunter und Carola sind seit zwei Monaten unterwegs, Astrid seit drei Monaten und Thomas fünf Wochen.

Text: Carola und Astrid

Ab in den Süden – via Irland

Broadhaven/Ballyglass

Kannten wir vorher auch nicht. Es liegt an der Westküste Irlands, relativ weit oben im Norden kurz hinter Erris Head. 

Seit wir in Island gestartet sind, erhalten wir täglich „gale warnings“ oder „strong gale warnings“.  Den jetzigen Starkwind wettern wir hier vor Anker ab, wesentlich komfortabler als draußen auf See. Wir genießen die Ruhe und ruhen uns aus. Es gibt frisch gebackenes Brot mit full-english-breakfast, Mittagsschlaf und ein leckeres Abendessen. Mittlerweile weht es mit über 30 kn, der Anker hält gut.

Wie war die Überfahrt:

Für Uta und Peter die erste richtige Offshore Strecke, mit gleich etwas rauheren Bedingungen. 6 Tage auf See, davon 5 Tage mit teilweise oder ganztägig 6 bis 8 Beaufort und einer Wellenhöhe von bis zu
7 m. Zum Glück, für Segler die aus Grönland kommen, ist es dabei angenehm warm. Uli steuert ab und zu selbst, ansonsten übernimmt der Autopilot die Arbeit zuverlässig. ANUK läuft gut nur unter Fock oder Groß mit Reff III und Fock. Die letzte Nacht müssen wir bei bis zu 40 kn so viel Höhe wie möglich laufen, um rechtzeitig am Sonntag anzukommen.

Irland war nicht wirklich geplant, allerdings eine Option. Island erst im September zu verlassen ist recht spät. Wie entscheidet man sich, wenn der Wetterbericht ein bzw. zwei Tiefdruckgebiete ankündigt, die quasi von Grönland bis Irland reichen:

  • Warten mit dem Risiko, dass es immer schwieriger wird.
  • Mit westlich verlaufendem Kurs irgendwie durchkommen. Unklar ist die genaue Route der Tiefs, so dass die Wetternavigation risikoreich ist. Navtex Warnungen melden bis zu Windstärke 10. Das Risiko da reinzugeraten besteht.
  • Ausweichen mit Umweg und dem Risiko ggf. unterwegs warten zu müssen. 

Für letzteres haben wir uns entschieden und deshalb sind wir jetzt in Irland. 

Bisher konnten wir ANUK unter harten Bedingungen nicht testen. Vor Abfahrt haben wir die Sturmfock vorbereitet, ein Jordan Series Drogue (Treibanker) ist an Bord. 

ANUK besteht den Test gut. Es bleibt komfortabel für die Crew. Wenn nicht gerade das Essen durch die Kajüte fliegt. Auch Peter und Uta werden nicht traumatisiert und genießen die Überfahrt.

Und jetzt ist eine Pause schön, leckeres Essen entspannt zusammen am Tisch.

Morgen sind noch 8 Beaufort angesagt, am Dienstag können wir ein Stück weiter. Dann entscheidet der Wetterbericht, wann es über die Biscaya nach Süden geht. Planungen sind schwierig, zurzeit ändern sich die Vorhersagen täglich. 

Die schönsten Momente: 

ULI:
ANUK gleitet wie von selbst durch die aufgewühlte See, läuft der brechenden See davon. Bordroutine stellt sich ein, dieser ganz eigene Rhythmus, das Zeitgefühl schaltet um.

Uta:
Der Moment als die Furcht vor den Bedingungen der Faszination für diese unglaubliche Naturgewalt wich. Die majestätische Schönheit dieser Berge aus Wasser. Die – wenn sie es erlauben – uns ganz behutsam mitsichtragen können. Mit treibender Musik auf den Ohren ein wahres Gänsehaut-Erlebnis (Danke an Michael und Dirk für die Playlists).

Mike:
Having joined the boat in Reykjavik I was very pleased to meet old friend Captain Astrid, Carola and Gunter from a previous Greenland voyage. We had a few great days together before heading out into the Atlantic with Captain Uli, first mate Uta and co deck hand and master food chopper with myself as ships cook. Big seas, high winds and the safe ship ANUK for 6 days was a wonderful experience with my good friends and very capable captain Uli. We decided to head to Ireland because of a storm forecast, in the Atlantic, and now we sit here in Broadhaven near Ballyglass, relaxing, telling stories and enjoying each other company on anchor. Good friends’ good food and great atmosphere. Thankyou captain Uli, lovely Uta and my Amigo sou chef Peter. 

Peter: 
Bei den Tagwachen waren die fantastischen Flugkünste der uns umrundenden Möwen zu bewundern, die schönste Ablenkung neben den schon beschriebenen gigantischen Wellenbergen für mich. Die Crew ist angenehm klein und sehr achtsam im Umgang mit dem Schiff aber auch einander gegenüber, so dass ich mich trotz der harten Wetterbedingungen außerordentlich geborgen und gut fühlte.

Text: alle

Welle versus Essen


Wir sitzen gut gelaunt bei Sonne im Cockpit. ANUK reitet souverän durch die noch hohe See. Raumer Wind 25-30 kn, gereffte Genua …
Es soll weiter abflauen bis pünktlich vor dem voraussichtlichen Zwischenstopp Irland am Samstag das nächste Tief kommt.
Man merkt, dass es Herbst wird auf dem Nordatlantik und ein Tief folgt dem nächsten.
Für uns Grönlandfahrer ist es allerdings sommerlich warm, eine erste Ahnung vom Süden.

