Ab in den Süden – via Irland

Broadhaven/Ballyglass

Kannten wir vorher auch nicht. Es liegt an der Westküste Irlands, relativ weit oben im Norden kurz hinter Erris Head. 

Seit wir in Island gestartet sind, erhalten wir täglich „gale warnings“ oder „strong gale warnings“.  Den jetzigen Starkwind wettern wir hier vor Anker ab, wesentlich komfortabler als draußen auf See. Wir genießen die Ruhe und ruhen uns aus. Es gibt frisch gebackenes Brot mit full-english-breakfast, Mittagsschlaf und ein leckeres Abendessen. Mittlerweile weht es mit über 30 kn, der Anker hält gut.

Wie war die Überfahrt:

Für Uta und Peter die erste richtige Offshore Strecke, mit gleich etwas rauheren Bedingungen. 6 Tage auf See, davon 5 Tage mit teilweise oder ganztägig 6 bis 8 Beaufort und einer Wellenhöhe von bis zu
7 m. Zum Glück, für Segler die aus Grönland kommen, ist es dabei angenehm warm. Uli steuert ab und zu selbst, ansonsten übernimmt der Autopilot die Arbeit zuverlässig. ANUK läuft gut nur unter Fock oder Groß mit Reff III und Fock. Die letzte Nacht müssen wir bei bis zu 40 kn so viel Höhe wie möglich laufen, um rechtzeitig am Sonntag anzukommen.

Irland war nicht wirklich geplant, allerdings eine Option. Island erst im September zu verlassen ist recht spät. Wie entscheidet man sich, wenn der Wetterbericht ein bzw. zwei Tiefdruckgebiete ankündigt, die quasi von Grönland bis Irland reichen:

  • Warten mit dem Risiko, dass es immer schwieriger wird.
  • Mit westlich verlaufendem Kurs irgendwie durchkommen. Unklar ist die genaue Route der Tiefs, so dass die Wetternavigation risikoreich ist. Navtex Warnungen melden bis zu Windstärke 10. Das Risiko da reinzugeraten besteht.
  • Ausweichen mit Umweg und dem Risiko ggf. unterwegs warten zu müssen. 

Für letzteres haben wir uns entschieden und deshalb sind wir jetzt in Irland. 

Bisher konnten wir ANUK unter harten Bedingungen nicht testen. Vor Abfahrt haben wir die Sturmfock vorbereitet, ein Jordan Series Drogue (Treibanker) ist an Bord. 

ANUK besteht den Test gut. Es bleibt komfortabel für die Crew. Wenn nicht gerade das Essen durch die Kajüte fliegt. Auch Peter und Uta werden nicht traumatisiert und genießen die Überfahrt.

Und jetzt ist eine Pause schön, leckeres Essen entspannt zusammen am Tisch.

Morgen sind noch 8 Beaufort angesagt, am Dienstag können wir ein Stück weiter. Dann entscheidet der Wetterbericht, wann es über die Biscaya nach Süden geht. Planungen sind schwierig, zurzeit ändern sich die Vorhersagen täglich. 

Die schönsten Momente: 

ULI:
ANUK gleitet wie von selbst durch die aufgewühlte See, läuft der brechenden See davon. Bordroutine stellt sich ein, dieser ganz eigene Rhythmus, das Zeitgefühl schaltet um.

Uta:
Der Moment als die Furcht vor den Bedingungen der Faszination für diese unglaubliche Naturgewalt wich. Die majestätische Schönheit dieser Berge aus Wasser. Die – wenn sie es erlauben – uns ganz behutsam mitsichtragen können. Mit treibender Musik auf den Ohren ein wahres Gänsehaut-Erlebnis (Danke an Michael und Dirk für die Playlists).

Mike:
Having joined the boat in Reykjavik I was very pleased to meet old friend Captain Astrid, Carola and Gunter from a previous Greenland voyage. We had a few great days together before heading out into the Atlantic with Captain Uli, first mate Uta and co deck hand and master food chopper with myself as ships cook. Big seas, high winds and the safe ship ANUK for 6 days was a wonderful experience with my good friends and very capable captain Uli. We decided to head to Ireland because of a storm forecast, in the Atlantic, and now we sit here in Broadhaven near Ballyglass, relaxing, telling stories and enjoying each other company on anchor. Good friends’ good food and great atmosphere. Thankyou captain Uli, lovely Uta and my Amigo sou chef Peter. 

