Gelegentlich wird auch mir bewusst, wie naiv ich bin. Da freut man sich auf einen Winter im Süden ohne Weihnachtstrubel. Mir hätte auffallen können, dass ich hier in überwiegend katholischen Ländern unterwegs bin. Und damit habe ich keine Chance der Adventszeit zu entgehen. Immerhin sind die Weihnachtsmärkte hier unter Palmen ein etwas anderer Anblick. Inke hat selbst gebackenes Früchtebrot mitgebracht. Das wird es zum ersten Advent am Bord geben. Dann reicht es aber auch erstmal mit Weihnachtsstimmung.
In Deutschland sorgt vermutlich der Wintereinbruch und viele Schnee für die passende Stimmung. Ich wünsche allen Momente der Ruhe und Besinnung.
„Jetzt stellen wir uns vor, ich sitze in meinem schäbrigen Zelt“, so kommentiert Helga den Regen, der auf unser Deck prasselt und die 23 kn Wind, die der Windmesser hier in der geschützten Marina anzeigt. Wilfried ergänzt, dass hier im Hafen alles gut für ihn ist. Der Rest der Crew liegt schon entspannt in der Koje.
Wir werden noch einen weiteren Tag hierbleiben. Auch wenn es morgen abflauen soll, wird es noch etwas dauern bis der Schwell weniger wird und wir die flache Flussmündung sicher passieren können. Zum Glück kann Helga morgen einen Ausflug auf die andere Flussseite nach Portugal machen, denn die Portugiesen sind, so Helga viel netter. Damit liegt sie uns jetzt schon seit der Ankunft in Spanien in den Ohren. Ein Teil der Crew wird sich ihr anschließen.
Wilfried kann heute nichts Negatives über Spanier berichten. Auch hier sind viele sehr nett und hilfsbereit, auch wenn kaum jemand englisch spricht.
Nach zwei Tagen in Ayamonte sind wir heute weiter. Leider mussten wir wieder den Motor nutzen, immerhin konnten wir bei der ruhigen See die vielen Netze gut ausmachen und im Slalom umfahren.
Jetzt liegen wir an der Einfahrt nach Huelva. Von den Industrieanlagen ist hier im Ort Mazagón nichts zu sehen.
Unser Mitsegler Thomas schwelgt immer noch in Erinnerungen. Thomas hat gerade einen Bericht von seinen Grönland Erlebnissen mit ANUK auf seiner Webseite eingestellt.
Den möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten:
Die Capitain hat ihre Dramaturgie durchgeplant. Sie beginnt mit einer Nacht in der Marina Vilamoura, einer der größten und luxuriösesten Marinas in Portugal. Umgeben von Hotel- und Appartementanlagen liegt ANUK zwischen sehr großen und großen Motoryachten. Die Winterpreise sind angenehm reduziert (27 € für eine Nacht) und es ist ruhig und leer. Gruselig ist es trotzdem, wir können uns gut vorstellen, was hier im Sommer los ist.
Positiv hier sind einzig die warmen Duschen mit dickem Wasserstrahl.
Am nächsten Morgen flüchten wir und kommen kurz vor Hochwasser an der Barra Nova an, der Einfahrt in das Flussdelta vor Faro. Der Revierführer gibt bei Springtide bis zu 7 kn Ebbstrom an, wir rauschen mit rund 3 kn Mittstrom durch die Barra, am Leuchtturm der Insel Ilha da Culatra vorbei. NW des Fähranlegers der Ortschaft Aldeia fällt der Anker. Capitain Uli wollte unbedingt hierher, mit LUNA war sie vor 19 Jahren schon einmal hier und hat den Ort in guter Erinnerung. Inke und Wilfried geht es ähnlich, sie sind gespannt, ob sie ihre Unterkunft des Besuches vor 30 Jahren noch wiedererkennen.
Im Gegensatz zu Alvor ist hier reichlich Platz zum Ankern, der Außenborder wird nach 3 Monaten Pause wieder in Betrieb genommen.
Die Crew kommt vom ersten Landgang am Nachmittag begeistert zurück und wir entscheiden noch einen Tag hier zu bleiben.
Was können wir von Ilha da Culatra berichten:
Man ist weit ab von der Welt, obwohl im Hintergrund Richtung Norden die Skyline von Faro und Olhão gut zu erkennen ist. Leider liegen wir in der Einflugschneise des Flugplatzes.
Der kleine Hafen sieht nach Fischerhafen aus.
Viele kleine, freilaufende Hunde sind zu sehen.