Die letzte Nacht war die unruhigste. Wir hatten abends noch versucht Halbwind Kurs zu laufen, pünktlich zum Abendessen servieren erwischte uns dann der erste Brecher. Die kurz abgestellt Schüssel mit Rote Beete Orangen Salat schoss zielsicher in die Nawiecke. Statt etwas auf die Mütze Salat im Gesicht. Jedenfalls für Peter, der daneben saß. Schäden keine. Segel verkleinert, etwas abgefallen und gut durch die Nacht gekommen, mit morgens 35-40 kn , in Böen gut 45 kn Wind.
ANUK macht sich gut, der Autopilot steuert sicher und der Windgenerator liefert genug Energie.

Im Vergleich mit der LUNA alles entspannt im gut geschützten Cockpit. Rollreffanlagen sind auch was feines.

Die Wetternavigation wird uns weiterhin fordern. Irgendwie wollen wir ja weiter zu den Azoren. 
Astrid und Reinhard unterstützen mit Infos von Land. 

Zwischen den Welten senden wir viele Grüße 

Text: Uli

Ab in den Süden

Es ist soweit. ANUK hat ausklariert und ist bei Sonne und leichter Brise gestartet. Hier oben im. Nordatlantik wird es ungemütlich. Ein Tiefdruck Gebiet nach dem anderen passiert die Denmark Strait und Island.

Wenn alles klappt bekommen wir zwar viel Wind, aber überwiegend von achtern. Es kann also ein schneller Tripp werden. ANUK ist gut vorbereitet, die Crew (Uta, Peter, Mike und Uli) kennen das Boot und sind fit.

Die Tage in Reykjavik sind wie im Fluge vergangen. Abreise der alten Crew, Einkaufen, Schiff vorbereiten, …

Gestern legte noch die „Ocean Explorer“ an, gerade aktuell sehr bekannt geworden. Es ist das kleine Kreuzfahrtzschiff, dass in einem Fjord in Ostgrönland auf einem Stein hängen geblieben ist. Die Gegend ist mehr oder weniger nicht vermessen, so dass man sehr vorsichtig navigieren muss. Wir kennen das Problem.

Wir wünschen der alten Crew noch schöne Wandertage auf Island und uns eine nicht zu windige Überfahrt.

Text:Uli

Endlich Segeln. Endlich Sonne.

Donnerstagnachmittag (07.09.2023) lichten wir den Anker. Zuvor Wacheinteilung. Dinghy einpacken. Alles Seefest machen. Am Tag vorher noch schönster Sonnenschein, jetzt ist es bedeckt und nieselt. 3 Windstärken aus West, später auf NW drehend. Nach 1 ½ Stunden Segeln, Motor wieder an. Thomas: „Ich dachte, es ist ein Segelboot und kein Motorboot!“ Im Laufe der Nacht dreht der Wind auf SüdOst, am Tag weiter auf Ost. Nach Ost wollen wir! Wir passieren Eisberge, nachts auf dem Radar gut zu erkennen. Die ganze Zeit fliegen Möwen und Sturmvögel neben uns her. Einmal scheinen Delfine bei der Jagd zu sein. Wir sehen ein paar Flossen. Am Rand des grönländischen Schelfs tauchen Wale auf. Erst Freitagabend können wir den Motor endlich ausmachen. Endlich Segeln, wenn auch mit Wind aus OstSüdOst und 4-5 Windstärken. Wir kreuzen. Zwischendurch entfernen wir uns eher von Island. ANUK steuert sich hoch am Wind selber trotz Welle gegen an (ganz ohne Autopiloten). Nur hin und wieder braucht das Ruder einen Schupps in die richtige Richtung. Vereinzelt noch Eisberge. Und: Endlich Sonne. Verschiedene Vorhersagen prognostizieren früher oder später kommt der Wind nördlicher. Samstagabend dreht er langsam. Freude, der Kurs wird besser. Sonntag früh endlich Nord-Wind. Wir können direkten Kurs auf Island nehmen. Es gibt Sonntagsfrühstück: Spiegeleier mit selbstgebackenem Brot, und später Sonntagsbraten: Lammkeule mit Bohnen, Kartoffeln an Sahnesauce. Die Nacht ist sternenklar. Wir sehen Polarlichter. Uta: „Sieht aus wie ein Theatervorhang, der sich öffnet und die ANUK auf den Wellen darf Teil der Vorstellung sein. Und die Sterne… sind das Publikum!“ Irgendwann taucht ein Licht auf. Ein anderes Schiff? Ein Stern? Die Venus geht auf! Und laut Sternen-App ist sie zurzeit nicht der einzige Planet: Auch Uranus und Pluto sollen zu sehen sein. Montag Nachmittag lässt der Wind – wie vorhergesagt – wieder nach. Zwei Knoten Fahrt. Genau die richtige Geschwindigkeit für Manni (aufmerksame Blog-Leser*innen kennen Manni. Siehe Blog Etappe Norwegen – Jan Mayen). Zusammengebaut. Zu Wasser gelassen. Für Manni ändern wir eine halbe Stunde den Kurs, um die richtige Mess-Geschwindigkeit zu haben. Erfreulicherweise ist fast kein Plastik zu finden. Wieder auf Kurs. Motor an. Nach Island sind es noch ca. 45sm. Lichter sind schon lange zu sehen. Nach fünf Tagen kommen wir nachts um Zwei in Reykjavik an.  

Text: Carola