Peter: 
Bei den Tagwachen waren die fantastischen Flugkünste der uns umrundenden Möwen zu bewundern, die schönste Ablenkung neben den schon beschriebenen gigantischen Wellenbergen für mich. Die Crew ist angenehm klein und sehr achtsam im Umgang mit dem Schiff aber auch einander gegenüber, so dass ich mich trotz der harten Wetterbedingungen außerordentlich geborgen und gut fühlte.

Text: alle

Ab in den Süden

Es ist soweit. ANUK hat ausklariert und ist bei Sonne und leichter Brise gestartet. Hier oben im. Nordatlantik wird es ungemütlich. Ein Tiefdruck Gebiet nach dem anderen passiert die Denmark Strait und Island.

Wenn alles klappt bekommen wir zwar viel Wind, aber überwiegend von achtern. Es kann also ein schneller Tripp werden. ANUK ist gut vorbereitet, die Crew (Uta, Peter, Mike und Uli) kennen das Boot und sind fit.

Die Tage in Reykjavik sind wie im Fluge vergangen. Abreise der alten Crew, Einkaufen, Schiff vorbereiten, …

Gestern legte noch die „Ocean Explorer“ an, gerade aktuell sehr bekannt geworden. Es ist das kleine Kreuzfahrtzschiff, dass in einem Fjord in Ostgrönland auf einem Stein hängen geblieben ist. Die Gegend ist mehr oder weniger nicht vermessen, so dass man sehr vorsichtig navigieren muss. Wir kennen das Problem.

Wir wünschen der alten Crew noch schöne Wandertage auf Island und uns eine nicht zu windige Überfahrt.

Text:Uli

Sommer und Sonne satt

Mit etwas Verspätung ist er angekommen, der grönländische Sommer. Während es in Europa unerträglich heiß ist oder schwere Gewitter sich austoben, genießen wir tagsüber angenehme 20° C in der Sonne. Sogar die Badewassertemperatur steigt gefühlt auf mehr als 5° C.

Dazu meistens klare Sicht, blauer Himmel. Der fehlende Wind erleichtert das Ankern, dafür müssen wir viel Diesel in Kanistern heranschaffen.

Nach zwei wunderschönen Ankerbuchten sind wir die letzten Tage für Crewwechsel (diesmal ganz entspannt) und Einkauf seit dem Wochenende in Kulusuk und jetzt Tasiilak.

An Land viele Touristen in Outdoor Kleidung und mit Wanderstiefeln sowie Rucksäcken unterwegs. 

Und in Tasiilak gestern und heute pünktlich morgens ab 06:00 Uhgr ein Cruise Ship, dass ankert und etwas später größere Mengen an Passagieren an Land schafft. Gestern war der Spuk nach drei Stunden vorbei, heute werden wir hoffentlich vorher auslaufen.

Wie verbringen wir unsere Tage hier:

Ankerbucht Marie Havn: Ein Teil der Crew geht ein paar Stunden wandern, der Rest fliegt Drohne und trainiert Start/Landung, liest, genießt die Stille, angelt oder macht Ausflüge mit dem Dinghy (Man kann es auch Fahrtraining „Außenborder“ nennen.)

Unmengen an Kaffee und Tee werden getrunken und lecker gekocht.

Ankerbucht Tasiilak: Pünktlich um 09:00 Uhr bewaffnet mit Sackkarren, Rucksäcken und Taschen unterwegs zum Supermarkt „Pilersuisoq“, vorher einen Abstecher in die Laundry. Es gibt hier einen Waschsalon mit netter Servicekraft, die für uns die zweite Maschine belädt.

