Azoren – Terceira

Das Wetter bleibt weiterhin wechselhaft. Die meisten Tiefdruckgebiete passieren die Azoren weiter nördlich. Etwas Starkwind und Regen bekommen wir alle paar Tage ab. Und natürlich auch einen unterschiedlich hohen Schwell aus meistens NW. Dieser ist bis zu 4 m hoch und damit sind wir auf gut geschützte Häfen angewiesen. Auf einen Besuch von La Graciosa verzichten wir vorsichtshalber, statt dessen geht es mit einem Zwischenstopp in Velas auf São Jorge nach Angra do Heroismo auf Terceira. Hier sind wir jetzt seit vier Tagen und wollen nachher wieder Richtung Horta aufbrechen.

Die Insel ist wunderschön. Der Ort Angra ist Weltkulturerbe und die älteste Stadt der Azoren. 1980 wurde Angra von einem Erdbeben erheblich beschädigt. Die Stadt wurde so wieder aufgebaut, dass die historischen Fassaden weiterhin bewundert werden können. Der „Jardim Duque da Terceira“ ist mehr ein botanischer Garten und terrassenförmig angelegt. Vom Stadtzentrum gelangt man im Grünen zum Denkmal “Memória a D. Pedro IV” am höchsten Punkt der alten Stadt.

Man könnte tagelang durch enge, steile Kopfsteinpflaster Gassen wandern, neben restaurierten Gebäuden immer wieder Ruinen und verfallene Häuser bewundern. Was stört sind die vielen parkenden Autos. Die Kleinwagen sind mit einem unglaublichen Tempo unterwegs, Bürgersteige gibt es nur wenige, dann zumeist extrem schmal. Wir haben es aber alle ohne Unfall überlebt.

Das Museum ist in einem alten Kloster untergebracht und die Vielfalt der Informationen ist überwältigend.

Zwei Tage erkunden wir mit Mietwagen die Insel. An der Küste überall Dörfer, darüber Rinderweiden mit Steinmauern eingefasst. Weiter oben die Vulkankrater und dichte Wälder.

Amadou, Lamin, Eva und Holm wandern einen Tag, zu sechst besichtigen wir die beiden zugänglichen Lava Höhlen. In der „Grota do Natal“ geht es Helm geschützt gebückt voran. Die „Algar do Carvão“ ist dagegen riesig, es geht eine Treppe durch den oben offenen und dicht bewachsenen Schlot fast 50 m tief hinab. 

https://www.montanheiros.com/wp-content/uploads/2023/02/AlgarCarvao-al.pdf

Die Höhle wurde 1893 das erste Mal erkundet, seit 1963 kann man sie besichtigen. Die ersten drei Jahre wurde man mit Seilen hinabgelassen, 1966 war dann der Tunnel und die Treppe hinab fertig. Besichtigen kann man heute nur einen kleinen Teil der Höhlen. In der „Algar do Carvão“ soll es einen endemischen Käfer und zwei endemische Spinnenarten geben. Ich sehe davon nichts. In den Höhlen ist es voll, wir bekommen das erste Mal etwas von Touristen mit. Es gibt sie also auch zu dieser Jahreszeit. Im Sommer muss es noch viel voller sein. Uns allen gefällt die Ruhe und Leere so spät im Jahr sehr gut.

Weiteres Highlight auf allen Inseln: Die Naturbäder überall und in Angra und Horta zusätzlich noch ein Strand direkt am Hafen. Einige Badebecken sind bei auflandiger Brandung gefährlich. Man kann zusammen mit Fischen schwimmen, somit sind die Taucherbrillen der ANUK im Einsatz. 

Text: ULI

Azoren – Pico

Wenn wir schon nicht mit ANUK nach Pico kommen, dann wenigstens mit der Fähre von Horta übersetzen. Für unseren Ausflug suchen wir uns einen Starkwindregen-Nachmittag aus.

Die ANUK Crew bricht reichlich spät auf, sodass es im Laufschritt zur Fähre geht. Eva, Lamin und Amadou von der nächsten Crew besorgen netterweise die Tickets für uns.

In Madalena flüchten wir vor dem Starkregen in das erst beste Café und vertreiben uns dort die Zeit bis unser Tasting „From Land to Sea“ in der Weinkooperative beginnt. Dort kommen wir völlig durchgeweicht an und nutzen die Gebläse der Toiletten zum Trocknen.

