Endlich wieder im Norden – Cape Cod bis Halifax

Während wir den Cape Cod Kanal durchqueren und hier noch die letzten Zeilen des vorherigen Beitrages abtippen, um den Rest des us-amerikanischen Datenvolumens aufzubrauchen, ziehen die letzten Resten der us-amerikanischen Küsten an uns vorbei. Mit Eintritt in die Cape Cod Bucht reden wir über das großartige Walmuseum in New Bedford und nur wenige Minuten darauf erblicken wir den ersten Wal. Zunächst ist der Rückenbereich des Ozeanriesen zu sehen, dann die Fluke. Aufgrund der fehlenden Finne tippen wir auf einen Nordkapper, was in Anbetracht der verschwindenden geringen Anzahl von momentan 400 lebenden Exemplaren auf der Welt schon ein wahrer Glücksfall wäre. Noch ganz berauscht von dieser tollen Sichtung, kommt ca. 1 Stunde später der nächste Wal. Diesmal noch näher, etwa 200 Meter entfernt. Rücken – hier eine deutliche Finne, Blas und Flukenschlag – man sieht alles. Offensichtlich ein Buckelwal. Die USA verabschieden uns von ihrer schönsten Seite. In den nächsten Stunden werden wir noch etliche Walsichtungen erleben. Schön zu sehen, dass es noch Orte im Atlantik gibt, die deutlich in Takt scheinen. 

Von Cape Cod setzen wir über den Gulf of Maine Richtung Kanada. Das Wetter bereitet uns hier etwas weniger Freude als die Wale, zwei Tage läuft der Motor durch. Hin und wieder rollen wir die Genua aus. So ganz ohne Segeln können wir einfach nicht. Ansonsten scheint tagsüber die Sonne und wärmt uns so auf. Nachts wird es dann schon nordischer von den Temperaturen. In der zweiten Nacht erleben Till und Uta das Verglühen eines Himmelskörpers aus näherer Distanz – beindruckend. Immer wieder offeriert die Natur einen so Leckerbissen, die die 5 Grad auf dem Boot vergessen machen. Am dritten Tag morgens erreichen wir die Küste Novia Scotia. Der Startschuss für das Slalomfahren um die Bojen der Lobster-Pots. Die erste Nacht verbringen wir erstmal ankernd vor der Küste. Hier schwingt uns der Duft der Nadelbäume entgegen. Am nächsten Tag dürfen wir dann auch endlich die herrliche, aus Granitfelsen bestehende Küstenlandschaft bestaunen. Einklariert werden wir dann in Lunenburg. Zwischen Anlegen und Ankunft dreier Beamter aus Halifax liegen gerade einmal eine Stunde. Wir werden ausgiebig kontrolliert und danach dürfen wir endlich in dieses schmucke Städtchen, das einfach verboten schön ist. Die Stadt ist sogar schon von Touristen besucht, was das eigentliche Aufkommen in den Sommermonaten erahnen lässt. Verständlich ist das vollends. In der Stadt kann man in herrliche Buchläden gehen, endlich wieder brauchbares Petroleum kaufen oder ein leckeres Lobster-Sandwich genießen. Einen Tag später verlassen wir den Ort bereits Richtung Halifax, da die Schwimmstege der Marina ausgelegt werden und der Wind sich gut zum Segeln eignet. Schöne sechs Stunden Segeln bei einem frischen Amwindkurs bringen Spaß, lediglich die Lobster-Pots lassen uns etwas schlängeln. Die letzten 10 Meilen geht es dann gegenan nach Halifax rein. Hier wird der Anker geschmissen und sich zurückgelehnt. Kanada macht Lust auf mehr!k

Text: Till


[1] Hummer Fangkörbe 

Long Island Sound

Den Long Island Sound können wir überwiegend mit 15 bis 20 kn Wind gemütlich in drei Tagen bis Block Island segeln. 

Dort sind wir eindeutig zu früh da. Moorings liegen noch nicht aus, der Dinghi Flooting Dock liegt noch an Land.

Wir ankern und erkunden zu Fuß die wirklich schöne Insel. Till dreht eine große Runde, der Rest der Crew ist wieder eher gemütlich unterwegs.

Immerhin begeistert das Walmuseum nicht nur Uli, sondern auch den Rest der Crew. New Bedfords Historical District ist liebevoll restauriert. Gerda kauft noch eine weitere Lage Woll-Klamotten und wir gehen noch einmal amerikanisch essen.