Im Pilersuisoq die Überraschung. Er ist recht leer gekauft, kein Klopapier (kleines Déjà vu Erlebnis), kein frisches Gemüse außer Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch (Ich muss an Bilder britischer Supermärkte zu Brexit Anfängen denken.). Das gerade angekommene Versorgungsschiff NANOQ ARCTIC ist zwar gerade eingelaufen, aber noch nicht entladen.

Lebensmittel und Wäsche an Bord schaffen, Dieseltank füllen (drei Fahrten mit dem Dinghy und Kanistern zur Tankstelle. Dort ist es sehr eng und zu flach für ANUK.).

Zum Mittag Spitzkohlsalat und frische Hefe Teilchen (die gab es im Supermarkt). 

Zu unserer Überraschung kommt ein Däne vorbei und fragt, ob wir französisch sind. Er bietet uns frisch gefangenen Lachs an. Ein großer Lachs landet in der Kombüse und eine Tafel Schokolade wechselt den Besitzer. Und wir genießen im Backofen gedünsteten Lachs zum Abendessen. Sehr, sehr lecker. 

Das mit dem selbst Fisch fangen hat bisher leider noch nicht geklappt. Trotz intensiver Bemühungen einzelner Crewmitglieder. Vielleicht wird es die nächsten Tage besser.

Das Eis für die Sun Downer oder für den kalten Saft wird entweder unterwegs mit dem Kescher gefischt oder vom Dinghy aus abgehakt, wenn das Eis zu groß zum an Bord nehmen ist. Schmeckt einfach besser.

Und sonst: Landschaft bestaunen, Eisberge bewundern und fotografieren und Eintauchen in die Umgebung. Mehr braucht es nicht …

Text: ULI

Crewwechsel – Mission impossible oder „und wieder ein Bürotag auf dem Sonnendeck“

Anfang August: Der nächste Crewwechsel in Grönland steht an.

Plan A: Ankern vorm Constable Point – Nerlerit Inaat – der Flugpiste in the middle of nowhere, am ersten Seitenarm rechts im Scoresbysund, frische Crew aus Reykjavik einfliegen, alte Crew ausfliegen, Dinghi-Shuttle zur Anuk einsetzen.

Stop! – Plan A impossible – Stop – Eisschollenalarm auf dem Wasser im Seitenarm – Stop – kein Durchkommen mit Anuk zum Flugplatz – Stop

Nachricht an Crewfrischlinge auf Island: Plan A gecancelt – Wir arbeiten an einer Lösung

Plan B: Der reine Luftweg – Uli und Astrid funktionieren das Cockpit beherzt in ein Reisebüro um – telefonieren, mailen, organisieren einen ganzen Tag lang – es geht hin und her – Helikopterplätze sind rar – doch dann: 
Der Helicopterpilot (nett, verwegen, gutaussehend) fliegt die am Constable Point Gestrandeten, zuerst die der anderen Boote (Opal und Tilvera von Northsails), nach und nach in die Bucht von Ittoqqortoomiit, wo die Anuk vor Anker liegt.

Doch frei nach Bertold Brecht: Mach nur einen Plan, sei ein schlauer Wicht – und mach noch einen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht.

Der Helipilot

darf seine Flugzeiten nicht überstrapazieren, so müssen – trotz der Charmeoffensiven verschiedener Damen – Axel und Peter eine Nacht auf dem Flugplatz verweilen. Gern hätten die Jungs ihre Schlafsäcke dort unter dem Sternenzelt ausgerollt, oder im Hangar. Doch werden sie wiederholt und mit Nachdruck dazu „eingeladen“, sich ein Zimmer deutlich gehobenen Preisniveaus im anliegenden Holzhotel zu nehmen. Peter dazu: Müssen ja alle von wat leben, wa!

Am nächsten Tag sind dann alle glücklich an Ort und Stelle, Astrid mit Axel vereint, Crew vollständig an Bord und Ecki, die auf ihrem Rückweg auch im Holzhotel gestrandet war, auf dem Weg in die Heimat. Großen Dank an das Orgatalent der Kapitäninnen!

Text: Nane

Der Weg ist das Ziel?