Wir probieren uns durch einige Rot- und Weißweine, richtig begeistern tun uns dann aber die Dessertweine licoroso (ähnlich Portwein). Die ein oder andere Flasche tragen wir später zur Fähre zurück.

Wein Anbau auf Pico ist sehr mühsam und noch viel Handarbeit. Die Weinreben stehen in kleinen Parzellen von wenigen Quadratmetern und sind von alten Steinmauern geschützt. Hier muss also die gesamte Pflege und Ernte von Hand erfolgen. Entsprechend klein sind die Erträge und hoch die Preise für einen echten Pico-Wein. Der Reiseführer empfiehlt eine Wanderung durch die Weinfelder, das Wetter hält uns davon ab.

Text: ULI

Azoren – Volle Fahrt voraus

Am Sonntag können wir endlich weiter. Nach der zusätzlichen unruhigen Nacht mit relativ starkem Schwell im Hafen von Velas auf São Jorge legt sich der Wind am frühen Morgen. Die Captain hat entschieden mit dem ersten Licht ANUK klar Schiff zu machen und zügig auszulaufen. Alles klappt reibungslos. Die Crew ist pünktlich wach und blinzelt verschlafen. Schnelles Frühstück. Der Kaffeeduft belebt. Die Morgensonne lugt schon sanft über die Hafenmole. Was für ein Tagesbeginn. Rückwärts ausgeparkt und gleich hinter der Mole die Genua ausgerollt und ab geht’s vor dem Wind Richtung Kap Farol da Ponta da Iha an der Ostspitze der Insel Pico. Der Wind ist böig und bringt ANUK auf bis zu 8 kn Fahrt.

Die Schiffsbewegung ist bei Vorwindkurs Balsam für den Magen der Zugestiegenen, aber die Reiseapotheke hat sich dennoch verkleinert. Die Südseite von Pico liegt über den Vormittag wunderbar in der Sonne. Das Wetter entschädigt für die letzten Tage. Unterwegs sehen wir verschiedene Begleitungen. Neben den unzähligen Sturmvögeln untersucht ein Zwergwal aus nächster Nähe das Schiff. 

An Pico entlang legt sich ANUK gut in die Wellen. Gischt spült über das Vorschiff bis zum Cockpit. Es geht gut voran. Die ausgeworfene Angel bleibt leider den gesamten Weg unbeachtet. Das ändern auch die wechselnden Köder nicht. Möwen schauen ab und zu neugierig nach, ob es was zu holen gibt und drehen dann uninteressiert bei. Das zeigt uns verlässlich, dass kein Fang einzuholen ist. Das umschlagende Wetter und der zunehmende Nordwestwind an der Südseite von Pico mit den sich ergebenden Fallwinden lässt die Captain am Plan auf Pico anzulegen zweifeln. Aus den vorhergesagten 3 Bft sind inzwischen deutlich mehr geworden, so dass nach kurzer Überlegung die Entscheidung auf Weiterfahrt fällt. Wir werden stattdessen Horta anlaufen. 

Der Segeltag wird damit 11 Stunden lang. Für Unterhaltung wurde gesorgt und fröhlich in die Hände geklatscht.

Text: Suse

Herbstwetter auf den Azoren

Wir sind eindeutig außerhalb der Saison hier. Das Gute darin ist, dass die Häfen alle leer sind. Selbst in den kleinen Marinas ist für uns Platz. Im Sommer, wenn alle Karibik Segler auf dem Rückweg nach Europa hier stoppen, muss es anders aussehen. Kaum vorstellbar, dass dann viele vor den Häfen ankern. Die Option „Ankern“ wäre im Moment allerdings nichts für uns. Der Nachteil am Herbst ist, dass alle paar Tage ein Tief über die Inseln zieht und reichlich Wind und z.T. auch Regen mitbringt. So wie letzte Nacht. Nordwind in Böen bis 50 kn, es gibt neben der Windwarnung auch eine Starkregenwarnung. ANUK liegt gut geschützt am Schwimmsteg in der Marina Velas auf Sao Jorge. Es steht nur ein leichter Schwell im Hafen, der sich gut aushalten lässt. Wie überall sind alle sehr nett und hilfsbereit, insbesondere die Hafenmeister. So auch hier, vielleicht kommen wir ja mit der nächsten Crew noch einmal vorbei. 

