Rückkehr – ANUK ist wieder in Orth

Ich wurde oft gefragt, wie lange die Fahrt von Quistreham zurück nach Orth dauern wird. Insbesondere meine Mitsegler der letzten Etappe interessiert natürlich wie viel Zeit an Bord sie einplanen müssen. 

Bernd und Mirko hatten sich beide zwei Wochen frei genommen. Wenn wir es in der Zeit nicht zurückgeschafft hätten, hätte ANUK den Winter auch in den Niederlanden bleiben können.

Bernd und Mirko kennen beide das Schiff, nach einer Einweisung und Sicherheitsbelehrung zur Auffrischung legen wir Notrollen und Wachen fest. Wir einigen uns auf vier Stunden Wachen. 

Zum Start am Samstag 30.11. sieht das Wetterfenster gut aus. Wir entscheiden möglichst ohne Stopp bis Brunsbüttel zu gehen. Einmal Starkwind war vorhergesagt. Sollte die Windvorhersage nach oben korrigiert werden, ist eine Pause in Den Helder eine Option.

Wir starten mit Wind aus West bis Süd und kommen schnell voran. ANUK läuft gut, immerhin ist ihr Unterwasserschiff frisch gestrichen.

Wir passieren in der ersten Nacht Calais, in der zweiten Rotterdam. Die Windvorhersage für die südwestliche Nordsee und Humber wird noch oben korrigiert. Vorhergesagt werden für die Westküste der Niederlande N 30 kn, in Böen bis 40. Weiter östlich wird weniger Wind erwartet. Wir motoren also ein paar Stunden, um bei zwischenzeitlich nur rund 10 kn SW Wind noch rechtzeitig Ameland und Frieland hinter uns zu lassen. Am Dienstag 03.12. gegen 00:00 Uhr liegt Borkum querab. Nachts gegen 02:00 nimmt der Wind ab und dreht. Captain Uli hat Wache. Die Genua wird sofort eingerollt, das gereffte Groß gehalst und während ich die Fock ausrolle fällt der Wind auch schon mit über 20 kn ein. Das Ganze hat rund 10 min gedauert. Die Vorhersage der ECMWF Gribfiles ist erstaunlich exakt. 

ANUK rauscht den Rest der Nacht mit 7 bis 8 kn Geschwindigkeit am Wind voran. Herrliches Segeln, mehr als 30 kn in Böen bekommen wir nicht ab.

Bei der Einfahrt in die Elbe nimmt der Wind wieder ab. Wir schwenken morgens mit Tageslicht in das Elbfahrwasser ein. Unser Timing ist perfekt, wir haben bis Brunsbüttel Mitstrom. Nach einer Stunde Wartezeit werden wir vor der Dunkelheit noch in den NOK geschleust. 

Für die Strecke Quistreham – Brunsbüttel haben wir 3 Tage und 5 Stunden gebraucht, bei 515 nm sind das ein Schnitt von über 6 kn. 

Regen hatten wir fast keinen, im englischen Kanal war das Wetter noch sehr mild. 

In der Normandie waren noch andere Segler unterwegs, hier im NOK sehen wir immerhin noch zwei Sportboote. Die Crew der Lena nimmt in Brunsbüttel unsere Leinen an und wir verbringen einen netten Abend zusammen. 

Die nächste Nacht verbringen wir in Rendsburg. In der Marina stellen wir fest, dass wir nicht an Land kommen. Das Gate ist abgeschlossen. Statt Stadtbummel und Einkauf gibt es die letzten Gemüsereste und wir gehen früh schlafen.

In Kiel Holtenau begrüßen uns Ulrike und Ehrhard, Freunde der Familie und Segler mit leckeren Kuchen. Sie waren beim Abschied in Orth auch mit dabei. Abends kommt Susan, eine Freundin aus Kiel noch an Bord, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.

Die Wettervorhersage für Freitag und Samstag hatte sich noch ständig geändert. Wir entscheiden gleich am nächsten Tag nach Orth zu segeln. Auch wenn wir einen Teil der Strecke bei Schwachwind motoren.

Astrid schafft trotz aller Bemühungen es nicht rechtzeitig nach Orth zum Leinen annehmen. Immerhin pünktlich zum Abendessen ist sie da.

Die Gastlandflaggen sind leider zu viele, sie passen nicht auf die Flaggenleine. Wir müssen für die 16 Flaggen das Spinnackerfall benutzen.

Samstag Morgen schaut der Zoll vorbei. Sie begrüßen uns freundlich. Was mich überrascht ist, dass sie wissen, dass ANUK von Grönland kommt. Kontrolliert werden wir weiter nicht.

Samstag Abend waren wir dann noch auf der Segler-Verein-Orth Weihnachtsfeier, auch ohne Anmeldung gab es für uns Vier reichlich von dem leckeren Grünkohl zu essen. Ein gemütlicher Abend mit netten Gesprächen. Bernd hat noch eifrig unterstützt das angestochene Fass zu leeren.

Wie am Abend verabredet, treffen sich Astrid und Ulrike mit Frauke um 08:30 Uhr an der Ostbucht von Orth zum Baden. 

Es ist schön wieder in Orth zu sein.

Uns Dreien hat die winterliche Fahrt durch den englischen Kanal und über die Nordsee sehr viel Spaß gemacht. Ein wenig enttäuscht sind wir, dass es so schnell ging. Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt.

Mit der Rückkehr zum Startpunkt ist die Reise jetzt erfolgreich abgeschlossen.