Vor knapp 5 Jahren haben wir Grönland verlassen und es war klar, dass wir zurückkommen wollen. Die Ostküste sollte es ja auch nochmal sein. Einsam, mehr Eis und anspruchsvoller. Und jetzt sind wir hier, im größten Fjord der Welt, im berühmten Scoresbysund. Er hat es uns dieses Jahr nicht einfach gemacht. Nach dem kalten Winter in der Arktis hält sich das Eis hartnäckig und unsere Törnplanung geht nicht ganz auf. Mit uns warten einige Segler auf Island, wer Zeit hat vertreibt sich die Zeit einfach dort, andere sagen Etappen ab.

Wir sind die ersten dieses Jahr, die es nach Ittoqqortoormiit geschafft haben, wenige Tage später folgen weitere Yachten und auch ein Cruise Ship ankert in der Bucht.

Nachdem wir es hierher geschafft haben hängen wir in Ittoqqortoormiit mehr oder weniger fest. Der Rest des Fjords ist noch zu, selbst am Ankerplatz müssen wir ständig Eisschollen ausweichen. Mit TILVERA zusammen versuchen wir eine Fahrt in den Fjord, kommen nur langsam voran und brechen irgendwann ab.

Als Schiffsführung beobachtet man besorgt die Windvorhersagen, zum Glück bleibt es ruhig. Starker Südwind würde unser „Gefängnis“ Ittoqqortoormiit schnell sehr ungemütlich machen, die alternativen Ankerbuchten sind leider auch mit Eis gefüllt.

Auch wenn wir nicht weiterkommen gibt es viel zu sehen und zu unternehmen: den Strand der Kvalrosbukta um die Ecke erkunden, Paddel- oder Dinghyfahrten zwischen den Eisschollen, ein Landgang zur verlassenen Siedlung Kap Tobin, Gespräche mit anderen Reisenden oder das reduzierte Sortiment des Ladens inspizieren (Das Versorgungsschiff war dieses Jahr bei unserer Ankunft noch nicht da.). 

Den Kurs für „Slalomfahrt im Eis“ absolvieren natürlich auch alle erfolgreich. Mit etwas Übung lässt sich ANUK gut manövrieren.

Einmal trauen wir uns um Kap Swainson raus nach Norden. Es erwarten uns Nebel und Frost. Gelegentlich wird uns ein kurzer Blick auf die Küste gegönnt. Unser Ziel Sandbach Halvø am Kolding Fjord ist nur auf dem Radar zu erkennen. Der Strand mit Hütte taucht erst schemenhaft im Nebel auf als wir dicht davor sind. Dass derzeit dort stationierte Forschungsteam aus Frankreich entdeckt uns trotzdem. Der Landgang fällt wegen des Nebels kurz aus, es ist zu gefährlich (Eisbären). Die Crew besucht kurz die Forscher:innen und lädt sie ein uns an Bord zu besuchen. So sitzen wir abends dann zusammen und erfahren viel über Krabbentaucher und diskutieren über veränderte klimatische Verhältnisse usw. Was mich überrascht, alle drei sind die fünf Wochen hier auf Grönland während ihres Urlaubs. Sie fangen Krabbentaucher und befestigen kleine Sender an ihnen. So kann untersucht werden, wo sie sich aufgehalten und wohin die Vögel im Laufe des Jahres ziehen. Anscheinend kehren sie immer wieder zur selben Brutkolonie zurück (hier sollen es über 100.000 Tiere sein.). 

Auch an diesem Ankerplatz beschäftigt uns treibendes Eis. Weiter nördlich ist noch alles zugefroren, der Fjord westlich ist ebenfalls noch eisbedeckt. Die Captain entscheidet um 02:00 Uhr wieder nach Süden Richtung Scoresbysund zu laufen. In der Hoffnung vor dem nächsten Windfeld, was die Eisbedingungen wieder ändern kann, in den Scoresbysund zurückzukommen. Klappt leider nicht. Wir laufen mit bis zu 25 kn Wind im dichten Nebel nach Süden. Der Nebel gefriert und das Rigg wird von einem Eisfilm bedeckt. Da sich die Bedingungen an Kap Hodgson nicht bessern laufen wir am frühen Morgen in die Buchten hinter Raffles Ø ein. Wind und Nebel bleiben draußen, unsere Ziel, ein Ankerplatz im Lillefjord (Kangertivatsiákajik) ist mit frischen Eis bedeckt. Es ist zum Glück so ruhig, dass wir uns einfach ein paar Stunden treiben lassen. Die Landschaft ist atemberaubend, die Sonne angenehm warm. Das Eis aus dem Rigg taut schnell und prasselt an Deck. Der Windmesser funktioniert irgendwann auch wieder. 