Ältere Männer sitzen am Hafen auf ihren Plastikstühlen, beobachten das Geschehen oder flicken gemächlich ein Netz.
Vollständige Mülltrennung, es gibt keinen Restmüll. In der Ortschaft einige Kunstobjekte aus Müll. Ab 2030 soll es keine Einwegverpackungen mehr auf der Insel geben.
Eine der größten Seepferdchen Kolonien der Welt gab es hier. Nasch der Entdeckung in den Seegraswiesen ist der Bestand um 90% eingebrochen und stark gefährdet.
Es gibt keine Autos, nur einzelne kleine Traktoren. Zum Transport werden gerne Lidl Einkaufswagen genutzt, jedenfalls steht vor fast jedem Haus einer.
Im Ort gibt es eine Schule, ein Gemeindezentrum, mehrere kleine Läden und etliche Bars. Der Spielplatz ist neu und liegt auf dem Platz das Dorfzentrums.
Einzelne Wege sind mit großen Betonplatten gepflastert. Früher musste man hier immer durch den feinen Sand stapfen (muss mühsam gewesen sein).
Zum Strand im Süden zur Atlantikseite gibt es einen Holzpfad, sehr komfortabel. Die kleine Strandbar hat geöffnet und es gibt eine Toilette. Es ist die einzige Bar am ca. 7 km langen Strand.
Wandert man in den nächsten Ort (ca. 20 Häuser) begegnet man nur seinen Crew-kollegen, muss durch Sand oder Schlick stapfen und kann zusammengefallene Militärzäunen und verfallenen Häusern (anscheinend auch ehemals militärisch). Gut vorstellbar, wie das Militär hier im großen Sandkasten gespielt hat.
In dem dritten Ort direkt an der Einfahrt Barra Nova mit Leuchtturm begegnet man nur vereinzelt Touristen und Handwerkern. Ansonsten ist der Ort mit etwas luxuriöseren Ferienhäusern fast menschenleer.
Bei Niedrigwasser sieht man die vielen Muschelzuchten auf den trockenfallenden Sandbänken. Die Fischer sind rund um Niedrigwasser mit ihrem Booten vor Ort und pflegen ihre Muschel Zuchten.
Jetzt in der Wintersaison kommt die Fähre nach Olho vier Mal täglich. Sie legt auch auf der Nachbar Landzunge an. Für den flexiblen Transport sind mehrere Ribbs und schnelle Wassertaxen unterwegs.
Die Crew verabredet sich zum Rücktransport mit Dinghi per Signal Gruppe: „Ich sitze in der Bar mit blauen Stühlen.“ „Ich sitze in einer Bar mit roten Stühlen.“ „Wir können uns auch am Boot verabreden.“ „Gute Idee.“ (Anmerkung: Mehr Bars hatten nicht geöffnet.)
Es gibt auf dieser kleinen Insel Grillfleisch. Den ganzen Tag ist es fast windstill und sonnig. Wir grillen abends an Bord bei fast Vollmond und spiegelglattem Wasser.
Am frühen Morgen zieht eine Front mit Regenböen durch. Wir starten kurz vor Niedrigwasser morgens, leider ist der Wind wieder weg, sobald wir die offene See erreicht haben. ANUK dümpelt mit knapp 3 kn vor dem Wind vor sich hin. Wir werden gleich wieder den Motor starten, um pünktlich mit dem Hochwasser am Grenzfluss „Rio Guadiana“ zu sein.
Unsere erste Flussmündung/Lagune der Algarve. Wir suchen uns kurz vor Hochwasser den Weg durch den Flusslauf bis Alvor. Hier ist wenig Platz zum Ankern, die Bucht ist voller Moorings und Ankerlieger. Einige sehen so aus als wären sie schon seit Jahren hier, andere scheinen hier zu überwintern. Wir haben die Qual der Wahl sehr dicht an den anderen Yachten zu ankern (Der einen kommen wir am nächsten Tag etwas zu Nahe) oder uns in die kaum erkennbare Zufahrt zum Hafen zu legen (Was von einigen mit bösen Blicken und Bemerkungen quittiert wird.).
Nach dem ersten Tag verholen wir uns für die Nacht an die Flussmündung der Lagune, hier ist es etwas entspannter.
Der Ort selbst mit seiner kleinen Altsstadt und 5.000 Einwohnern ist ein Vorort des touristischen Zentrums der Algarve Portimão und scheint selbst jetzt im Winter ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Wir sind nicht die einzigen, die den Ort und die Sandbänke erkunden.