Der Ort Velas hat eine schöne kleine Altstadt und die Häuser sind an das steile Ufer gebaut. Die Regenpause am Nachmittag nutzen alle außer ULI zu einem Spaziergang zu einer Käsemanufaktur. Gut 4 km und gut 340 Höhenmeter vom Hafen entfernt. Pünktlich zum Abendessen sind alle wieder zurück an Bord, begeistert von der Besichtigung der Käseproduktion und bepackt mit Einkäufen.

Bisher waren wir nur in den staatlichen Marinas. Diese sind digital vernetzt, so dass Ein- und Ausschecken schnell erledigt ist. Unsere Daten sind im System. Etwas Vorausplanung ist trotzdem nötig, da die Offices am Wochenende geschlossen sind. So habe ich z.B. gestern (Freitag) mich hier schon abgemeldet und der Hafenmeister hat uns für den nächsten Hafen dort angekündigt. Es ist Platz für uns. In Horta müssen wir bei Ankunft am Wochenende an der Reception bis Montag früh warten. Platzreservierungen im Voraus gibt es hier nicht.

Für den nächsten Crewwechsel ist wieder Wind und Regen vorhergesagt, danach können wir hoffentlich wieder eine Runde drehen.

Heute scheint die Sonne und wenn es noch etwas mehr abgeflaut hat, geht es weiter zur Insel Pico zur kleinsten Marina der Azoren. So jedenfalls unser Plan. Kurz vor dem Ablegen taucht der Hafenmeister auf. Sein Kollege aus Lajes hat über AIS gesehen, dass wir noch nicht los sind. Uns wird empfohlen nicht zu kommen, die Fallböen vom Pico sind sehr heftig. Es ist zu unruhig in Lajes und ein Manövrieren mit unserem reichlich großen Boot riskant. Also Schwimmwesten wieder aus, Landanschluss rein. 

Ich bin beeindruckt von dieser Fürsorge und Unterstützung. 

So verbringen wir den Tag mit Museum, Café und Putzen. Enttäuscht sind alle.

Gutes Essen hebt die Laune etwas.

Nebenbei verfolgen wir weiter die Meldungen von der deutschen Ostseeküste. Wir bangen um alle Boote, insbesondere natürlich Moni 6 und Lina, die noch in Orth im Wasser liegen. Irgendwann kommt die Meldung, dass es beiden gut geht. Andere Boote an der Außenmole hat es erwischt. Wie gut, dass ANUK zurzeit nicht auf ihrem Platz liegt. Das Vereinsheim wurde von fleißigen Händen heute wieder trockengelegt. Die Berichte aus Kiel und Flensburg sind schrecklich. 

Morgen wollen wir dann endlich zur Insel Pico. Vielleicht sehen wir dann auch ein paar Wale.

Text: ULI

Azoren – Faial 

Der Wind hält uns länger in Faial und Horta fest als geplant. Für einen Tag gönnen wir uns zwei Leihwagen und erkunden die Insel. Ziel ist das Gebiet Capelinhos im Westen der Insel, wo es September 1957 bis Oktober 1958 zu einem Vulkanausbruch kam. Der Ausbruch begann unter Wasser und hat dann nach und nach solche Mengen Lava und Asche ausgeworfen, dass die Insel Faial um ca. 2,5 km2 vergrößert wurde. Der alte Leuchtturm wurde fast verschüttet und steht heute hinter dem neuen Krater. Im unterirdischen Besucherzentrum wird von dem Ausbruch berichtet und die Entstehung der Azoren dargestellt. Die Azoren sind in einem Gebiet entstanden, an dem drei tektonische Platten aufeinandertreffen. Hier brodelt es also weiterhin.

Wir folgen den Wanderwegen durch die Lava- und Aschefelder. Vegetation beginnt erst langsam wieder zu wachsen. Eine atemberaubende Landschaft. Dahinter die alten Inselteile mit dichter grüner Vegetation.

Leider ist die Insel zum Teil in Wolken versunken und es regnet immer wieder. Am Strand Praia da Faja bestaunen wir die Brandung. Auf ein Bad müssen wir verzichten.

Ansonsten hat Horta selbst eine schöne Altstadt und die Crew ist vom Strand und dem warmen Wasser begeistert.

Auch hier sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Die Servicekraft der Sanitäranlagen ist sehr freundlich und übernimmt das Beladen der Waschmaschine und Trockner für uns. Melina und Uli sieht sie am Supermarkt, sie läuft hinter uns her und lädt uns und unsere Einkäufe in ihr Auto. Wir kommen so komfortabel zum Hafen zurück. Insbesondere da unser Lastenträger Till schon abgereist ist.