Der Besuch der Customs ist aufschlussreich. Uli wird darüber informiert, dass Ausklarieren nicht mehr nötig ist. Erstaunlich, auf Nachfrage erfährt sie, dass die paar Boote kein Problem seien bzgl. illegal im Land bleiben. Sie würden uns schon finden. Es folgt noch eine Diskussion bzgl. CBP ROAM App der Customs und Border Protection. Nachdem der eine Officer Uli angerufen hat mit dem Hinweis, dass sie falsch benutzt wurde, wird der Punkt gemeinsam diskutiert und geklärt. Die App bietet die Option Travel Report nicht an (nur Einreise), der Antrag für den Cruising License hat auch nicht geklappt. An sich ist die App eine super Idee. Die Meldung per Telefon bei Wechsel in einen anderen State wird dadurch ersetzt. Nur leider funktioniert sie bei uns nicht richtig und Uli telefoniert sich durch diverse Telefonabfragen und Mailboxen. Deutsche Behörden sind auch nicht besser digitalisiert. 

Text: Gerda, Uta, Till und Uli

Wir erkunden New York

Nach der grandiosen Fahrt nach New York mit viel Wind, Ankern bei bis zu 30 kn Wind vor Sandy Hook und einer Einfahrt in den Hudson River mit leichter Brise erkunden wir vier Tage die Stadt. Gerda hat uns schon einiges voraus, sie ist schon seit Mittwoch in der Stadt und hat auch schon das MoMa besucht.

Von unserem Liegeplatz kann man die Skyline von Manhattan genießen, leider hat die Pier 13 mit seinen Bars noch nicht geöffnet.

Tag 1

Till stürzt sich ins Manhattan Gewühl und erkundet zu Fuß diverse Stadtteile.

Uta und Gerda setzen mit der Fähre über und entdecken etwas gemütlicher den Central Park und Hells Kitchen.

Suse, Susi und Uli verbringen den Tag mit Packen und Putzen und einem Rundgang durch Hoboken.

Tag 2

Auch Uli wagt sich nach Manhattan. Die Crew nutzt die Path um Lower Eastside, Little Italy, China Town und den World Trade Center Memorial Park zu erkunden. Till ist unser Stadtführer. Nebenbei decken wir uns noch in einigen Second Hand Shops ein und Uli gönnt sich ein neues Smartphone. 

Tag 3

Till und Gerda spazieren über die Brooklyn Bridge und erkunden dann Williamsburg. Im orthodoxen jüdischen Viertel fallen sie beide als Touristen auf. Sie überqueren die Division Avenue, die ihrem Namen alle Ehre macht. Nun begegnen ihnen viele junge Hipster. Hier wird die Offenheit für verschiedene Kulturen deutlich. 

Derweil schlängelt sich Uta mit dem Fahrrad durch die Straßen New Yorks. Für alle, die vor einem chaotischen Verkehr nicht zurückschrecken, ist es ein Highlight.

Tag 4 

Es ist verregnet und von Manhattan ist bei dem Wetter wenig zu sehen. Deshalb bleiben wir noch einen Tag länger. Nach einem ausgedehnten Frühstück besuchen Uli, Uta und Gerda das Guggenheim Museum und Till den Central Park.

Das Guggenheim Museum ist für die, die den neueren Bau in Bilbao kennen enttäuschend. Die Galerie ist auch gerade gesperrt. Trotzdem gibt es einige schöne Werke zu bewundern. Dazu eine Ausstellung von Schüler:innen gestaltet. 

Am Freitag brechen wir endlich wieder auf, es geht einmal an Lady Liberty vorbei in den East River. Brooklyn Bridge und die Ostseite von Manhattan sowie Brooklyn und Wilhelmsburg beeindrucken uns alle. Till steuert ANUK souverän durch die Stadt.

Abends legen wir in City Island an und treffen uns mit Sally. Sally und Kurt (Er ist leider vor einem Jahr gestorben) haben uns 2005, als wir mit LUNA hier waren, toll betreut. Sally bewundert unsere ANUK und wir gehen zusammen lecker italienisch essen.

Jetzt liegt der Long Island Sound vor uns ….