Statistik:

Zurückgelegte Strecke         21. 873 nm

ANUK ist 588 Tage unterwegs gewesen.

  • 127 Nächte auf See
  • 154 Nächte vor Anker
  • 242  Nächte im Hafen
  • 2 Nächte an einer Mooring
  • 64 Nächte an Land (Werft)

Insgesamt waren auf den 27 Etappen 70 Mitseglerinnen und Mitsegler dabei. Vielen Dank nochmal an euch alle. Ohne euch wäre der Törn nicht möglich gewesen.

Text: ULI

ANUK schwimmt wieder

Nach zwei Monaten in der Werft in Caen ist es endlich soweit. ANUK ist fertig und ich kann sie nach Orth überführen.

Das Wetter im Dezember ist nicht ideal, um Antifouling zu streichen. Letzte Woche hat es auch hier in Caen geschneit und war eindeutig zu kalt. Ich bin Sonntag direkt vom TO Treff in Cuxhaven angereist und trotz Schauer am Montag hat es geklappt die geplanten zwei Lagen Antifouling aufzubringen.

Dienstag Nachmittag war ANUKs Unterwasserschiff fertig. Die Werft hat noch den Schwenkkiel eingebaut. Mittwoch kam der große Kran (diesmal für drei Boote). Bei stürmischen Wetter wurde gekrant. Ich war erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hat.

Etwas Spannung kam noch auf: Ich stellte beim Test fest, dass der Kiel sich nicht bewegen ließ. Dank der auch im Wasser zugänglichen Inspektionsöffnungen konnte das Problem behoben werden. Der Kiel wurde mit Vorschlaghammer und Holz gelöst. Der Kiel wird seitlich von Gummis geführt, zwei neue davon waren 2 mm dicker als die alten. Das hat gereicht den Kiel zu blockieren. Mit den alten Gummis lässt er sich jetzt einwandfrei bewegen. Meine Erleichterung war groß. Meine Crew Bernd und Mirko reisen Donnerstag an. Es war nicht so einfach noch jemanden kurzfristig für einen Törn auf der winterlichen Nordsee zu organisieren. Die beiden sind so nett mich zu begleiten.

Gestern Mittag konnten wir den Kanal bis Quistreham fahren (geht im Moment wegen Bauarbeiten nur am Wochenende). Nach einer Nacht hier in der Marina frühstücken wir jetzt und um 09:45 Uhr geht es durch die Tidenschleuse und dann los.

Wir hoffen auf gute Bedingungen. Noch ist es zum Glück recht mild.

Text: ULI

ANUK an Land

Nach ein paar Tagen Warten in Caen, Normandie ging es heute morgen ganz schnell. Um kurz nach 08:00 Uhr war der große Kran da und um 09:30 stand ANUK an Land. Alles ganz behutsam und professionell.

Das Unterwasserschiff sieht nicht ganz so schlimm aus wie befürchtet und unerwartete Schäden sind auch nicht erkennbar.

Das Service Team der Grand Large Group wird sich jetzt um den Kiel kümmern (Ausbau, Lager prüfen und ggf. reparieren). Die Erneuerung der festen Scheiben ist auch noch geplant. Hoffentlich wird das nicht zu aufwendig.

Die Tage hier hatte ich von Gerda, Inke und Wilfried Besuch. Astrid war auch für zwei Tage da und hat Yannick und ein wenig Ausrüstung mit nach Hause genommen.

Das Wetter war nochmal sommerlich warm und wir haben die Wartezeit etwas für Ausflüge genutzt. Also nicht nur gebastelt und geputzt 😉

D-Day ist hier sehr präsent, diesen Juni war 80. Jahrestag.

Sobald ANUK fertig ist geht es hoffentlich dieses Jahr noch weiter nach Fehmarn.

Text: ULI

Ouistreham – Ziel erreicht

Nach der schnellen Reparatur des Motors hatten wir noch Zeit für zwei Stopps an der englischen Südküste.

Am Dienstag ging es mit gut 6 Bft achterlichen Wind komfortabel schnell in die Cawsand Bay vor Plymouth. Der Anker hält gut und in der Nacht flaut es etwas ab.

Früh morgens mit dem ersten Tageslicht brechen wir wieder auf und erreichen mittags Salcombe. Mike hat uns den Hafen empfohlen und Nobbi hat ihn auch als schön in Erinnerung.

Der Hafenmeister eskortiert uns zur Visitor Mooring (Das erste Mal Mooring fangen auf der gesamten Reise klappt auf Anhieb.)

Die Crew lässt sich vom Hafen Taxi zum Landausflug abholen, die Captain genießt die Ruhe. Oder besser gesagt das rege Treiben um ANUK herum. An diese Menschenmengen und vielen Boote muss ich mich erst gewöhnen.

Donnerstag brechen wir wieder mit dem ersten Morgenlicht auf, Kurs Frankreich. Die Morgenflaute ist zum Glück schnell vorbei und wir rauschen den englischen Kanal Richtung Caen entlang. Es sind nochmal zwei wunderschöne Segeltage. Alle genießen sie und viel Wehmut ist bei dem ein oder anderen mit dabei.

Die letzte morgendliche Schleusenöffnung vor Niedrigwasser um 09:00 Uhr morgens können wir nicht schaffen. Mit abnehmendem Wind laufen wir um 15:00 Uhr in Ouistreham ein und legen noch für eine Stunde Wartezeit am Warte-Ponton an. Mit fünf anderen Booten werden wir gegen 16:00 Uhr in den Kanal geschleust und haben kurz danach in der Marina festgemacht.