Im Café Sport gönnen wir uns Gin Tonic und Essen. Die Besatzung des polnischen Dreimasters, der auch im Hafen liegt, unterhält die Bar mit mehrstimmigen Gesang. Ein perfekter Abend und Tagesausklang.

Text: ULI

Azoren – endlich

Das erste Mal Segeln im Atlantik kann eine echte Herausforderung sein. Doch manchmal beginnt es schon bei der Anreise. Eigentlich war alles entspannt geplant. Einen Tag vor dem an Bord gehen noch eine ruhige Nacht im Hotel in Horta mit bestem Blick über die Marina. Flughafenshuttle im Voraus bestellt.  Wunderbar ausgeschlafen zur Anuk und die Crew mit den frischen Vollkornbroten aus der Heimat überraschen. 

Die vier Jahreszeiten, die sich an einem Azorentag „mit viel Glück“ in stündlichen Abständen zeigen können, crashten leider den Plan. Der Weiterflug von Ponta Delgado nach Faial verschob sich um ganze 27 Stunden und gelang auch erst im 7. Versuch, so dass Hotel und die geplante Nachtruhe am Hafen von Horta in unerreichbare Ferne rückten. Die beiden Runden im Flughafenshuttle auf dem höchst interessanten Flughafen Ponta Delgado über das gesamte Rollfeld, die doch wieder nur am Gate endeten, machten das Unterfangen nicht besser. Die eine Reisetasche, die uns Uli als Fluggepäck erlaubt hatte, war inzwischen abhanden gekommen. Weniger zu schleppen war unter diesen Umständen gerade entgegenkommend. Aus früheren Erfahrungen waren die Wechselwäsche und vor allem die bestellten Ersatzteile für die Anuk im Handgepäck verstaut. Hallo Sicherheitskontrolle. Diese war auch beim 4. Mal heikel, zumal wir gar nicht erklären konnten, was für Ersatzteile wir genau dabei hatten. (Den Schlitten mit Block für die Genuaschiene hätte ich mir eventuell von Ulis Bruder etwas ausführlicher erklären lassen können.) Die Funktionsprüfung des Handkompass hat aber verlässlich für entspanntes Sicherheitspersonal gesorgt und wurde jedes Mal ausgepackt.

Spannend war dann auch die Suche eines Bettes bei Nacht und Nieselschauern nachdem gegen 21 Uhr auch der 5. Flugversuch abgebrochen und schließlich wieder gestrichen wurde. Hotel buchen und bezahlen ist i.d.R. kein Problem. Reinkommen und wirklich ein Bett finden, stand auf einem ganz anderen Blatt. Gottseidank war unser portugiesischer Taxifahrer so zuvorkommend, uns nicht einfach nur vor dem Haus abzusetzen, sondern uns um 23 Uhr noch zu einem weiteren Hostel zu fahren, damit wir nicht obdachlos blieben. Auf ein Abendessen kam es uns schon nicht mehr an. Nachts um 3 kam dann die E-Mail mit dem Zugangscode zum Schlüsseltresor des ersten Hauses. Nee, lass ma danke …

Am zweiten Tag ging es ab 7 Uhr am Flughafen so weiter, wie es tags zuvor geendet hatte. Delay, Delay, Cancel. Ab Mittag waren wir bis 19 Uhr frei in unserer Planung und konnten uns unter anderem das gemütliche Stadtzentrum und den wunderbaren Botanischen Garten in Ponta Delgado ansehen.

Absoluter Geheimtipp! Am Ende noch schnell den letzten Versorgungsvoucher des Flughafens für die Verspätungen umgesetzt (30 Euro für zwei Mini-Chips-Rollen eines bekannten Herstellers, ein Schokoriegel und vier halbe Liter Wasserflaschen.)

2 weitere Delays später hoben wir spät abends endlich mit dem kleinen Propellerflugzeug Richtung Horta ab. Anuk, wir kommen! 

Die Reisetasche folgte mit zwei Tagen Verzögerung …

Text: Suse

Ab in den Süden – Azoren

Freitag 00:00 UTC + 1 (Bordzeit) haben wir die Azoreninsel Terceira querab. Nach nur sieben Tagen Überfahrt von La Coruna aus sind wir endlich auf den Azoren. Und sogar pünktlich, kaum zu glauben. Vor vier Wochen sind wir von Reykjavik aus gestartet. Direkte Strecke wären es 1600 sm gewesen, daraus sind jetzt 2537 sm geworden. Der großzügig geplante Zeitpuffer von 14 Tagen ist schnell dahingeschmolzen. Die Zeit ist schnell vergangen, und es war so ziemlich alles dabei.