Text: Gerda, Uta, Till und Uli

New York

Wir segeln von der Chesapeake Bay durch den C & D Kanal und die Delaware Bay nonstop bis New York. Das Wetterfenster ist kurz, aber ausreichend. Nachdem ein Tief mit draußen an der Küste bis zu 50 kn Wind, von dem wir im Norden der Chesapeake Bay wenig merken, durch ist, dreht der Wind von Süd auf West und nimmt wieder zu. Die Windrichtung ist perfekt, um die flache Delaware Bay auf S-SE Kurs hinunterzusegeln. Gegenan kreuzen wäre eine Qual. Im D & C Kanal nutzen wir den 2 kn mitlaufenden Strom und sind rechtzeitig zum Slack am Ausgang der Delaware Bay. Bei der Fahrt an der Ostküste hoch ist der Wind sehr böig, W 15 bis zu 40 kn in Böen. Zweimal muss die Genua schnell rein, teilweise fahren wir mit drittem Reff im Groß und Fock. ANUK macht sich gut. Dicht an der Lee Küste ist der Seegang sehr entspannt.

Wir schaffen es abends nicht mehr vor der Dunkelheit um Sandy Hook herum und entscheiden, draußen an der Ostküste von Sandy Hook zu ankern. Es gibt ein wenig Schwell, ansonsten liegen wir bei dem recht böigen Westwind (jetzt noch bis zu 35 kn) erstaunlich ruhig. Wir genießen die Skyline von Manhattan und die beleuchtete Narrow Bridge bei Sonnenuntergang. Die Nacht über flaut es ab und morgens laufen wir mit einer angenehmen Brise und Sonne unter besten Bedingungen in New York ein. Alle sind begeistert, New York von See aus ist schon beeindruckend.

Von unserem Liegeplatz in der Shipyard Marina (wir sind die einzigen Gäste hier) auf der New Jersey Seite haben wir einen fantastischen Blick auf Manhattan. Mit dem Bus ist man in 20 Minuten drüben, die Fähre fährt direkt neben der Marina ab. Das einzige, was wirklich stört ist der Schwell von Fähren tagsüber, eine Herausforderung für Festmacher und Fender.

Gerda und Uta reisen ca. zwei Stunden nach unserer Ankunft fast zeitgleich an. Gerda hat unser Einlaufen vom Vanderbilt Tower aus begeistert mit einem Rosé verfolgt.

Mittlerweile sind Suse und Susi schon wieder in Hannover und Uli wird sich heute auch einmal nach Manhattan wagen.

Text: Uli

Chesapeake Bay

Wir ankern gerade am Sassafras River im Norden der Chesapeake Bay. Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon fast zwei Wochen hier sind. Morgen wollen wir durch den Delaware Canal und die Delaware Bucht raus Richtung New York segeln. Heute Abend zieht noch eine Regenfront mit viel Südwind durch, danach haben wir ein ganz gutes Wetterfenster mit SW -W 6 Bft, wir hoffen auf einen schnellen Ritt.

Till und Uli sind am 31.03. in Norfolk gut angekommen, abends kam Verstärkung Susi und Suse dazu. Gemeinsam erkunden wir zwei Tage Norfolk. So viel Stadt, Verkehr und hohe Gebäude hatte Uli seit Monaten nicht mehr. 

Uli war 2005 schonmal mit Astrid und LUNA hier, in Erinnerung geblieben sind nur die vielen Marine Boote und Flugzeugträger sowie das Battleship Wisconsin.

Schön ist Norfolk nicht wirklich, trotzdem gibt es einiges zu entdecken. Zum Beispiel verschiedene Wandmalereien, einige alte Häuser und natürlich die USS Wisconsin.

2005 konnte man sie auch schon besichtigen, jedoch nur an Deck, da sie damals noch nicht außer Dienst gestellt war. Mittlerweile kann man auch die Mannschaftsquartiere, Messe, Kombüsen usw. besichtigen. Wir sind begeistert. Das Schiff hat eine faszinierende Geschichte, auch wenn Krieg entsetzlich ist.

Gebaut im 2. Weltkrieg, an diesem im Pazifik aktiv teilgenommen. Es folgen Einsätze im Koreakrieg und 1. Irakkrieg. Endgültig außer Dienst gestellt wurde sie erst 2006. Die ersten Cruise-Missiles des 1. Irakkriegs auf Bagdad wurden von ihr abgeschossen.