Welch ein Kontrast zum Wetter des Vortages und der Nacht.

In der darauf folgenden Nacht nutzen wir eine Windpause und kommen wieder gut zurück nach Ittoqqortoormiit. Die dort auf uns wartenden Infos zum Crewwechsel sorgen für Unruhe, Captain Uli fühlt sich an Büroalltag erinnert (siehe folgenden Blogbeitrag).  

Schon ein komisches Gefühl, nach fünf Jahren, einem Jahr Planung und drei Monaten Anreise jetzt hier zu sein und doch nicht so ganz. Es kommt doch immer alles anders. Das Wetter bestimmt hier alles und wir müssen uns immer wieder darauf einstellen. Manchmal ist es frustrierend, manchmal betrachtet ich das Geschehen mit Sorge und ganz ganz oft ist es einfach nur faszinierend. 

Wer es noch nicht kann lernt Gelassenheit, die Dinge zu nehmen wie sie kommen. Nächtliche Ankerwachen wegen der Eisschollen sind z.B. eine gute Gelegenheit für philosophische Gespräche.

Was folgt berichtet wer anders.

Text: ULI (03.08.2023)

Kontraste

Mittwoch der 21.06.

Kurz nach dem Losfahren gestern gibt es Kühlwasseralarm. Wir rollen die Genua aus und Captain Uli macht sich auf Fehlersuche. Der Seewasserfilter ist leider nicht dicht, es kam ja auch Wasser aus dem Auspuff. Wir haben Kühlwasser in der Motorbilge, keine schöne Erkenntnis.

Kurzentschlossen die Entscheidung der Captain Uli: Wir fahren zurück in den kleinen Hafen neben der Ankerbucht. Also kreuzen wir unter Genua zurück bis kurz vor den Anleger. Die zwei Minuten für das Anlegemanöver verträgt der Motor ohne Kühlwasser.

Jörg und Uli suchen das Leck im Kühlwassersystem. Mechaniker Ingo ist so nett und unterstützt per WhatsApp. Die Diagnose ist nicht schön: Die Kühlwasserpumpe leckt.

Es folgen Versuche in Norwegen Mechaniker oder Nanni Vertretung ans Telefon zu bekommen. Erfolglos, Norwegen macht pünktlich Feierabend.

Am Donnerstag Morgen klemmt sich Uli um 07:30 wieder ans Telefon. Alle sind hilfsbereit und freundlich. Eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord und bestellt für uns eine neue Pumpe. Morgen früh soll sie kommen. Von solchen Lieferzeiten träumen wir in Deutschland.

Wir haben hier unglaubliches Glück im Unglück: Ein netter Ort mit Supermarkt und Kaffee Rösterei mit Café. Hilfe und Support. Der Steg sieht marode aus, ist aber stabil. Das Wasser klar und warm. Es gibt eine Bus- und Fährverbindung nach Tromsö, sodass die Abreise mit Flügen nicht gefährdet ist. Es hätte uns schlimmer treffen können.

Traumwelten, Mitternachtssonne und Korallenstrand

Die kleine Insel Meløyvær hat viel zu bieten. Insbesondere bei sonnig, warmen Wetter, dass uns für ein paar Tage gegönnt wird.

Am Freitag waren wir lange 12 Stunden unterwegs, davon gut 8 Stunden kreuzend mit Fock und Groß. Direkte Strecke sind es abends dann „nur“ 35 sm, davon gerade die Hälfte unter Segel. Der Track auf dem Tablet zeigt 58 sm Strecke an. Es hat auf jedem Fall Spaß gemacht ohne Welle hoch am Wind dahinzugleiten.