Als Landratte wagte ich mich auf Hohe See. Um den Kontakt zum Land nicht völlig zu verlieren, habe ich mir die Etappe vor Portugal ausgesucht. Im Vorfeld bin ich auf hohe Wellen insbesondere im Herbst angesprochen worden. Dadurch wurde meine Vorfreude etwas relativiert. Als mich dann noch süddeutsche Freunde auf Orcaangriffe vor der portugiesischen Küste aufmerksam gemacht haben, wurde ich doch etwas skeptisch, ob das der richtige Urlaub für mich ist.
Doch ich wurde von einer angenehmen Großwetterlage, von angenehmen Portugiesen und natürlich von der erwartet schönen Atmosphäre an Bord überzeugt.
Gutes Wetter, keine Orcas, kein Fernsehen mit Schreckensnachrichten. Also ich hätte es nicht besser treffen können. Natürlich hätte ich die Tour mit keiner anderen Kapitänin als mit Uli gewagt.
Vielen Dank für diesen bisher schönen, gelungenen Urlaub auf der ANUK.
Es ist 07:00 Uhr und gleich geht die Sonne auf. Einer der seltenen, schönen Momente: Die Crew schläft noch und der Kaffee schmeckt wunderbar, wenn man ihn im Cockpit bei langsam kommendem Tageslicht genießen kann.
Das Wetter ist gut: Blauer Himmel, Sonne satt, leichte Brise aus N, NE und gestern etwas E.
Die nächsten Tage soll es so bleiben.
Leider stehen jetzt doch alle auf, pünktlich zum Sonnenaufgang in ein paar Minuten 🙁 Vielleicht war der Kaffeeduft auch zu verlockend.
Nachdem wir die Westküste mit Stopps in Cascais zum Crewwechsel und Troia/Setúbal sowie einem großen Schlag über Nacht um Cabo São Vicente hinter uns gelassen haben, liegen wir das erste Mal seit Irland mal wieder in einer Ankerbucht. Feiner Sandstrand vor uns, ansonsten die Felsen der Algarve. Der Schwell aus SE ist auszuhalten und sorgt für nasse Klamotten gestern beim Anlanden mit dem Dinghi. Anders als in Grönland oder Jan Mayen bei 18° C Wassertemperatur muss diesmal keiner frieren und kann sein Bier trotz nasser Klamotten in der Bar über den Klippen genießen.
Was kann ich über Cascais und Setúbal berichten. Wenig, ich habe nur kurze Landgänge gemacht. Das Seebad Cascais war selbst um diese Jahreszeit noch voller Touristen und am Wochenende konnte man auch tagsüber viele Portugiesen in der Stadt flanieren sehen, zum Shopping oder Essen gehen, die Spielplätze sind voller Kinder.
Was mir aufgefallen ist nach Irland und vier Wochen Azoren: Unglaublich viele teure, große und neue Fahrzeuge verstopfen die Straßen. Immerhin sind auch einige mit E-Antrieb dabei. Hier wird, wie es sich für ein Seebad gehört der Wohlstand ausgeführt.
Vielleicht kommt mir das aber auch nur nach den Azoren so extrem vor. Dort war alles etwas bescheidener und große SUV wären eh nicht über die Straßen und durch die engen Gassen gekommen.
Sehr schön waren in beiden Orten die Altstadtgassen und Häuser. Helles Kopfsteinpflaster und Keramikfliesen an den Fassaden. Es gibt so viele schöne Details zu entdecken.
In Setúbal liegen wir auf der gegenüberliegenden Flussmündungsseite in der Marina Troia. Blendet man das Ferienresort um sich herum aus (ist eh zurzeit völlig leer), ist man von einsamen Sandstränden und Natur umgeben. Von der Marina sind es 15 Minuten mit der Fähre in der Stadt. Eine angenehme Kombination.
In Setúbal ist mein wichtigstes Ziel neben den engen Altstadtgassen die Markthalle. Das Angebot an Obst, Gemüse, Fisch und Backwaren begeistert uns. Helga, Wilfried und ich schlagen zu, die Taschen und Rucksäcke füllen sich schnell.
Heute, drei Tage später, ist fast alles aufgegessen.
Inke und Wilfried kochen in Troia Cataplana zum Abendessen. Die Fischsuppe mit Huhn, Muscheln und Garnelen ist unglaublich lecker. Wir haben uns als Fisch unter anderem Seeteufel gegönnt (sehr leckeres, festes Fleisch). Ich hätte auf die Miesmuscheln verzichten können, aber gehört halt dazu.
Zum Nachtisch gab es noch Gebäck vom Markt.