Vorbei an einer langen Reihe an Kriegsschiffen bis hin zu Flugzeugträgern starten wir in die Chesapeake Bay. Jetzt Anfang April ein schönes Segelrevier. Es ist angenehm warm und noch herrlich leer. Die Chesapeake Bay ist sehr flach und nichts anderes als ein riesiges Flussdelta für mindestens 8 große Flüsse. Dazu viele unterschiedlich große Creeks, ideal zum Ankern. Uns fehlt die Zeit einen der großen Flüsse hinaufzufahren, z.B. die knapp 100 nm des Potomac River bis Washington. Die Zufahrt nach Baltimore ist wegen gerade der durch einen Containerfrachter zerstörten Francis-Scott-Key Bridge für lange Zeit nicht mehr möglich. 

Heute konnten wir in der Ferne die zusammengebrochene Brücke vor Baltimore sehen. Das Containerschiff liegt dort immer noch. Leider ist es etwas diesig, sodass auf den Fotos nur wenig zu erkennen ist.

Die Ufer der Chesapeake Bay sind überwiegend bebaut, zum Teil mit eindrucksvollen Anwesen. Dadurch ist fast das gesamte Ufer „privat property“, d. h. betreten verboten. Man kommt nicht überall an Land. 

Wir ankern an einigen schönen Ecken, genießen die Umgebung und eindrucksvolle Sonnenuntergänge und -aufgänge. Mehrere Tage kreuzen wir nach Norden.

Der Mill Creek ist typisch, eng mit vielen Marinas (Solomons nebenan), im St. Marys River der alte Regierungssitz mit College.

Ein „must visit“ ist natürlich Annapolis, die Segelstadt in der Chesapeake Bay. „This is not America“ kommentiert Suse.

Das Timing ist nicht ganz perfekt. Während des Anlegemanövers müssen wir zeitgleich mithilfe von CDs die partielle Sonnenfinsternis (86%) beobachten, schon eindrucksvoll. 

In Annapolis gibt nicht nur viele Marinas, sondern auch eine schöne historische Altstadt mit dem ältesten, noch genutzten Regierungsgebäuden der USA. Annapolis ist Hauptstadt von Maryland. Neben der Altstadt ein großes Navy-Areal mit Offiziersakademie.

Till bricht zu einer Übernachtungstour mit Helgas Zelt in den Shenandoah Nationalpark auf. Der Shenandoah Nationalpark ist Teil der Appalachen deren Bergen im Osten auch als Blue Ridge Mountains bezeichnet werden, da die Bäume in der Dämmerung den Bergen eine bläuliche Note verleihen. Dank des weiterhin antizyklischem Reiseverhaltens ist der Old Rag Mountain, der eine der beliebtesten Wanderrouten der Ostküste darstellt, vergleichsweise wenig besucht und ist definitiv eine Reise wert.

Der Rest der Mannschaft bastelt am Schiff, bummelt durch die Stadt und Geschäfte. Uli deckt mit neuem Ölzeug ein, das alte ist leider undicht.

Die US Navy ist sehr präsent in der Chesapeake Bay. Nicht nur im weltgrößten Marine Stützpunkt Norfolk, sondern auch durch viele weitere Stützpunkte sowie Flugplätze. Vor Annapolis ankert ein US Submarine, Partyzelte an Deck, Jets überfliegen uns regelmäßig, in Norfolk patrouillieren mehrere Marine Polizei Boote mit Blaulicht und Schusswaffen an Deck, in Annapolis joggen abends Gruppen von Offizieranwärtern mit „Navy-Shirts“ durch die Stadt. Überraschend hält ein Reisebus der „German Armed Forces Command United States and Canada, Bundeswehrkommando“ neben ANUK und der Fahrer quatscht mit uns während er auf seine dt. Reisegruppe wartet. Wir sind erstaunt, dass auch wir Deutschen hier präsent sind. Till merkt an, dass laut Erhebungen etwa 45 Millionen Amerikaner*innen einen deutschen Hintergrund angeben. 

Text: Till, Susi, Suse, Uli

USA

Wir nähern uns der Chesapeake Bay und sind hoffentlich heute Nachmittag in Norfolk, Virginia.

Bisher haben wir wirklich Glück mit dem Wetter gehabt. Dem Tief, was am 29./30.03. von Cape Hatteras nach Osten zog, konnten wir ausreichend nach Norden ausweichen. Die Wetternavigation passte.