Wegen der Einreise in den Schengen Raum müssen noch einmal zur Passkontrolle zum Fähr-Terminal.

Nobbi und Berhard packen, sie wollen am nächsten Morgen früh abreisen. Und viel zu fix ist der Tag zu Ende.

Und das war es dann auch schon.

Yannick und Uli haben heute den ganzen Tag geputzt, Wäsche gewaschen und aufgeräumt. Es ist schön, dass wir hier noch ein paar Tage an Bord haben, um uns langsam wieder auf das Landleben vorzubereiten.

Bisher hatte ich noch keine Zeit über das Ende der Reise nachzudenken. Oder besser gesagt, ich habe nicht darüber nachdenken wollen.

Es hat sich auf jedem Fall gelohnt. Es war eine gute Entscheidung aufzubrechen und meine persönliche Route zu segeln.

Kürzeste Zusammenfassung: 21.255 sm in 17 Monaten. 

Am 06.09.2024 habe ich meine Kurslinie vom 01.10.2023 an der SW Ecke Irlands gekreuzt. Mein ∞.

Mit dabei waren außer Astrid und mir insgesamt 70 Mitsegler:innen (Wenn ich mich nicht verzählt habe.). Einige waren zwei Wochen an Bord, andere wie Uta, Till, Helga, Gerda, Peter oder Yannick mehrere Monate.

Viel mehr fällt mir auch gerade nicht ein. Es gibt kein „schönstes Erlebnis“ oder den „schlimmsten Tag“.

Wetter war immer ok, oft zu wenig Wind. Stürme konnte ich erfolgreich meiden. Reparaturen ließen sich alle gut handhaben. 

Ich habe mich mit ANUK angefreundet, sie ist mir ein gutes zu Hause geworden. Im Winter wird es einiges zu tun geben, aber das ist nach so einem Törn auch normal.

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt und begleitet haben, insbesondere natürlich die Miteignerin Astrid. Die Crews der 26 Etappen waren alles sehr unterschiedlich, alle toll. Es hat mir viel Spaß mit euch allen gemacht.

Donnerstag geben wir ANUK hier in der Werft ab. Für ein paar Wartungsarbeiten, u.a. am Kiel. Wenn sie fertig ist hole ich sie nach Fehmarn. So der Plan 🙂

Aber erst einmal genießen wir noch ein paar Tage Frankreich, Inke und Wilfried sind heute gekommen und holen mich ab.

Text: ULI

Zurück in Europa

Samstag sind wir in Falmouth angekommen. Mike steht am Schwimmsteg und nimmt die Leinen an. Was für ein Timing. Mike zu sehen ist erfreulich, insbesondere da er unser dringend benötigtes Ersatzteil dabeihat. 

Nachdem wir Grönland verlassen hatten, musste ich feststellen, dass Air Cooler und Oil Cooler am Motor lose sind und die Gefahr bestand, dass beide beschädigt werden, also auch die Öl- und Kühlwasser Leitungen. 

Vorher habe ich nur festgestellt, dass die ganze Einheit leicht schief aussieht, ich habe die Ursache aber erst auf See gefunden. Der durchaus massive Haltebügel ist einmal gerissen. Unglaublich, was dort für Kräfte und Vibrationen wirken, der Bügel ist aus 10 mm dickem Stahl. Befestigt ist er mit drei Schrauben, eine davon fehlte, vermutlich die Ursache. Wie lange es gedauert hat, bis der Bügel endgültig gerissen ist, werden wir nicht mehr klären können. Sichtbar ist der Riss von außen kaum, gut versteckt.

Also heißt es nach Europa zu segeln und den Motor nicht zu benutzen, also kein Problem für uns, bis auf die ersten schwachwindigen Tage haben wir schönste Segelbedingungen. Und Segeln wollten wir ja eh.

Der Motor wird mit Spanngurten so weit gesichert, dass er einsatzfähig ist, wir wollen aber auch keinen Totalausfall riskieren.

Astrid hat die nächsten Tage viel zu tun. Es ist nicht so einfach ein Nanni Ersatzteil mit schneller Lieferung zu organisieren. Den Bügel hat kein Händler auf Lager. Während wir entspannt über den Ocean segeln ist sie mit einigen Helfer:innen beschäftigt. Wir einigen uns darauf, dass wir nach Falmouth gehen (gut anzulaufen auch ohne Motor, Werkstätten vor Ort, um ggf. die Halterung zu schweißen).

Vielen, vielen Dank an Astrid, Mike, Gerda und Schwiegertochter, Thomas und Ingo.

Der Ein- und Ausbau hat gestern geklappt. Bevor es weiter geht werden wir heute alles testen. Bisher verläuft der Test verläuft positiv. Motor läuft gerade.

Und ansonsten noch Falmouth erkunden. Die Crew war gestern schon im Maritime Museum und auf der Pendennis Festung während die Captain im Motorraum ihre Ruhe haben wollte.

Was gibt es von der Überfahrt zu berichten:

Während in Europa alle beschäftigt sind, genießen wir die guten Segelbedingungen und kommen gut voran. Für alle drei Crewmitglieder ist es der erste Hochsee-Törn und die erste Atlantik Überquerung. Die Segelbedingungen sind perfekt für Einsteiger, alle sind nach zwei Tagen an den Wachrhythmus gewöhnt, es gibt fast keine Seekranken. Und schön am zweiten Tag nach Verlassen des Prins-Christian Sunds wird es merklich wärmer. An sonnigen Tagen haben wir es bis zu 20° warm im Cockpit.