Für mich der erste Test unserer ANUK bei etwas „Wetter“ und ich muss sagen, sie macht sich gut. Die Segel sind einfach zu bedienen, auch das Reffen des Groß ist einfach, auch für das dritte Reff in Trysegelgröße. Ein Kinderspiel im Vergleich zur LUNA.

Der Autopilot läuft zuverlässig und auch bei 8 Bft. Das Doghouse der ANUK ist zwar nicht gerade ein schöner Anblick, aber sehr komfortabel bei Kälte und stürmischen Wind. Einzig unsere Luken und Lüftungen sind nicht alle 100% dicht, ein paar Tropfen finden ihren Weg ins Schiff. 

Die Entscheidung über Irland zu gehen war richtig. Uns war die Wetternavigation durch die Tiefdruckgebiete, die quer über den Atlantik reichen, zu unsicher. Wir hätten weit nach Westen gemusst und die Vorhersagen waren ungenau. Das Risiko mehr als die vorhergesagten 8 Bft. abzubekommen war uns zu groß. Kaum dass wir uns für die Richtung Irland entschieden hatten, wurde das eine Tief auch hochgestuft und die irischen und isländischen Navtex Meldungen kündigten bis zu Bft 11 an. Das braucht kein Mensch. Mike hatte in seiner Wache kurz Funkkontakt zu einem norwegischen Einhandsegler, der seinen Kurs zu den Azoren fortsetzen wollte. In Irland hörten wir dann, dass er die irische Coastguard um Hilfe gebeten hat. Was daraus geworden ist wissen wir leider nicht.

Irland war unser Ankergeschirr Test. Der neue schwere Rocna Anker und Kette haben in zwei Buchten Abwettern bei über 30 kn Wind vor Anker super gehalten. Wir konnten uns ausruhen und uns freuen nicht draußen auf See zu sein.

Ansonsten mussten wir uns die gesamte irische Westküste mühsam gegenan nach Süden arbeiten. Sobald der Wind nachgelassen hat, geht es los, kurz vor dem nächsten „Gale“ wieder im Hafen oder vor Anker. Nach Galway rein musste der Motor helfen, wie schon beschrieben.

Die Celtic Sea, Biscaya und jetzt die Überfahrt zu den Azoren haben wir endlich Bedingungen, wie man sie sich wünscht. Es wird deutlich wärmer (jetzt eher schon zu warm mit bis zu 27° C unter Deck). Wir müssen nicht mehr nur gegenan und ANUK läuft und läuft. Ab und zu muss der Motor die Flauten überbrücken, wir machen gut Strecke. Bestes Etmal 156 sm in 24 h.

Heute Nacht haben wir die Lichter von Terceira querab, den Tag über motoren wir die Küste der Insel Pico entlang, ein schöner und sehr grüner Anblick. Der Vulkan Pico ist trotz Wolken voll zu sehen. 

Das Büro der Marina und der Customs schwankt mächtig. Der Hafenmeister amüsiert sich über mich. Entgegen den Erfahrungen in La Coruna ist das Einklarieren hier sehr entspannt, vielleicht liegt es an der Nachsaison. Ein Stempel und ich bin nach 2 Minuten wieder draußen, alle super freundlich. 

Warum muss es immer vor dem Anlegen anfangen zu regnen? Mit der Frage bin ich ständig konfrontiert. Leider auch hier wieder.

Leider verabschiedet sich der Bowdenzug der Schaltung beim Anlegen am Liegeplatz. Statt aufstoppen nur Fahrt voraus. Dazu etwas auflandigen Wind, die Crew wundert sich. Der Steg stoppt die Restfahrt, zum Glück ohne großen Schaden. Da fragt man sich schon, warum man nicht weiterfährt, und die See genießt.

Insbesondere da ich den Fehler mache und Nachrichten lese. Wir wollen diese neuen Krisen gar nicht hören, fürchterlich. Da sind Uta und ich uns einig.

Jetzt liegen wir in Horta, Susanne von der Nehaj begrüsst uns im strömenden Regen mit Schinken. Ein schöner Empfang, über den wir uns sehr freuen.

Kiki ist mit Kyara und Melina angekommen, wir sind gleich zum Abendessen verabredet.