Donnerstag Abend nahm der Wind zügig zu, Mitternacht kam das dritte Reff ins Großsegel und am Freitag tagsüber konnten wir schon wieder ausreffen. Höher als rund 2,5 m waren die Wellen nicht. ANUK lief mit dritten Reff und Fock so viel Höhe wie möglich. Da der Wind nach Durchzug des Tiefs auf W drehte wollten wir so viel Höhe machen wie möglich. Im Gegensatz zu den hellen Nächten dank des Vollmondes zuvor war, dies ein dunkle Nacht, die aufgrund des fluoreszierenden Planktons spektakulär wirkte.

Samstag dann gemütlich segeln bei Sonne unter Vollzeug oder unter Motor. Jetzt war es eher zu schwachwindig. Einzig die Kälte war eine Umstellung. Freitag Abend sank das Thermometer von tagsüber 25° c auf 7° C (dazu noch Regen).

Wale haben wir leider keine gesehen. Dafür aber am Samstag kurz hintereinander zwei große Mondfische. Sehr beeindruckende Tiere.

Mittlerweile ist es hier an der Küste wieder warm.

Frohe Ostern wünscht euch die ANUK -Crew

Text: Till und Uli

Bermuda – ein Bildbericht

Till hat in seinem Beitrag schon Einiges zur Geschichte und unseren Entdeckungstouren geschrieben.

Wir sind alle positiv überrascht und genießen die „Zwangspause“ hier. 

In den letzten Tagen ist es voller geworden, die ersten Touristen kommen an, dazu noch die ein oder andere Ladung Cruise-Ship Urlauber. Und zwei Yachten sind gestern noch angekommen.

Ansonsten kennen uns einige hier schon in St. Georges. Ich bin jeden Tag neu überrascht wie entspannt, freundlich und aufgeschlossen die Menschen der Bermudas sind. Das ist ansteckend, wir haben uns voll eingelebt.

St. George´s ist seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl Immobilien hier sehr teuer sind, verfallen leider einige wunderschöne Häuser. Soweit uns berichtet wurde, fällt es einigen Besitzer:innen schwer sich von ihren Anwesen zu trennen und überlassen sie stattdessen den Elementen und somit dem Verfall.

Hamilton hat trotz einiger neuerer Bauten viele schöne historische Ecken zu bieten. 

Das Museum in der alten Festung Dockyard ist, wie von Till beschrieben sehr interessant. 

Die rosa Farbe des Sandes in der Horseshoe Bay ist nur zu erahnen. Das Nature Reserve Spittal Pond gefiel uns auch sehr gut. Nicht nur dort, sondern auch auf Golfplätzen gibt es Vögel zu entdecken.

Der Rote heißt Cardinal und zählt zu den Resident, ebenso der white-tailed Tropicbird. Der gelbe Vogel begegnet uns oft, er heißt Kiskadee.

Das mit den Hühnern konnten wir bisher nicht klären. Sie laufen überall herum, dazu ebenso viele Hähne. Alle schön anzusehen mit unterschiedlichen Gefiederfarben. Ob sie irgendwem gehören oder hier frei leben wissen wir nicht. Ein Nest mit Eiern sehen wir im Nature Reserve.

Till entdeckt das Schnorcheln für sich. Er ärgert sich ein wenig, dass er erst vor drei Tagen auf die Idee gekommen ist.

Unser neues Want und das neue Kutterstag sind am 22.03. angekommen. Der Einbau hat gut geklappt. Abends um 20:00 Uhr war ANUK wieder reiseklar.

Da wir hier viel Zeit hatten wurden auch endlich alle Winschen fertig gereinigt und gefettet. Das war vor allem für eine Genuawinsch dringend nötig.

Wir haben uns dafür entschieden das nächste Tief am Sonntag noch abzuwarten und dann zu starten. Corinna muss dann leider von hier zurückfliegen. Wir genießen also noch ein Wochenende auf den Bermuda bevor es für uns alle Richtung Kälte geht.

