Broadhaven/Ballyglass
Kannten wir vorher auch nicht. Es liegt an der Westküste Irlands, relativ weit oben im Norden kurz hinter Erris Head.
Seit wir in Island gestartet sind, erhalten wir täglich „gale warnings“ oder „strong gale warnings“. Den jetzigen Starkwind wettern wir hier vor Anker ab, wesentlich komfortabler als draußen auf See. Wir genießen die Ruhe und ruhen uns aus. Es gibt frisch gebackenes Brot mit full-english-breakfast, Mittagsschlaf und ein leckeres Abendessen. Mittlerweile weht es mit über 30 kn, der Anker hält gut.
Wie war die Überfahrt:
Für Uta und Peter die erste richtige Offshore Strecke, mit gleich etwas rauheren Bedingungen. 6 Tage auf See, davon 5 Tage mit teilweise oder ganztägig 6 bis 8 Beaufort und einer Wellenhöhe von bis zu
7 m. Zum Glück, für Segler die aus Grönland kommen, ist es dabei angenehm warm. Uli steuert ab und zu selbst, ansonsten übernimmt der Autopilot die Arbeit zuverlässig. ANUK läuft gut nur unter Fock oder Groß mit Reff III und Fock. Die letzte Nacht müssen wir bei bis zu 40 kn so viel Höhe wie möglich laufen, um rechtzeitig am Sonntag anzukommen.
Irland war nicht wirklich geplant, allerdings eine Option. Island erst im September zu verlassen ist recht spät. Wie entscheidet man sich, wenn der Wetterbericht ein bzw. zwei Tiefdruckgebiete ankündigt, die quasi von Grönland bis Irland reichen:
- Warten mit dem Risiko, dass es immer schwieriger wird.
- Mit westlich verlaufendem Kurs irgendwie durchkommen. Unklar ist die genaue Route der Tiefs, so dass die Wetternavigation risikoreich ist. Navtex Warnungen melden bis zu Windstärke 10. Das Risiko da reinzugeraten besteht.
- Ausweichen mit Umweg und dem Risiko ggf. unterwegs warten zu müssen.
Für letzteres haben wir uns entschieden und deshalb sind wir jetzt in Irland.
Bisher konnten wir ANUK unter harten Bedingungen nicht testen. Vor Abfahrt haben wir die Sturmfock vorbereitet, ein Jordan Series Drogue (Treibanker) ist an Bord.
ANUK besteht den Test gut. Es bleibt komfortabel für die Crew. Wenn nicht gerade das Essen durch die Kajüte fliegt. Auch Peter und Uta werden nicht traumatisiert und genießen die Überfahrt.
Und jetzt ist eine Pause schön, leckeres Essen entspannt zusammen am Tisch.
Morgen sind noch 8 Beaufort angesagt, am Dienstag können wir ein Stück weiter. Dann entscheidet der Wetterbericht, wann es über die Biscaya nach Süden geht. Planungen sind schwierig, zurzeit ändern sich die Vorhersagen täglich.
Die schönsten Momente:
ULI:
ANUK gleitet wie von selbst durch die aufgewühlte See, läuft der brechenden See davon. Bordroutine stellt sich ein, dieser ganz eigene Rhythmus, das Zeitgefühl schaltet um.
Uta:
Der Moment als die Furcht vor den Bedingungen der Faszination für diese unglaubliche Naturgewalt wich. Die majestätische Schönheit dieser Berge aus Wasser. Die – wenn sie es erlauben – uns ganz behutsam mitsichtragen können. Mit treibender Musik auf den Ohren ein wahres Gänsehaut-Erlebnis (Danke an Michael und Dirk für die Playlists).
Mike:
Having joined the boat in Reykjavik I was very pleased to meet old friend Captain Astrid, Carola and Gunter from a previous Greenland voyage. We had a few great days together before heading out into the Atlantic with Captain Uli, first mate Uta and co deck hand and master food chopper with myself as ships cook. Big seas, high winds and the safe ship ANUK for 6 days was a wonderful experience with my good friends and very capable captain Uli. We decided to head to Ireland because of a storm forecast, in the Atlantic, and now we sit here in Broadhaven near Ballyglass, relaxing, telling stories and enjoying each other company on anchor. Good friends’ good food and great atmosphere. Thankyou captain Uli, lovely Uta and my Amigo sou chef Peter.
Peter:
Bei den Tagwachen waren die fantastischen Flugkünste der uns umrundenden Möwen zu bewundern, die schönste Ablenkung neben den schon beschriebenen gigantischen Wellenbergen für mich. Die Crew ist angenehm klein und sehr achtsam im Umgang mit dem Schiff aber auch einander gegenüber, so dass ich mich trotz der harten Wetterbedingungen außerordentlich geborgen und gut fühlte.
Text: alle