Gestern haben wir den „Stängelkohl“ probiert, kannten wir alle noch nicht. Mit Knoblauch, Zwiebeln und etwas hineingeschummelten Chayenne Pfeffer war er sehr lecker zum Kartoffelpüree.
Außerdem wurde bei dem reichhaltigen Obstangebot die alte Tradition an Bord „Obstsalat zum Frühstück“ wieder wiederbelebt.
Nachdem die Meldungen über Orca Attacken, die ich auf den Azoren gelesen habe, hauptsächlich aus der Gegend „Straße von Gibraltar“ kamen, musste ich in Cascais feststellen, dass es auch aktuelle Attacken in der Nähe von Lissabon und am Cabo São Vicente gibt. Die Nachtfahrt versprach also spannend zu werden. Wir hatten aber Glück, außer mehrmals Delfine, die uns besuchen, sichteten wir keine Meeressäuger. Auch die anderen Yachten, die in der Nacht unterwegs waren scheinen keine Kontakte zu Orcas gehabt zu haben. Tagsüber hat man schon wenig Vorwarnzeit, nachts kommt eine Attacke vermutlich ziemlich plötzlich. Vorsichtshalber blieb bei uns das centreboard (Schwenkkiel) oben und das deggerboard (Schwert) zum Schutz des Ruders unten.
Heute früh sind wir nach 6 Tagen sehr entspannt in Cascais angekommen.
Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Überwiegend konnten wir mit Raumschot Kurs und halben Wind segeln, erst gerefft und dann drei Tage unter Vollzeug. Genau der richtige Wind für ANUK.
Zum Schluss dann doch noch 1,5 Tage motoren, was allerdings weniger war, als das weather routing von PredictWind zum Start angegeben hat. Kein Grund zur Klage also.
Das Verkehrstrennungsgebiet vor Lissabon haben wir natürlich nachts südlich passiert. Gute Übung für die Crew („AIS ist schon was Feines, viel besser als Radar.“). Und die Captain Uli konnte sogar etwas schlafen.
Nach einem Luxus Frühstück mit sehr leckeren, frischen Brötchen vom Bäcker (Martin musste dafür ein Stück laufen) vertreiben wir uns die Zeit bis zum Abendessen an Land. Leider ist diese Etappe viel zu schnell zu Ende und zwei Crewmitglieder müssen schon wieder abreisen.
Was ist passiert unterwegs:
Mehrmals Besuch von Delfinen, auch letzte Nacht
Zwei Tage so gut wie keine Schot anfassen (außer minimale Anpassungen).
Alle freuen sich über den Autopiloten.
Porridge ist das Beste zum Frühstück. Viel besser als trockenes Weißbrot.
Ausreichend Schlaf und Lesezeit für alle.
Das Festland und die Duschkabinen schwanken extrem. Keiner will sich anfangs lange an Land aufhalten. Martin und Helga trauen sich dann doch.
Unser Gast, ein Vogel weigert sich Nahrung oder Wasser zu sich zu nehmen. Er verstirbt nach ca. 20 h an Bord und wird See bestattet. Alle sind traurig.
Die Bananen von den Azoren sind unglaublich lecker. Wir hatten einen großen Vorrat gekauft und sie alle aufgegessen. Ebenfalls sehr lecker die Baumtomaten, die unser Nachbar Harry in Horta uns geschenkt hat.
ein letzter Blick auf São Miguel
Die vier Wochen auf den Azoren sind schnell vergangen. Der Hafen Horta war mir schon sehr vertraut, so oft, wie ich ihn angelaufen habe und so viele Tage, die wir dort verbracht haben. Horta ist im Vergleich zu Angra do Heroismo auf Terceira oder Ponta Delgado ruhig und wenig touristisch. Noch entspannter ist Velas auf São Jorges. Insbesondere, wenn man die winzige Marina fast für sich alleine hat.
Perfekt zu Saisonende sind die leeren Häfen. Was man allerdings braucht, ist Flexibilität. Nicht immer passt das Wetter, um Nachbarinseln anzulaufen. Der eigentlich fast die ganze Zeit vorhandene, bis zu 4 m hohe Schwell aus W-NW macht einige Häfen unattraktiv (Graciosa haben wir deshalb vorsichtshalber ausgelassen.) und ist für die Gleichgewichtsorgane einiger eine Herausforderung. Und der Pico macht sein ganz eigenes Wetter und seinen eigenen Wind. Darauf muss man sich einstellen.