Text: Uli

Ab in den Süden – La Coruna

Es ist schwül und warm hier. Immerhin verdrängt die Sonne morgens recht schnell den Dunst und Nebel.

Wir kommen pünktlich nach 4 Tagen Fahrt am 05.10. in Spanien an. Kurz tanken, Liegeplatz zugewiesen bekommen und einchecken in der Marina Office. Leider müssen wir auch zur Polizei in der Nähe der Kreuzfahrtschiffe zum Einklarieren. Mike mit gepackter Tasche und Uli machen sich zügig auf den Weg.

Die Polizei teilt uns dann leider mit, dass wir bis zum nächsten Vormittag warten müssen. Eigentlich keine Option für Mike und die ANUK Crew. 

Meine Laune sinkt in den Keller, dazu noch Stadtluft und Landkrank. Der Tag fängt ja gut an, man merkt mir glaube ich an, wie genervt ich bin. Immerhin taucht eine Beamtin auf und ist bereit uns doch abzufertigen. Anscheinend hat sie gleich Feierabend und gibt uns 10 min Zeit die restliche Crew hierherzuschaffen. Pässe reichen nicht, sie will alle sehen. Wir sparen es uns, uns über Schengen und EU und die hiesigen Verfahren zu wundern und fordern Uta und Peter auf in das nächste Taxi zu springen und hierher zu eilen.

10 min später sind sie da, die nette Beamtin gleicht alle kurz mit den Pässen ab, verschwindet für 10 min mit den Pässen und Einklarierungsformular mit Crewliste. Sie möchte noch Papiere aus Irland sehen (gab keine, dort war kein Einklarieren nötig, da wir alle aus der EU waren), ersatzweise prüft sie das Ausklarierungspapier aus Island und wundert sich, dass keine Crewliste dabei ist.

Till taucht auch noch zeitgleich auf (direkt aus Hamburg per Flugzeug). 

Ausklarieren müssen wir nicht. Irgend etwas Schriftliches oder einen Stempel im Pass bekommen wir auch nicht. Keine weiteren Fragen dazu.

Egal, die Capitain Uli ist glücklich, dass doch noch alles geklappt hat und Mike eilt offiziell eingereist zum Bahnhof.

Heute liegen drei sehr große Kreuzfahrtschiffe hier, zwei davon sind mit uns eingelaufen. Wie werden deren mindestens 6000 Crewmitglieder und Passagiere einklariert. 😉

Die neue Crew kehrt entspannt zu Fuß durch die schöne Altstadt mit Stopp für einen Drink zum Boot zurück.

Es folgen Einkauf, Wartungsarbeiten am Schiff, und der Tag ist schon wieder um.

Alle fallen „früh“ ins Bett, um 05:00 UTC +1 klingelt der Wecker, um 06:15 Uhr legen wir nach 18 h in Spanien wieder ab.

Alle freuen sich auf die Überfahrt, endlich wieder auf See. Till nutzt gerade vorbildlich seine Standby Wache zum Masterarbeit schreiben. Wenn er das durchhält (drei Crewmitglieder können ihn motivieren) kommt er auf 6 h Arbeitszeit pro Tag 😉

Leider schmeckt der gestern gekaufte Serano Schinken allen so gut, dass er gleich weggegessen ist. Wir genießen frisches Brot und Tomaten. Und endlich wieder bezahlbare Lebensmittelpreise.

Vor uns liegen knapp 1000 sm, wenn der Wetterbericht recht behält, kommen wir entspannt, wenn auch mit viel Motornutzung wie jetzt gerade, zu den Azoren.

Text: ULI

Ab in den Süden – Der Weg ist das Ziel

Wir arbeiten uns Schritt für Schritt  oder besser gesagt Kreuzschlag für Kreuzschlag die irische Westküste entlang nach Süden. 

Von Ballyglass sind wir aufgebrochen, sobald das Tief Richtung Norden gezogen ist und der Wind etwas abnahm. Start mit dem ersten Morgenlicht 06:30 Uhr. Bevor das nächste Sturmtief kommt, wollen wir es bis Galway schaffen. Wir kreuzen 22 h, teilweise mit Motorunterstützung um etwas mehr Höhe zu schaffen.