Die Tage gleiten dahin, die Captain möchte wieder lange so weitersegeln, die Lust auf Mee(h)r ist einfach zu groß. Bernhard, Nobbi und Yannick genießen die Seetage ebenfalls. Wir lesen viel, basteln und quatschen. Oder genießen einfach nur die Ruhe und Weite.

Am Donnerstag 05.09. passieren wir morgens um 06:00 Uhr UTC den berühmten Fastnet Rock an der SW Ecke Irlands, den Rest des Tages laufen wir mit bis zu 8 kn Fahrt Richtung Scilly Islands. Bevor der Wind nachlassen soll, wollen wir noch Strecke machen. ANUK macht gut Fahrt bei komfortablen am Wind Kurs bei 5 bis 6, in Böen bis zu 7 Bft. 

Leider dreht der Wind bei den Scilly Islands und wir kreuzen bei teilweise nur schwachem Wind Richtung Osten Falmouth entgegen. Ein wenig muss der Motor unterstützen, wenn ANUK bei Flaute nur noch treibt.

Dafür besuchen uns hier wieder häufiger Delfine, insbesondere in der letzten Nacht toben sie um ANUK herum und hinterlassen leuchtende Streifen im Wasser, ein magischer Anblick.

Ungewohnt ist der viele Schiffsverkehr, wir sind das nach Grönland nicht mehr gewohnt. Vor Falmouth treffen wir auf viele Segelyachten, ein gutes Training für Nobbi, er lernt für die SKS Theorie Prüfung.

Wir haben seit dem letzten Ankerplatz Anordliutsoq in der Nähe von Aappilattoq insgesamt 1484,0 nm zurückgelegt, davon 1410,5 nm unter Segel und 141,0 nm unter Motor. Insgesamt hat die Überfahrt 14 Tage gedauert. Schnellstes Tages Etmal war 147,5 nm. Ohne den Bewuchs am Unterwasserschiff wären wir geschätzt einen Tag schneller gewesen.

Danke an die Crew für die Unterstützung bei der Überfahrt. 

Text: ULI

Mein Abschied von Grönland

Wir haben den letzten Tag bei schönstem Wetter gelegen in meiner Lieblingsbucht und die Seele baumeln lassen. 

2018 haben wir hier ein paar Tage verbracht, Astrid, Carola, Gunter und Gunther waren klettern, wir haben Northabout mit Graham und Mike getroffen, nette Menschen kennengelernt, Arctic Char gegrillt, Krähenbeeren und Angelika und Pilze gesammelt, …

Mein ganz persönlicher schöner Abschiedstag, Wehmut war natürlich bei mir auch dabei. Ich vermisse Grönland jetzt schon. Und komme hoffentlich bald wieder.

…In dieser Stille werden Lieder geboren, sie werden in der Seele erschaffen und steigen vom Grund des Meeres auf, wie Wasserblasen, die an der Oberfläche schwimmen und zerplatzen, dies sagen die Ältesten, und es ist wahr, die Stille ist ein Speicher für all die Wörter, die ich übersah, und es wird mir bewusst, dass diese Einsamkeit, diese Isolation die Bedingung für eine Freiheit ist –
die ertastbar, greifbar ist: auf der Straße, in den Bergen, in den Flüssen, Seen und Fjorden. Freiheit in Grönland ist kein Konzept, keine Idee, keine philosophische Theorie, sondern Realität. Freiheit in Grönland kann man atmen, man kann sie riechen, angreifen, sie ist so real, wie Freiheit nur sein kann. Und mit dem Gefühl von grenzenloser Freiheit fühle ich etwas, das ich ebenfalls nur als etwas Flüchtiges kenne, das aber hier länger anhält, Stunden, manchmal sogar Tage –  Glück.

aus: Anna Kim, Invasionen des Privaten

Der Sommer hier war viel zu kurz und die Landschaft wieder atemberaubend schön. An vielen Plätzen wäre ich gerne auch länger geblieben, um zu genießen und die Umgebung zu erkunden. 

Viele Mitsegler:innen, die das erste Mal in Grönland waren oder auch wieder dabei sind, können unsere Begeisterung verstehen.

Wir laufen gerade mit dem ersten Morgenlicht Richtung Prins-Christians-Sund und dann geht es auf der Ostseite weiter Richtung Europa.

Wir hoffen auf guten Segelwind und ich freue mich auf die Tage auf See.

Text: ULI

Südgrönland

Auf dem alten US-Stützpunkt Bluie West One, zuerst Luftstützpunkt im zweiten Weltkrieg, dann auch noch Standpunkt eines Krankenhauses im Koreakrieg und jetzt der internationale Flughafen von Narsarsuaq, trafen Nobby und ich auf die bisherige Crew – Yannick und ULI. Netterweise hatte Grönland für uns ein paar Eisberge im Fjord drapiert (uns wurde gesagt, die seien da immer), die wir am nächsten Morgen nach einem sehr frühen Aufwachen und einer Besichtigung von Brattahild näher anschauen konnten. Der Tag brachte uns auch den ersten und für die nächsten Tage einzigen Einsatz des Großsegels. 