Auch Samstag kreuzen wir wieder, solange es noch Wind gibt. Um dann zwischen vielen kleinen Schären durch türkis farbenes Wasser zu gleiten. Das Wasser ist unglaublich klar, Boden und Ufer bestehen aus Korallensand, hell in der Sonne leuchtend.

Wir sind mit der Orion auf Meløyvær verabredet. Dort leben ganzjährig nur 10 Menschen wie wir erfahren, dank HomeOffice bleiben viele Hausbesitzer mittlerweile aber länger. 

Wir legen an der Pier des Dorf-Pub an. Leider einen Tag zu spät für einen Abend mit Livemusik. Der Wirt schließt noch einmal auf und wir bekommen frisch gezapftes lokales Bier. Herrlich lecker.

Das Licht des Nordens und später die Mitternachtssonne begeistern uns alle, fast magische Momente. Gemeinsam oder einzeln erkunden alle die Insel, Hügel und Korallenstrände. 

Abends läuft die Orion ein. Danke für den Tipp. 

Es gibt viel zu erzählen, der Grill wird angeschmissen. Unter Peters Anleitung und Hilfe kommt die Captain Uli auch mit dem Pactor Modem einen „wesentlichen“ Schritt weiter. Technik läuft, nur eine Station zu erreichen bekommen wir an dem Morgen nicht hin. 

Andenes suchen wir auf, um es mit Whalwatching zu versuchen. Leider wie bei Ulis letzten Versuchen 2008 erfolglos. Immerhin gibt es einen neuen, ausreichend großen Gästeschwimmsteg im Hafen und die Crew kann den Supermarkt leer kaufen.

Spiegelglatte See und etwas diesiges Wetter lassen die Landschaft um uns herum unwirklich erscheinen. Vor schneebedeckten Bergen flache, dicht begrünte Inseln. 

Wir ankern gerade an der Ostseite der Landzunge Stonglandet. Noch einmal eine recht einsame Bucht bevor wir uns Tromsø nähern. Der Tag beginnt gemütlich. Alle sind spät ins Bett gekommen, das Licht der Mitternachtssonne war einfach zu schön. Und herrlich still und entspannt, aus der Zeit gefallen. 

Nach erfolgreichem Dorschfang von Jörg ist es abends zu spät gewesen den Fisch noch zu braten. Uli hat einen Stein übersehen und das Ankermanöver dauert etwas länger. Das steigende Wasser musste die ANUK erst wieder freigeben.

Tage voller Kontraste

15.06.

Henningsvær hat eine spannende Mischung. Zum Teil eine alte Fischersiedlung mit spuren sterbender Fischindustrie und Trockenfischproduktion. Und trotzdem ein Touristennest. Viele Restaurants säumen den Hafen. Es gibt etliche Souvenirgeschäfte, Glasbrennerei und Kerzenmanufaktur. Die Stadt hat sich trotzdem das gewisse Etwas erhalten, einen ganz eigenen Charme.

Crew und Captain erkunden die Stadt, ergänzen die Vorräte. 

Michaela bestaunt Tulpen und Osterglocken. Pünktlich laufen wir wieder aus und wir motoren mangels Wind Richtung Stora Molla, Gullvika. 

Es nieselt und ist trübe. Die Wolken fallen förmlich die Berghänge hinunter. Etwas später zeigt sich kurz die Sonne und Berge mit Schneefeldern tauchen auf. Wenn auch nur kurz, als Vorboten des vorhergesagten guten Wetters.

Trotzdem ist die Ankerbucht beeindruckend. Der Grill wird angeschmissen und zur Verdauung die Bucht rudernd erkundet.

Um nächsten Morgen blicken wir staunend in strahlend blauen Himmel. Welch eine Verwandlung um uns herum.

Der Tag wird mit Frühstück, Sonnenbad und Landgang gemütlich verbracht. Es ist fast zu heiß. Zum Glück verlassen die zwei am Schwimmsteg liegenden Yachten früh die Bucht, sodass wir sie für uns haben. Michaela sammelt die Würze für ihren Lofoten-Gin.