Der Hafen von Galway hat einen Nachteil. Um den Wasserstand zu halten, wird er durch ein Gate verschlossen, dass nur jeweils für 2 Stunden vor Hochwasser geöffnet wird. In unserem Fall morgens von 02:15 bis 04:15 Uhr oder erst nachmittags um 14:30 bis 16:30 Uhr. Also geben wir alles, um die frühen Termin früh zu schaffen, denn nachmittags soll es schon wieder heftig wehen. Mit gereffter Genua und Groß plus Motor sind wir mit gut 7 kn unterwegs die Galway Bay hinein. Um 23:30 Uhr flattert die Genua. Der Schäkel am Kopf hat sich gelöst (wie wir später feststellen). Die Genua rutscht aus der Furlerschiene und landet im Wasser. Zu Dritt bergen wir sie zum Glück unbeschädigt. Nachdem alles gesichert, ist geht es mit Fock und Motor weiter. Es wird knapp.

Wir kündigen uns per Funk beim Hafen Galway Pilot an. „When you are here 04:15 am, you are fine.” Kaum zu schaffen, vor uns geht noch ein Frachter rein. 04:30 Uhr sind wir da, das Gate noch offen, es wird direkt nach uns geschlossen. 

Wir können also das mit Wind bis zu 10 Bft. aqngekündigte Tief entspannt abwettern.

Alle fallen nochmal müde in die Koje.

Nach dem Einschecken beim Hafenmeister und irish breakfast für Mike und Uli an Land, (Peter und Uta genießen es später an Bord) wird erst einmal geputzt und aufgeräumt. Für den Nachmittag erwarten wir Gäste. Freunde von Mike wohnen in der Nähe und wollen vorbeikommen. Es wird ein interessanter Nachmittag. Z.B. Jarlath Cunnane, er hat die Northabout 2000 gebaut. Beinahe hätten wir sie 2019 gekauft. Northabout ist nicht sein einziges Projekt. Er hat noch weitere Boote gebaut und extreme Touren gemacht. Z.B. die legendäre Shackleton Tour in der Antarktis nachgefahren. Ähnlich Arved Fuchs, nur mit einem offenen Nachbau des Original Rettungsbootes von damals. Damit hat er einige Kenterungen ausgehalten, bevor sie sich haben abbergen lassen und das Boot aufgegeben haben. Auch die Passage Weißmeer-Ostsee hat er gemacht, wie wir mit LUNA auch. Uns ist damals Dank der Organisation durch die Petr 1 Crew viel bürokratischer Aufwand erspart geblieben von dem Jarlath berichtet.

Tom, Mechaniker der Northabout, bringt uns leckere lokale Delikatessen und selbstgemachten, extrem leckeren Honig mit. ANUK wird natürlich von allen Gästen ausführlich besichtigt und die Vorzüge einer Centerboard Yacht diskutiert.

Der Tag wird mit Fish & Chips und einem Bier im Pub abgeschlossen.

Donnerstag ist es ruhiger. Wir machen den Furler für die Genua wieder gängig und schlagen sie in einer Windpause wieder an. Mit Motorcheck, Bastelarbeiten, Wäsche und Einkaufen ist der Tag schnell um. Diesel wird mit Tankwagen geliefert. 

Das ungenießbare isländische Trinkwasser (zu viele Mineralien) wird für Dusche (Alle außer Captain Uli, die bleibt konsequent bei ihrer Haltung einer Borddusche gegenüber.) und Wäsche waschen verbraucht. Diesmal wird das Wasser auch probiert bevor wir es einfüllen. Es schmeckt zu unserer Erleichterung gut.

In der Marina liegt noch eine Garcia, etwas kleiner. Sie ist Alu Natur, also ohne Farbe am Rumpf und sieht sehr gut aus. Der Eigner hat die Lackierung entfernt. So gut wie der Rumpf aussieht spricht nichts dagegen auch ANUK irgendwann ohne Rumpflackierung zu fahren.

Heute (Freitag) haben wir wieder die frühe Öffnungszeit des Gate genutzt und sind seit 04:00 Uhr unterwegs. Wir kreuzen weiter nach Süden, um irgendwo nördlich Dingle das nächste Tief kurz abzuwarten.

Danach geht es dann hoffentlich endlich entspannt über die Biscaya, der Wetterbericht sieht gut aus.

Text: Uli

Ab in den Süden – via Irland

Broadhaven/Ballyglass

Kannten wir vorher auch nicht. Es liegt an der Westküste Irlands, relativ weit oben im Norden kurz hinter Erris Head. 