Die Nacht verbrachten wir in einer ruhigen Ankerbucht, trafen dann das furchtbare Ungetüm Caribbean Princess mit ca 2000 Passagieren, mehrere (scheinbare) Robben und zwei Buckelwale. Die Angel wurde das erste mal zum Fangen eines Knurrhahns genutzt. Es sollte nicht der einzige bleiben, aber alle dürften sich noch ihres Lebens erfreuen. Das Angeln sollte keinen spürbaren Beitrag zu unserer Ernährung liefern, Yannick hat es immerhin geschafft, einen kleinen Dorsch zu fangen. Lecker ist es immer.

Das nächste Ziel war Unartoq mit dem einzigartigen Feature einer ganzjährigen heißen Quelle mit natürlichem Pool. Die wirkt wie ein Anziehungspunkt, wir trafen dort mehrere Boote, die wir früher oder später schon gesehen hatten. Alle wollen nur das eine: den warmen Pool. Und er tat wirklich gut. Vor dem Hineingehen wurde es kalt und wir wussten, es würde genauso kalt, wenn wir wieder hinaus gehen. Aber wir hatten keine Wahl.

Auf dem Weg nach Nanortalik beobachteten uns einige neugierige, aber doch distanzierte Robben im Nebel. Der blieb uns eine Weile erhalten bis er schließlich doch den Blick auf das großartige Bergpanorama Südgrönlands freigab. Nanortalik sollte die erste und letzte Stadt, naja, mit 1500 Einwohnern ist es eine für grönländische Verhältnisse und immerhin die viertgrößte. Es gibt immerhin zwei Supermärkte und eine Schiffstankstelle und wir konnten die Vorräte vor der Überfahrt auffüllen. Im Freilichtmuseum vertrieben wir uns dann den restlichen Tag und trafen auf einen belgischen Kletterer, der in Nanortalik auf seine Überfahrt nach Europa wartete und dabei erkennbar Mühe hatte, die Tage rumzubringen. Wie muss es erst sein, wenn man dort nicht nur ein paar Tage verbringen muss, sondern seine Jugend. Das grönländische Alkohol- und Depressionsproblem mit der höchsten Selbstmordrate verwundert da nicht.

Die nächsten zwei Tage lagen wir in einer wunderbaren Ankerbucht bei Aappilattoq, der südlichsten Siedlung mit 68 Einwohnern, und Nobby und mir ist zum ersten Mal nicht kalt. Es ist sogar direkt warm. So kann es kommen, wenn man aus dem sommerlich-heißen Mitteleuropa direkt nach Grönland mit doch eher frischen Temperaturen kommt. Neben der ausgiebigen Erkundung der Insel, dem Fang eines Knurrhahns und einem doch eher frischen Bad im Süßwassersee haben wir das Boot für die Überfahrt klar gemacht. Am Sonntag geht es los und ich bin mehr als gespannt auf meine erste Blauwasserfahrt. 

Text: Bernhard

The Unicorn of the North

“Well, now that we have seen each other,” said the kindly unicorn to Alice in Wonderland “if you`ll believe in me, I`ll believe in you.”

ANUK is cruising in the same icy waters as the creature that perpetuated the myth of the unicorn for 400 years. The original myth of a fabulous white horse with a single horn protruding from its forehead probably go back to sightings of the rhinoceros reported to the Romans by their African subjects. Vestal virgins whispered stories about the magical properties of the horn.

In the Middle Ages the stories grew. In Chaucer´s “Miller´s Tale” the pilgrims knew that the horn could detect and neutralize poisons, and in powdered form it was an aphrodisiac. To cure epilepsy, they should mix unicorn horn with raisons, cinnamon, amber, coral, ivory and gold: all items of enormous value.

This is where the Arctic comes in. During the 12th century Norse fishermen discovered narwals in Greenland´s seas. These were 4-metre-long whales with a single, twisted ivory tooth over two meters long. This looked exactly like a unicorn´s horn. 

Excitement grew when these were brought back to Europe, and narwal tusks were sold as unicorn horns for enormous sums of money. A “unicorn” horn was set in the crown jewels of Queen Elizabeth 1 of England. This came from the explorer Martin Frobisher in 1577, and it was bought for ten thousand English pounds, a vast amount of money sufficient to buy a stately country house and estate.

This fraud was sustained for 400 years because narwals were rarely spotted south of the ice pack, and the traders operated in deadly secrecy. Any whisper that the unicorn horn was in fact the tooth of a whale would be suppressed by violent means.

The whole deception began to unravel when more explorers came here to the Arctic Ocean and began to report tusked whales. Finally, in 1638 a Danish zoologist (bizarrely) named Ole Wurm exposed the scam in a public speech in Copenhagen. He said that the “unicorn horns” were in fact the teeth of a whale, and in evidence he produced the skull and tusk of a narwal. The price of the fabulous horn promptly collapsed.

However, the narwal is still valuable for its interest. It was named Monodon Monoceros in Latin, or “unicorn”, and the word narwal meant “corpse whale” in Old Norse as its mottled skin resembled that of drowned fishermen. Sometimes there are two tusks: we saw a skull with a pair in the Nuuk Museum. Imagine the excitement of a Norse fisherman on seeing double!

The tusk contains 10 million nerve endings that are sensitive to temperature, water pressure and salinity, and probably help the animal to locate itself in the sea as they are epic deep divers: one individual was recorded as diving to 1500 meters (4900 feet), and they typically dive to 800 meters (2600 feet), managing more than 15 dives a day. For an air-breathing mammal this is extraordinary.