Pünktlich um 17:00 Uhr sind wir dann im Trollfjord, um dem Hurtigruten Schiff beim Manöver im Fjord zuzusehen.

Die schroffen Berge mit Schneefeldern und voller Trolle sehen bei klarer Luft zum Greifen nahe aus. 

Mit welcher Wucht der Sommer hier ankommt. Hoffen wir, dass er nicht genauso schnell wieder geht.

18.06.

Und jetzt sind wir schon nördlich der Lofoten. Nach dem Raftsund gab es guten Wind aus Nord und wir sind gestern 8 Stunden nach Norden gekreuzt. Dank der neuen Segel und dem glatten Wasser ohne Welle läuft ANUK hervorragend. Der Kreuzwinkel kann sich sehen lassen, zur Freude der Captain.

Die Landschaft verändert sich. Es gibt mehr Flachland, die Berge sind weniger hoch. Um den Wind so abzulenken, dass man immer genau gegen an muss reicht die Berghöhe dann doch. 

Die Sonne ist wunderbar warm, auch um Mitternacht noch. Der Wind ist weiterhin kalt, Jörg und Uli genießen trotzdem die Beinfreiheit ihrer kurzen Hosen.

Nusfjord

Das Motto des heutigen Tages ist laut Suse „Rückwärts fahren“.

Wir parken im idyllischen oder auch pittoresken kleinen Hafen Nusfjord rückwärts ein. Es klappt auf Anhieb.

Die Crew erkundet nach beschwerlichem Ausstieg mit vielen anderen Touristen den kleinen Museumsort. Das falsche Versprechen des bald steigenden Wasserstandes verleitet zum Restaurantbesuch, um dann pünktlich kurz vor Niedrigwasser wieder an Bord klettern zu müssen. Dank dieser Verzögerung wurde uns der Besuch der norwegischen Küstenwache vergönnt.

Rückwärts Teil II ist dann der Versuch eine definitiv zu kleine Ankerbucht anzulaufen. Die Bucht von Æsøy ist traumhaft schön mit weißem Sandstrand. „Es ist zu eng“ entscheidet die Captain und es geht rückwärts bis Platz zum Drehen auf der Stelle ist.

Rückwärts Teil III dann Einfahren in die Ankerkette am etwas verkehrstechnisch günstig gelegenem Ankerplatz östlich der Ortschaft „Steine“.

Text: Suse

Reine/Lofoten

Manche Dinge wiederholen sich. Beim Crewwechsel in Trondheim wurde die neue Crew mit Starkwind und Regen begrüßt. Statt Segeln heißt es bei Kälte und Regen warten und sich die Zeit mit Landgang oder Uli bei Arbeiten an Bord zu unterstützen.

In Bodø wiederholt sich das ganze leider. Kaum ist die neue Crew am Sonntag morgen vollständig angereist stürmt und regnet es. Da Bodø nicht gerade eine spannende Stadt ist und man auch draußen sofort gut durchnässt ist hat Uli einige Hilfe.

Wofür das alles: Für Tage wie heute. Wir stehen morgens um 05:00 Uhr auf. Der Wind hat leicht abgenommen. Die Zeit für ein Frühstück und den zweiten Teil der Einweisung ins Schiff ist so sichergestellt. Wir laufen um 07:30 Uhr aus, anfangs reichen gerefftes Großsegel und Fock. Später laufen wir unter Vollzeug am Wind Richtung Lofoten. 

Ein paar Stunden später erkennt man weiße Schneeflecken am Horizont. Dier Sonne schafft es ab und zu kurz die Wolkendecke zu durchbrechen.

Und etwas später dann Berge voraus, mit Flecken blauen Himmels, vor uns erscheint das wunderschöne Panorama der Lofoten. Wir rauschen dem Ort Reine mit 7 kn Fahrt entgegen.

Und jetzt liegen wir hier mitten in der Postkarten-Idylle. Glücklich und zufrieden nach dem ersten Segeltag der vierten Etappe. Und der Wetterbericht verspricht gutes Wetter und keinen Starkwind für die nächsten Tage. Vielleicht kommt der Sommer jetzt doch nach Norwegen.

Text: Uli