Seit wir in Island gestartet sind, erhalten wir täglich “gale warnings” oder “strong gale warnings”.  Den jetzigen Starkwind wettern wir hier vor Anker ab, wesentlich komfortabler als draußen auf See. Wir genießen die Ruhe und ruhen uns aus. Es gibt frisch gebackenes Brot mit full-english-breakfast, Mittagsschlaf und ein leckeres Abendessen. Mittlerweile weht es mit über 30 kn, der Anker hält gut.

Wie war die Überfahrt:

Für Uta und Peter die erste richtige Offshore Strecke, mit gleich etwas rauheren Bedingungen. 6 Tage auf See, davon 5 Tage mit teilweise oder ganztägig 6 bis 8 Beaufort und einer Wellenhöhe von bis zu
7 m. Zum Glück, für Segler die aus Grönland kommen, ist es dabei angenehm warm. Uli steuert ab und zu selbst, ansonsten übernimmt der Autopilot die Arbeit zuverlässig. ANUK läuft gut nur unter Fock oder Groß mit Reff III und Fock. Die letzte Nacht müssen wir bei bis zu 40 kn so viel Höhe wie möglich laufen, um rechtzeitig am Sonntag anzukommen.

Irland war nicht wirklich geplant, allerdings eine Option. Island erst im September zu verlassen ist recht spät. Wie entscheidet man sich, wenn der Wetterbericht ein bzw. zwei Tiefdruckgebiete ankündigt, die quasi von Grönland bis Irland reichen:

  • Warten mit dem Risiko, dass es immer schwieriger wird.
  • Mit westlich verlaufendem Kurs irgendwie durchkommen. Unklar ist die genaue Route der Tiefs, so dass die Wetternavigation risikoreich ist. Navtex Warnungen melden bis zu Windstärke 10. Das Risiko da reinzugeraten besteht.
  • Ausweichen mit Umweg und dem Risiko ggf. unterwegs warten zu müssen. 

Für letzteres haben wir uns entschieden und deshalb sind wir jetzt in Irland. 

Bisher konnten wir ANUK unter harten Bedingungen nicht testen. Vor Abfahrt haben wir die Sturmfock vorbereitet, ein Jordan Series Drogue (Treibanker) ist an Bord. 

ANUK besteht den Test gut. Es bleibt komfortabel für die Crew. Wenn nicht gerade das Essen durch die Kajüte fliegt. Auch Peter und Uta werden nicht traumatisiert und genießen die Überfahrt.

Und jetzt ist eine Pause schön, leckeres Essen entspannt zusammen am Tisch.

Morgen sind noch 8 Beaufort angesagt, am Dienstag können wir ein Stück weiter. Dann entscheidet der Wetterbericht, wann es über die Biscaya nach Süden geht. Planungen sind schwierig, zurzeit ändern sich die Vorhersagen täglich. 

Die schönsten Momente: 

ULI:
ANUK gleitet wie von selbst durch die aufgewühlte See, läuft der brechenden See davon. Bordroutine stellt sich ein, dieser ganz eigene Rhythmus, das Zeitgefühl schaltet um.

Uta:
Der Moment als die Furcht vor den Bedingungen der Faszination für diese unglaubliche Naturgewalt wich. Die majestätische Schönheit dieser Berge aus Wasser. Die – wenn sie es erlauben – uns ganz behutsam mitsichtragen können. Mit treibender Musik auf den Ohren ein wahres Gänsehaut-Erlebnis (Danke an Michael und Dirk für die Playlists).

Mike:
Having joined the boat in Reykjavik I was very pleased to meet old friend Captain Astrid, Carola and Gunter from a previous Greenland voyage. We had a few great days together before heading out into the Atlantic with Captain Uli, first mate Uta and co deck hand and master food chopper with myself as ships cook. Big seas, high winds and the safe ship ANUK for 6 days was a wonderful experience with my good friends and very capable captain Uli. We decided to head to Ireland because of a storm forecast, in the Atlantic, and now we sit here in Broadhaven near Ballyglass, relaxing, telling stories and enjoying each other company on anchor. Good friends’ good food and great atmosphere. Thankyou captain Uli, lovely Uta and my Amigo sou chef Peter. 

Peter: 
Bei den Tagwachen waren die fantastischen Flugkünste der uns umrundenden Möwen zu bewundern, die schönste Ablenkung neben den schon beschriebenen gigantischen Wellenbergen für mich. Die Crew ist angenehm klein und sehr achtsam im Umgang mit dem Schiff aber auch einander gegenüber, so dass ich mich trotz der harten Wetterbedingungen außerordentlich geborgen und gut fühlte.

Text: alle