These are not the only horns to be found here in the Arctic. Just two days ago we landed at Bluie West 4 at Marraq Point: a remote US airfield used during the war between 1942 and 1945. It is a vast expanse of flat gravel luckily found by an American pilot of a B17 bomber on his way to England. He was aiming for another airfield on Greenland but was running out of fuel.

We looked around but only found some rusting 45-gallon fuel drums. On leaving for the coast we stumbled upon a beautiful set of caribou horns, maybe left by a hunter, or maybe shed by the animal. They are nothing like as valuable as the fabled unicorn horn but they are still beautiful in this deserted landscape.

As Alice wandered amongst her Playing Cards she wondered: why on earth was the unicorn a whiter shale of pale?

Text: Graham Hoyland

High Mountains, Cold Seas

As a climber of Mount Everest, I have enormous respect for the pioneers of our adventuring life. Men like George Mallory and my uncle, Howard Somervell , who were on the very first climb of Everest and who suffered all the difficulties and dangers of being the first. 

On that climb in 1922 one man slipped and they all started to slide down the North Face. Only Mallory´s quick thinking and a stab with his ice axe saved them all from certain death.

So it was with other pioneers. Christopher Columbus was dismissed on his third voyage and sent home in chains. Captain Scott died on the way back from the South Pole. Mallory died mysteriously on Everest in 1924. And Franklin disappeared with hundreds of men and his ships “Erebus” and “Terror” somewhere in the Northwest Passage in the 1800s. 

Here in the Davis Strait off the coast of West Greenland we remember John Davis, who was the first Westerner to sail in this sea, searching for that elusive Northwest Passage in 1585.

The British wanted to find a route to the riches of China and the Spice Islands without having to sail past the Spanish possessions of South America and risk the terrible Cape Horn. Little did they know that they would waste the efforts of dozens of failed expeditions, the lives of hundreds of sailors and millions of pounds in their futile endeavor. Because the Northwest Passage is still unusable as a realistic route to the Pacific: indeed this week it is still blocked by ice to the sailing yachts we met hoping to make the passage.

John Davis sailed his 50-ton ship “Mooneshine” in these waters and I am filled with  admiration. As leisure sailors we attempt to follow in his wake, and, as Belloc wrote:

“In venturing in sail upon strange coasts we are seeking those first experiences, and trying to feel as felt the earlier man in a happier time, to see the world as they saw it.”  

This west coast of Greenland from Cape Farewell to Cape York (about as far as a small sailing boat can go) is 900 miles long, fronted with uninhabited islands, indented with long, fascinating fjords bordered by high, snowy mountains and terminated by glaciers leading to the ice cap of the interior. 

John Davis made landfall in Greenland in 1585 at what is now the capital of Nuuk, somehow finding the intricate and sheltered harbor among the surrounding mountains. He called this place Gilbert Sound, and it has gone through a few names since, including Gothaab Fjord.

On his third and last voyage here in 1587 John Davis reached a huge black cliff south of Upernavik, where I joined Anuk on 15 July this year. This he named “Sanderson´s Hope” after William Sanderson, a rich London merchant and patron of all three of his voyages of exploration. 

Davis had three ships in 1587: “Sunshine”, which had been on the two earlier voyages, and “Elizabeth”, both of around 50 tons, and “Ellen”, a little clinker-built pinnace of just 20 tons: about the size of our “Anuk”.

At Nuuk, “Ellen” was found to be leaking badly, and John Davis took the characteristically brave decision to send the two larger ships off to the rich Newfoundland Banks to fish for cod and make some money for Sanderson. He himself took little leaking “Ellen” as far north as he dared, reaching this 400-metre cliff and naming it:

“Sanderson, his Hope of a North-West Passage”, writing in his log: “No ice toward the north but a great sea, free, large, very salt and blue, and of an unsearchable depth.”

Sanderson´s Hope proved to be as far north as John Davis got. A northerly gale prevented “Ellen” from any further progress in that direction, and when they sailed west they encountered the ice of the “middle pack” which forced them to turn south.

I followed Bill Tilman, my climbing and sailing hero to Mount Everest (he led the 1938 Everest Expedition), and I also followed him here in 2017 (he sailed in his Bristol Pilot Cutter “Mischief” here in 1964).

Like many of the great pioneers, Tilman died on an expedition. He was in his late 70´s, sailing in the Southern Ocean when he disappeared somewhere near the Falkland Islands.

I only hope that we admirers of the great pioneers do not also emulate their cold, lonely deaths on the high mountains and in the cold seas.

Text: Graham

Grönland – von Ilulissat Kurs Nord

Mi 03.07.

Wir kommen bei bestem Wetter in Ilulissat (Jakobshavn) an und überreden einen Taxifahrer unser vieles Gepäck und uns zum Fischereihafen zu fahren, wo ANUK am Pier der Fischfabrik festmachen konnte. Es ist ein vertrautes Gefühl, wieder an Bord zu sein. Die Begrüßung mit Uli ist herzlich. Da das Wetter sehr schön ist, entschließen sich Yannick, Niko und ich zu einer Wanderung am Icefjord Center vorbei zum Isfjord Kangia zu wandern. Ich stehe wie vor einem Jahr gebannt vor den auf der See vorbeiziehenden Eismassen. Endlich wieder Eisberge. Welch eine Szenerie. Wir folgen der Küstenlinie, bis der Weg in die Berge abbiegt. Wie queren einzelne kleine Schneefälle, und das auf nahe Meereshöhe Anfang Juli, das ist Grönland. Wieder eine tolle Wanderung über 10 km. Wir haben einen gemütlichen Abend bei einem gut gewürzten Maiseintopf mit frischem Salat, eine willkommene Abwechslung. Eine Runde von dem mitgebrachten Whiskey Highland Park aus Orkney bildet den Abschluss eines schönen Tages.