Text: ULI

Bermuda für eine schmale Mark

Was ein kurzer Zwischenstopp auf den Bermudas werden sollte, wird aufgrund der angefallenen Reparaturen am Rigg und aufgrund des Wetters etwas länger werden. Die Neuanfertigung des Mittelwants und Kutterstag in Florida ziehen sich. So haben wir noch etwas länger Zeit, um uns ein Bild von der Insel zu machen. Die wenigen naturalisierten Flächen bieten tatsächlich erstaunlich schöne Kulissen für den Low-Budget Touristen auf einer Insel, die die üblich hohen Preise für die Grundversorgung und alles darüber hinaus aufruft. Lediglich der Bus kommt mit einem maximalen Preis von 4,5$/3,8$ (im Kombisparpaket) für eine Strecke von St.George bis zum Dockyard (End-to-End) erstaunlich günstig daher. 

So haben wir bereits gemeinsam das Dockyard – hier legen die Kreuzfahrer ab Mitte/Ende März an – den Horseshoe Beach (dank antizyklischem Reisestil relativ leer) und Hamilton (die Hauptstadt) gemeinsam besucht. Das Dockyard bietet mit dem Nationalmuseum, welches sich in einem alten Fort befindet, einen Ort, um einen guten Eindruck über die Insel zu gewinnen. Besonders beeindruckend war dabei die Wandmalerei des lokalen Künstlers Graham Foster, welche die Geschichte der Bermudas darstellt. 

Mit dem Railway Trail bietet die Insel zusätzlich noch einen historischen Wanderweg, der sich namentlich erkennbar auf den alten Gleisen der zwischen 1932-1947 operierenden Bahn befindet. Auch zum Joggen gibt es auf dem Teil rund um St. George – was auch nach herrschender Meinung an Bord der schönste Teil der Insel ist – genügend Variationsmöglichkeiten. 

Als besonders spannend kann auch Coopers Island bezeichnet werden. Hier befand sich bis zum Jahre 2001 eine Niederlassung der NASA, welche aufgrund der geografischen Lage zur Überwachung vieler und besonders bedeutender Raumfahrtmissionen in den Jahren 1960-1969 geschichtlich relevant war[1]. Nordwestlich des Flughafens und direkt neben der langen Verbindungsbrücke befindet sich relativ unscheinbar der Blue Hole Park. Hier gibt es sowohl kleine Mangroven (die nördlichsten im Atlantik) als auch wunderschöne Höhlen zu bestaunen. Diese Höhlen bieten wie auch die Küste insgesamt einen schönen Einblick in die aus Kalkstein und Korallen bestehende Grundstruktur der Insel. Der Archipel befindet sich dabei auf einem bereits vor mehr als 30 Millionen Jahren erloschenen Vulkan und sei dabei das nördlichste, in denen riffbildende Korallen existieren würden[2].

Historisch als auch landschaftlich ist diese Insel zumindest deutlich vielfältiger als ihre bunte, sich durch die einzigartige Dachkonstruktion auszeichnende Architektur. Die aus Balken und Stein bestehende Dachkonstruktion soll dabei besonders gut das Regenwasser, welches die einzige natürliche Frischwasserquelle darstellt, in Tonnen leiten. Die weiße Farbe soll dabei die UV-Strahlung reflektieren und dadurch das Wasser desinfizieren[3]. Was uns zum heutigen Tage führt, der besonders regnerisch ist. 

Text: Till


[1] Mehr dazu: https://nmb.bm/history/bermudas-moon-mission/

[2] Mehr dazu: https://www.countryreports.org/country/Bermuda/geography.htm

[3] Mehr dazu: https://www.thebermudian.com/culture/the-consummate-bermudian/the-bermuda-roof/

The black box theory

Gute Seemannschaft und Sorgfalt sind wichtig auf See. Wie es so schön heißt: Die See verzeiht nichts.

Zur festen Bordroutine gehört der regelmäßige Check aller Systeme und natürlich Reparaturen so gut und schnell wie möglich. Jeder Segler kennt das. Mit Mike habe ich neulich darüber gesprochen. Er hat mich auf die „Black Box Theory“ hingewiesen. Eine sehr treffende Beschreibung.

Siehe z.B. http://johnvigor.blogspot.com/2014/02/the-black-box-theory.html

Während der Überfahrt musste ich oft daran denken.

Vor der Abfahrt in Mindelo ist ein Mastcheck obligatorisch. Einmal hoch klettern und alle Beschläge, Wanten, Stage usw. prüfen. Alles ok.