Wir alle haben die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der entspannten Azorenbewohner sehr genossen. Die Hafenmeister waren ebenfalls überall entspannt und sehr hilfsbereit. Gute Nerven können sie vermutlich jeden Sommer üben, wenn all die Karibik Rückkehrer auf dem Weg nach Europa hier einfallen.
Auf jedem Fall sind die Azoren ein Highlight des Törns. Ich hoffe noch einmal dorthin zu kommen.
Hanna werden wir vermissen. Sie hat uns täglich in Horta besucht und sich über Futter gefreut, auch wenn sie es manchmal schwer hatte mit den quirlig, gierigen Fischen im Hafenbecken.
Was ich zugeben muss: Segeln mit kurzer Hose und T-Shirt bei angenehmen gut 20° C ist auch ganz schön. Die Wassertemperatur von 20° C natürlich auch. Ich genieße den Winter im Süden. Es geht auch mal ohne Eis und kalte Füße.
Nach Crewwechsel verlassen wir Mittwoch Morgen bei Regen Horta, um 29 h später in Porta Delgado anzukommen. Eine erste Nacht auf See zur Eingewöhnung für die neue Crew.
Das Wetter erleichtert den Abschied, es gießt in Strömen. Es hat mit gut gefallen in Horta, ich habe mich hier wohl gefühlt.
Von Horta und Pico sehen wir wegen Regen und schlechter Sicht leider überhaupt nichts. Dafür laufen wir mit guter Fahrt gen Osten. Nachts erwischt uns für ein paar Stunden ein Windloch und pünktlich zur Ankunft auf São Miguel reißt der Himmel auf. Wir machen bei Sonnenschein an der Reception Pier fest.
Die Waterfront hier am Hafen ist ein Kontrast zu den anderen Städten. Hochhäuser, moderne Bauten, Lärm. Man merkt, dass in der Hauptstadt der Azoren ¼ der Azorenbewohner lebt.
Wir bleiben einen Tag und unternehmen eine Inselrundfahrt mit Leihwagen. Von dem angesagten guten Wetter merkt man in den höher gelegenen Inselinneren leider nichts. Wir sind von Wolken umhüllt.
Unser erstes Ziel, der Kratersee Lagoa Azul ist in Wolken und Nebelschwaden versteckt.
Wir machen nur einen kurzen Stopp und von der Nordküste ist irgendwann etwas zu erkennen. Die Ortschaften sind eine wilde Mischung aus den typischen alten, kleinen Häusern, dem Dorfkern bestehend aus Kirche, Platz mit Rathaus sowie leider hier als Kontrast größere Hotels und prunkvolle Villen. Von diesem Wohlstand sind die anderen Inseln verschont geblieben.
Die Rumbrennerei entpuppt sich als Liquorproduktion. Die Rumproduktion ist erst seit kurzem dazugekommen. Der erst zwei Jahre alte, junge weiße Rum überzeugt uns nicht.
Endlich nachmittags kommen wir in Furnas an. Wir wollen ins Thermalbad.
Das „Poca da Dona Beija“ ist ein Traum. Direkt am Fluss mit Thermalwasser sind mehrere Becken angeordnet. Um uns herum dichte, grüne Vegetation. Wir genießen die Wärme.
In dem alten Krater Furnas broddelt an mehreren Stellen die Erde, man kommt sich vor wie in Island. Die Luft ist feucht warm und es duftet nach Schwefel.
Zurück geht es wieder bei Nebel über kurvige Straßen. Helga und Martin meistern die Strecke souverän.
Und jetzt machen wir uns Startklar, nach dem Frühstück starten wir Richtung Cascais.
„In den 1970ern soll erstmals jemand die kahle Betonwand mit einem Bild bemalt haben, auf den der Namen des Bootes, der Besatzungsmitglieder und die Jahreszahl notiert waren. Andere Segler taten es ihm gleich, und bald verbreitete sich die Mär, wer sich nicht auf der Mole verewigt werde den Hafen von Horta nie wiedersehen. Viele der farbenfrohen Bildern sind zu wahren Kunstwerken geworden.“ (aus: Azoren von Michael Bussmann)
Also wollen auch wir uns mit einem Bild der Tradition anschließen. Lange überlegen und diskutieren wir das Layout. Irgendwann haben wir uns geeinigt (Uta ist anspruchsvoll.). Leider kommt uns das Nass aus den Wolken immer wieder dazwischen.
Jetzt beim Dritten und letzten Besuch von Horta für diesen Herbst muss es klappen. Sofort nach dem Anlegen gestern werden die Pinsel gezückt.
Aber seht selbst:
Damit haben wir uns hier nicht nur mit einer Delle im Steg verewigt.