Do 04.07.

Die Nacht war unruhig, Olaf und ich liegen im Vorschiff, und Olaf hat kräftig geschnarcht. Um vier Uhr ziehe ich in den Salon um. Dort ist die Ruhe aber auch schnell vorbei, da Astrid und Uli um 6.30 Uhr aufstehen. Taz-Lesen bis die anderen sich zum späten Frühstück versammeln. Dann gehen wir gemeinsam einkaufen bis auf Olaf, der durch das nächtliche Schnarchen so erschöpft ist und sich wieder hinlegt. Es macht eine französische Stahlyacht neben uns fest, wir laden sie zu Teilchen und Kaffee ein. Die Skipperin ist eine Brasilianerin, die sich in der Einsamkeit hat einfrieren lassen, sie überwinterte 9 Monate lang drei Tagesmärsche von der nächsten Siedlung entfernt.

Wir besuchen das Museum und erfahren u.a. von einem Forschungsprojekt auf dem Inlandeis, bei dem mit einer Tiefenbohrung Eisproben aus allen Schichten bis zu einer Tiefe von 2.000 m entnommen werden, die in einem Labor vor Ort untersucht werden. So lassen sich Erkenntnisse sammeln z.B. über die Zusammensetzung der Atmosphäre bis zurück zur Zeit der Neandertaler ca. vor 40.000 Jahren. Auch damit lässt sich der menschgemachte Klimawandel belegen. Es folgt eine weitere Wanderung bis an das Südkap von Ilulissat. Ich sitze eine Weile und staune über die Eisberge, die von links aus dem Fjord ins Meer treiben. Um 18 Uhr legen wir ab und motoren 10 sm bis Rodebay, ein kleiner Ort mit 48
Einwohnern, der früher eine Walfängersiedlung war. Wir ankern in der malerischen Bucht, sehr gut geschützt gegen die treibenden Eisberge. Ich gehe früh schlafen, um meine letzte Nacht auszugleichen. Diesmal kann ich gut schlafen, was daran liegen kann, dass Olafs Schnarchen durch Alkoholverzicht schwächer war oder dass es mir gelang, es zu ignorieren.

Fr 05.07.

Nach einem guten Frühstück mit Brot, Käse und Müsli setzen wir mit dem Beiboot an Land über. Uli will einen Film drehen, indem Sie mit ihrer Drohne um einen größeren Eisberg herumfliegen will. Leider kollidiert Sie beim seitwärts Fliegen mit einem kleineren Eisberg, den Sie übersehen hatte. Wir gehen zurück an Bord, um zu versuchen, die abgestürzte Drohne am Eisberg zu finden. Uli hatte noch kurzen Kontakt und sah, wie die Drohne schräg auf dem Eis lag. Mit ANUK fahren wir direkt an den Eisberg, können die Drohne aber nicht finden. Der Eisberg ist zu instabil, als dass wir auf ihn hätten klettern wollen. Welch schmerzhafter Verlust. Wir setzen unsere Reise nach Norden zwischen Diskoinsel und Festland durch den Vaigat-Sund fort. Dabei fahren wir Slalom zwischen den Eisbergen und bewundern die Natur, wie sie sich hier bildhauerisch betätigt, unsere Blicke schweifen stundenlang von Eisberg zu Eisberg. Wir segeln ein Stück, müssen dann aber leider wieder den Motor nutzen. Wir haben warmes und sonniges Wetter und wollen uns über den stärker werdenden Gegenwind nicht beschweren. Heute ankern wir vor der verlassenen Siedlung Ritenbenk auf Arveprinsens Ejland nach 29,5 sm, wovon wir lediglich 4,5 sm segeln konnten. Ich koche so, dass wir die Vorpeise aus gebratenen Wal mit Charlotten und Joghurt-Creme-Fraiche-Dipp zu uns nehmen, nachdem Anker gefallenen ist. Als Hauptspeise gibt es Nudeln mit Paprika-Tomaten-Sauce. Über Nacht halten wir Ankerwache, da die Eisberge durch die Strömung an die ANUK treiben.

Sa 06.07.

Morgens müssen wir den Anker aufnehmen, da er immer weiter slippt und wir Richtung Küste driften. Auf halber Strecke kommt ein Knäul aus Anker umwickelt mit Ankerkette aus dem Wasser. Wir ackern zu dritt, bis wir den wieder entflochtenen Anker neu setzten können. Kurz darauf, während des Frühstücks, kommt uns ein größerer Eisberg so nahe, dass wir ANUK mit Stangen von ihm abhalten müssen, bis er gerade so an uns vorbeidriftet. Wir besuchen die aufgegebene Siedlung. Es ist ein trauriger Anblick, die Häuser, die alle mit viel Mühe aufgebaut wurden und deren gesamtes Material mit Schiffen über weite Strecken hierhin transportiert wurden, nun verfallen zu sehen. Einige Häuser sind tatsächlich noch in so einem Zustand, dass wir eine Rettung für möglich halten, aber wer sucht diese Einsamkeit?