Was ich nicht überprüft habe: Fock ausrollen und Furler prüfen. Beim ersten Nutzen der Fock stelle ich auf See fest, dass die Schiene sich an einer Verbindungsstelle gelöst hat. Die Fock ist leicht beschädigt, was beim letzten Einrollen passiert sein muss (Fahrt von Brava nach São Nicolau). Also nutzen wir die Fock nach dem nächsten Wegrollen nicht mehr.

Jeden Tag inspiziert die Captain u.a. einmal Rigg und Vorschiff. Meistens findet man nur tote fliegende Fische. Einmal aber auch eine Sicherung für einen Bolzen der Rollreffanlage der Fock. Die Sicherung ist schnell wieder montiert und wird zusätzlich gesichert.

In der letzten Nacht verklemmt sich beim Ausreffen das Großfall zwischen den Umlenkrollen am Masttop. Wir nutzen wie der Voreigner auch einen Drahtvorlauf, da dass Großfall ansonsten schnell durchscheuert. Dieser Vorlauf hat schon neben der Umlenkrolle verkeilt. Das fast durchgesetzte Großsegel lässt sich nicht bergen. Zum Glück sind wir 12 h später am Ziel, können dort geschützt ankern und das Fall oben abschlagen und das Groß bergen.

Till und ich haben die letzten drei Tage viel Zeit im Mast verbracht. Das Großfall ist wieder frei, die Schiene der Fock-Rollreffanlage wieder fixiert.

Die Fock liegt zur Reparatur beim Segelmacher.

Leider ist damit nicht alles erledigt. Mir sind beim Arbeiten im Mast zwei Terminals aufgefallen, bei denen sich die Verbindung löst. Ärgerlich, wir haben alle Wanten und Stage Winter 2021/22 erneuern lassen.

Der Segelmacher hier kann Ersatz beschaffen bzw. in Florida anfertigen lassen. Wenn alles klappt, werden Want und Kutterstag nächste Woche geliefert.

Heute Mittag durfte ich das mittlere Want backbord und das Kutterstag mit Furler zum Ausmessen demontieren. Bei 25 bis 30 kn Wind nicht die angenehmsten Arbeitsbedingungen, wenn auch zum Glück ohne Regen.

Wir haben also viel Glück gehabt insgesamt. Oder vielleicht nach Black-Box Theory genug Punkte gesammelt in der Black-Box. 

Wir reparieren alles sorgfältig und pflegen unsere ANUK weiter, damit wir weiter sicher ans Ziel kommen.

Text: Uli

Kaum los – schon da

Nach etwa vier Tagen setzte bei uns allen das Gefühl ein, dass uns für diese Überfahrt an Bord brachte – Ruhe, eingegrenzte Verpflichtungen, kein Netz und eine Landschaft, die immer wieder seine Strukturen verändert. Mal eine glatte See, mal höhere Wellen – Tills Hoffnung auf Ü4 erfüllten sich nur bedingt – und Sonne, machten die Überfahrt zu einem unproblematischen Unterfangen. Erstaunlich wenige Meeressäuger und flaute an der Angel trübten die ansonsten blendende Laune an Bord. 

Samstag 09.03 gegen 10 Uhr sieht Corinna am Horizont die ersten grünen Punkte der kleinen Inselgruppe, die Uli noch auf ihrer Liste der nord-atlantischen Inseln fehlt. 409 Stunden bzw. 2395 Seemeilen später haben wir wieder Land unter unseren Füßen. Helgas Angst vor zu kalten Temperaturen können zunächst nicht bestätigt werden und auch die allgemeinen Befürchtungen hinsichtlich einer verbauten und eher unschönen Insel bestätigen nur, dass man sich vielleicht doch lieber selbst ein Bild einer Sache machen sollte, bevor man zu urteilen vermag. Uns allen gefällt es hier in dieser Mischung aus englischer Architektur, amerikanischer Kultur und karibischen Einflüssen sehr gut. 

Nach einer generell ruhigen Überfahrt haben wir dennoch kleinere Arbeiten am Schiff vorzunehmen. Uli und Till steigen jeweils in das Klettergeschirr und beginnen mit der Bearbeitung der Probleme an Fock und Groß-Fall. Diese können relativ schnell vor dem nun bald einsetzenden Starkwind gelöst werden – zumindest jene, die wir selber bearbeiten können (exkl. Segelreparatur). Jetzt wird abgewettert und das weltweite Netz bearbeitet. Vermeintlich die einzige Sache, die wir alle vermisst haben. 

Text: Till