Gegen Mittag heißt es wieder Anker auf und wir fahren in den Vaigat-Sund, der zwischen der Discoinsel und dem Festland liegt. Endlich kommt der ersehnte Wind aus Süden, aber das Eis wird immer dichter, dass wir uns unseren Weg im Slalom suchen müssen und mit dem Segelsetzen warten, bis die Lücken zwischen den Eisbergen groß genug sind, die Genua zu 2/3 auszurollen. Wir segeln den Sund entlang zwischen den Eisbergen bei 25 – 30 kn Wind nach Nordwest mit 5 bis 6 kn. 

So 07.07.

Leider schläft der Wind am frühen Morgen ein und wir müssen die Genua gegen das Eisensegel tauschen, wir runden Kap Kanget und Kanísut und fahren in den Uummanaq Fjord und steuern die gut geschützte Bucht auf der kleinen Insel Qeqertat an. Die Gesamtstrecke 160 sm. Die Bucht erreichen wir durch eine enge und recht flache Einfahrt, in der sich ein Eisberg in dem Moment zu drehen beginnt, als wir auf ihn zufahren. Nach dem Ankern setzen wir über an Land, um auf den 260 m hohen Inselberg zu besteigen, von dem aus wir einen herrlichen Rundumblick belohnt. Nach einem Karotten-Ingwer-Linsen-Eintopf mit Salat spielen wir Doppelkopf.

Mo 08.07.

Nach dem Frühstück mit Obstsalat geht der Anker auf und wir motoren bei spiegelglatter See zwischen den Gebirgsmassiven weiter hinein in die Fjordlandschaft von Uummannaq. Ich sitze im Heck und höre ein Stück von Edvard Grieg, da mich die kolossalen Felswände an Norwegen erinnern. Auf dem Fjord treiben wieder Eisberge, um so mehr, je tiefer wir in den Fjord fahren und damit näher an die Gletscher kommen, wo sie in die See kalben. Vor der Einfahrt in unsere abendliche Bucht sichten wir einen Wal, der dort auf und ab schwimmt und immer wieder bläst. Das Ziel ist nach 32,5 sm die kleine, von allen Seiten umschlossene Bucht Niaqornakavsak an der äußersten Nordwestecke der Insel Drygalskis Halvø. Das Dinghi hilft uns wieder an Land, Astrid und ich klettern auf den Berg neben der Bucht. Wir freuen uns an dem tollen weiten Blick über die mit Eisbergen geschmückte Fjordlandschaft und in unsere kleine Ankerbucht, in der ANUK auf uns wartet. Trotz erfolgloser Angelei bekommen wir ein vorzügliches Kohlgericht.

Di 09.07.

Wir legen um 8 Uhr ab und frühstücken auf See und fahren tiefer in den Fjord hineinhinein entlangentlang kolossaler Felswände bis zu dem Ort Ikerasagssuaq. Leider regnet es als wir durch den Ort laufen. Olaf bekommt von einem Fischer ca. 1,5 kg Capelin (Fisch) geschenkt, nachdem er sich mit ihm über google translate verständigt hatte. Wir legen ab, um einen weiteren Ankerplatz am anderen Ende der Insel anzulaufen, wir passieren wunderbare Eisberge und ankern in einer Bucht nördlich der verlassenen Siedlung Umánatsiaq, Etmal 22 sm.

Mi 10.07.

Wir teilen uns zum Landgang in zwei Gruppen auf. Nico und Thomas wandern über die Berge zunächst zu einer Siedlung in der Nachbarbucht, die aus Hütten besteht, die auf Schlitten montiert waren (grönländische Variante des Wohnwagens zum Übernachten des Fischens auf dem Eis im Winter). Das Schlauchboot Expeditionsteam Astrid, Yannick und Olaf treffen die beiden in dem verlassenen Dorf Umánatsiaq weiter südlich. Einige Häuser sind saniert und werden als Ferienhäuser genutzt.

Nachmittags geht es weiter mit einem kurzen Zwischenstopp in Uummannaq, der angeblich schönsten Stadt Westgrönlands. Die Stadt, die mit 1400 Einwohnern als Großstadt gelten kann, begrüßt uns mit ihrem von der Sonne angestrahlten bunten Häusern auf den Felsen. Die schönen historischen Gebäude erstrecken sich rund um die Hafenbucht. Thomas und Olaf finden ein Café mit Bier vom Fass.

Pünktlich um 20:00 Uhr brechen wir auf um weiter aus dem Fjord heraus um den vorhergesagten Südwind für unsere Weiterfahrt nach Norden zu nutzen.

Do 11.07.

Es gibt immer weniger Eisberge und immer weniger Wind. Den Tag müssen wir leider wieder überwiegend motoren. Außer Wache gehen steht Lesen auf dem Programm.

Fr 12.07.

In den Morgenstunden laufen wir südlich von Søndre Upernavik in den Suvdlua Fjord ein. Um 07:00 Uhr fällt der Anker in der malerischen Bucht Uluâ. Wir genießen einem wunderbar faulen Sonnentag mit Temperaturen um die 20° C mit Landgängen und einer abendlichen Doppelkopfrunde.

Sa 13.07.

Jetzt ankern wir hier vor Kangersuatsiaq (Prøven), einem 141 Einwohner Dorf. Das Wetter ist eher kalt und trübe. Wir verbringen den Tag mit Landgängen und Blog-Beiträge hochladen.

Text: Thomas